Notebooks aus Taiwan überrollen Hamburger Lösungsgeschäft

11.04.1999
HAMBURG: Nicht nur Broadliner und Spezialisten haben in der Distributions-Landschaft eine Existenzberechtigung, auch andere Lebensformen blühen. So klinken sich zum Beispiel immer wieder Systemhäuser - wie das Hamburger Unternehmen Proxicom - in den Großhandel ein.

"Eigentlich sind wir im PC-Lösungsgeschäft beheimatet. Doch jetzt überrollt uns geradezu der Erfolg mit der Notebook-Distribution", erklärt Kullen Bronst, einer der beiden Geschäftsführer der Proxicom EDV Handel und Dienstleistungen (oHG) in Hamburg. "Das Lösungsgeschäft bleibt aber ganz klar bestehen, denn damit machen wir unser Geld", heißt es weiter vom norddeutschen Geschäftsmann.

KEINE GESCHÄFTE MIT HÄNDLERKUNDEN

Richtig angefangen hat es mit dem Notebook-Handel erst in diesem Sommer, jetzt soll ein entsprechendes Händlernetz aufgebaut werden: "Wir wollen das Geschäft an die Partner weitergeben und ihnen keinesfalls Kunden abspenstig machen, denn alleine schaffen wir das Pensum gar nicht", versichert Bronst und erläutert weiter: "Wenn wir auch nur ein Geschäft mit einem Händlerkunden machen würden, dann bekämen wir so viel Negativpropaganda - das können wir uns gar nicht leisten."

Proxicom bezieht die Notebooks direkt von taiwanischen Herstellern, um sie dann in der eigenen Werkstatt mit den vom Kunden gewünschten CPUs, Festplatten sowie Speichermodulen zu versehen und nach einer Endkontrolle unter dem eigenen Brand "Bookster" weiterzuverkaufen. "Lieferschwierigkeiten haben wir aufgrund des Erdbebens - toi, toi, toi - bislang noch nicht. In zwei Wochen werde ich außerdem nach Taiwan fliegen, um mit unseren Lieferanten zu sprechen", will der Disti-Neuling seine guten Beziehungen nach Fernost deutlich machen.

Bis Ende des Jahres rechnet Bronst mit 1.500 verkauften tragbaren Computern. Bislang machen Ketten das Gros der Kundschaft aus: Karstadt, Brinkmann und demnächst wohl auch PC-Spezialist. In Zukunft sollen aber auch Händler mitmischen. Proxicom veranstaltete bereits einen Workshop in Hamburg, um dort erstens sich selbst und zweitens die Produkte vorzustellen, zu denen seit neuestem auch Flachbildschirme vom Mermaid Ventura zählen. Die Veranstalter rechnen mit 30 bis 40 Teilnehmern.

DER WUNSCH IST HIER BEFEHL

"10 bis 15 Prozent Marge können die Händler mit unseren Notebooks machen", will der Geschäftsführer das Interesse potentieller Partner wecken. Außerdem: "Wer ganz dringend eine bestimmte Konfiguration braucht, der bekommt sie auch sofort", versichert Bronst. Ob er dieses Versprechen auch erfüllen kann, wenn in Bälde immer mehr Sonderwünsche eingehen sollten? "Bisher haben wir es immer geschafft. Und wenn es nötig ist, besorgen wir uns eben die entsprechende Manpower", erklärt er siegesgewiß. Letztes Jahr arbeitete man in seinem Unternehmen schließlich nur zu dritt, heute stehen bereits elf Leute auf der Gehaltsliste.

Noch als reines Systemhaus agierend, setzte Proxicom im vergangenen Jahr 1,6 Millionen Mark um. Dazu trugen auch die im Hause assemblierten PCs bei, von denen monatlich 20 bis 30 Stück im Projektgeschäft verkauft werden. "Für dieses Jahr hatten wir 3,6 Millionen geplant, aber das werden wir um Längen übersteigen", erklärt Bronst selbstbewußt. Jedenfalls habe er noch mehrere heiße Eisen im Feuer, im Distributionsgeschäft genauso wie auf der Systemhausschiene. (via)

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