Notebooks boomen - aber wer ist der Nutznießer?

13.02.2003

Jubel, Tusch und Freudensprung: Der Notebook-Markt sorgte mit einem fantastischen Plus von über 53 Prozent im Weihnachtsquartal endlich mal wieder für eine gute Nachricht im ansonsten depressiven IT-Deutschland. Erst der zweite Blick, nämlich auf die Anbieter, zeigt eine irritierende Verschiebung in der Ranglistenfolge. Auf den ersten beiden Plätzen der Gartner-TopTen finden sich zwei klassische Retail-Marken.

Okay, an Gericom hat man sich ja schon während des vergangenen Jahres gewöhnt, aber auf dem Thron sitzt erstmals mit Medion ein reinrassiger Promotion-Anbieter. Dieser hat mit einem einzigen "Schnell rein - schnell raus"-Deal bei Aldi fast genauso viele Notebooks an den Kunden gebracht wie die beiden bekannten A-Brands Toshiba und HP zusammen über den Retail- und Fachhandelskanal.

Was bedeutet das? Ist der Notebook-Markt endgültig verloren für Markenhersteller und Fachhändler? Werden die Mobilen bald nur noch von B-Brands und Nonames in Food-Ketten verramscht? Nein, ganz bestimmt nicht! Es ist wohl wahr, dass verstärkt Privatkunden Notebooks gekauft haben. Es ist ebenfalls wahr, dass im vierten Quartal neben den klassischen Kanälen auch einige Lebensmittel-Discounter am Weihnachtshype partizipierten. Doch jetzt kommt ein großes ABER. Bis auf wenige Ausnahmen konnten auch etablierte A-Brands zum Teil massiv zulegen. Und das nicht nur im Retail- und Food-Kanal, obwohl Letzterer für rund ein Viertel aller potenziellen Käufer in Deutschland zu einem etablierten IT-Einkaufsmarkt geworden ist. Vielmehr punkteten zahlreiche Anbieter mit einer Zwei-Produktgruppen-Strategie bei Privat- und Businesskunden gleichermaßen. Für jeden Absatzkanal und für jede Kundengruppe gibt es eigene Produkte zu genau kalkulierten Preispunkten. Das belegen etwa der kometengleiche Aufstieg von Acer um sagenhafte 130 Prozent und das überdeutliche Wachstum von FSC um knapp 63 Prozent. Wie FSC-Deutschlandchef Uli Kemp bestätigte, wuchs der Notebook-Absatz nicht nur im Retail, sondern auch um 40 Prozent im Fachhandelskanal. Natürlich gibt sich die Business-Kundschaft immer noch etwas zurückhaltend. Nur die notwendigsten Projekte und Ersatzkäufe werden derzeit durchgeführt. Aber die Nachfrage der SMB-Kundschaft ist ungebrochen hoch. Und auch der Bedarf der größeren Geschäftskunden wird wieder wachsen. Dabei erwarten viele Marktkenner eine Art "Käuferumleitung", sodass innerhalb der nächsten vier, fünf Jahre ein Fifty-Fifty-Verhältnis von Desktop und Notebook entsteht.

Und wie übersteht man als Fachhändler die Zwischenzeit? Durch gute Beratung, verstärkte Lösungsangebote und eine ausgewogene Produktauswahl. Auch die Preispunkte sollten wohlbedacht sein. Wie Gartner feststellte, akzeptierten die Kunden vor allem das mittlere Preissegment zwischen 1.200 und 1.800 Euro. Höhere Preise werden - das ist kaum verwunderlich - weder von Privat- noch Businesskunden akzeptiert. Aber auch zu "billige" Geräte, also unter 999 Euro, sind den Käufern oftmals suspekt. HP machte beispielsweise diese schmerzliche Erfahrung, während Acer und Gericom damit gut gefahren sind. Das ist ein deutliches Indiz für den Channel, dass der Kunde für Markenware einen wohldosierten Preis erwartet. Und damit sollte der Fachhandel doch bestens im Rennen um die Gunst qualitätsbewusster Käufer sein.

Ulrike Goreßen

ugoressen@computerpartner.de

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