Notebooks und Preisdruck beeinflussen den PC-Markt

20.02.2003
Die anhaltende Wirtschaftsschwäche sorgte für den IT-Markt selbst im traditionell umsatzstärksten vierten Quartal für leicht rückläufige Absätze. Dennoch machte IDC mit den Notebooks einen eindeutigen Liebling der Käufer aus. Aber auch das Serversegment konnte sich spürbar erholen. Für 2003 erwarten die Analysten eine leichte Erholung des Gesamtmarktes.

Die endgültigen Zahlen des Marktforschers IDC zum deutschen PC-Markt im vierten Quartal 2002 sorgten für Verwirrung. Anders als bei Gartner Dataquest (siehe ComputerPartner 06/03, Seite 14) spielt Aktionsanbieter Medion bei IDC nicht die Hauptrolle im PC-Krimi. Statt mehr als 472.000 Geräte soll das Unternehmen laut IDC nur 104.000 Geräte unter seinem Markennamen verkauft haben. Doch wo sind die restlichen 360.000 PCs und Notebooks verblieben? Der Erklärungsansatz von IDC, Medion sei bekanntermaßen ein großer OEM-Lieferant, unter anderem für HP, kann nicht der ausschlaggebende Grund für diese unterschiedlichen Zahlen sein, da HP in der IDC-Zählung nur 20.000 Stück mehr verkauft hat als nach Ansicht von Gartner. Somit ist der Verbleib von 340.000 Geräten immer noch ungewiss.

FSC weiterhin die Nummer eins

Doch nun zurück zu IDCs finalen Daten für das Q4 2002. Nach Ansicht der Marktforscher konnte der deutsche PC-Markt keineswegs im vierten Quartal 2002 zulegen, er verlor nach ihrer Rechnung vielmehr 3,5 Prozent Volumen. Andererseits hatte die bewährte alte Reihenfolge der Top-Anbieter Bestand. So sehen die Analysten von IDC weiterhin FSC mit einem Marktanteil von knapp 19 Prozent auf dem deutschen PC-Thron, auch wenn die Bad Homburger überdurchschnittlich viel verloren. Im Serverbereich (Intel-basierend) belegt FSC hinter HP Rang zwei. Aber der Server-Thron ist nicht allein entscheidend für die Marktanteile. Insgesamt mussten die Böblinger ein dickes Minus von mehr als 31 Prozent verkraften, bleiben aber weiterhin auf Platz zwei. Vor allem im Consumer-Markt verlor das Unternehmen überproportional, fokussiert nun aber verstärkt den Business-Sektor.

Den dritten Rang belegt wie gehabt Direktanbieter Dell. Dank seiner weiterhin preisaggressiven Vorgehensweise konnte das Unternehmen besonders im SMB-Bereich sichtbar zulegen. Insgesamt wuchs Dells Marktanteil um über zwölf Prozent.

Den größten Sprung aber machte Acer. Der taiwanische Hersteller verbesserte sich vom sechsten auf den vierten Rang. Im Notebook-Markt belegt Acer sogar den ersten Rang, sowohl im Consumer- als auch im Business-Bereich. Bei den Geschäftskunden löste das Unternehmen somit IBM an der Spitze ab. Big Blue liegt nun in diesem Marktsegment auf Rang fünf, hinter Sony und Toshiba.

Erst auf den fünften Platz des Gesamt-Rankings setzt IDC dann Aktionsanbieter Medion. Aufgrund ihrer deutlichen Verluste rutschten auch die beiden Local Player Vobis und Actebis um einige Plätze nach unten. Vobis verlor seinen ersten Platz im Marktsegment Consumer-PCs an Medion und fiel auf den dritten Platz zurück, konnte aber signifikante Zuwächse im Notebook-Bereich vermelden.

Rundherum positiv verlief es hingegen bei Maxdata. Dank eines starken Zuwachses im Bereich der Intel-basierenden Server (jetzt auf Rang fünf) und auch eines stabilen Desktop-Geschäftes, konnten sich die Marler mit einem Plus von knapp vier Prozent vor Actebis setzen.

Der PC-Markt im Einzelnen

Die Nachfrage nach Consumer-PCs blieb auch im Weihnachtsgeschäft sehr schwach. Insgesamt wurden 1,479 Millionen Desktops verkauft. Das bedeutet im Vergleich zum Vorjahresquartal einen Rückgang um zwölf Prozent. Vor allem der Consumer-Markt brach um 14 Prozent ein, der Business-Bereich "nur" um neun Prozent.

Mit einer verkauften Stückzahl von 543.000 legte der Notebook-Markt um satte 28,7 Prozent zu. Die Privatkunden zeigten eine besondere Mobil-Affinität (plus 59 Prozent). Aber auch im Business-Segment ist ein Plus von 15 Prozent ein Indiz für eine deutliche Nachfragebelebung. Nach zwei eher flauen Quartalen legte der deutsche Markt für Intel-basierende Server ebenfalls wieder zu und steigerte die Stückzahlen um 11,9 Prozent auf 59.000.

Der beste Monat für größere IT-Einkäufe war der November, zumindest wenn man als Kunde vor allem nach dem Preis schaute. Nicht nur Notebooks, auch günstige Desktops wurden verstärkt nachgefragt. Da jedoch auch die Preise für Prozessoren und Speicher sanken, konnten die Anbieter diesen Preisrutsch ohne allzu massive Verluste bei den Margen verkraften. Im Dezember zogen die Preise wieder leicht an, was nach Ansicht der Marktforscher zu einer leichten Nachfragedelle im ersten Quartal 2003 führen könnte.

Dennoch erwartet IDC für das aktuelle Jahr eine leichte Erholung des Marktes um 3,3 Prozent. Die deutlichsten Zuwächse werden aber erst im zweiten Halbjahr spürbar sein. Allen voran sorgen die Privatkunden sowie die anhaltend gute Nachfrage aus dem SMB-Bereich für einen Auftrieb. Erst in der zweite Jahreshälfte werden dann auch vermehrt Großkunden wieder in IT investieren.

www.idc.com

ComputerPartner-Meinung:

Kein andrer Markt hat unter der schlechten Wirtschaftsstimmung so sehr zu leiden wie der deutsche IT-Markt. Das ist bitter. Aber andererseits bieten sich mit Notebooks und Servern immerhin zwei Produktgruppen als Retter an. Die Nachfrage der Käufer ist vorhanden, nun muss sie nur mit den richtigen Produkten, Dienstleistungen und Preispunkten befriedigt werden. Dann kann vielleicht auch die große Gruppe der unentschlossenen Geschäftskunden überzeugt werden, in interessante IT-Projekte zu investieren. (go)

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