Was bringt die Mehrwertsteuer-Senkung?

Notebooksbilliger.de hofft auf gesteigerte Kauflust



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Notebooksbilliger.de ist einer von vielen Händlern, welche die im Zuge der Corona-Krise eingeführte Mehrwertsteuer-Senkung an die Kunden weitergeben will. Doch Umfragen zeigen, das die Verbraucher darauf nur zögerlich reagieren.
Händler wie Notebooksbilliger.de setzen auf die Zugkraft der Mehrwertsteuersenkung. Doch ist unklar, wie viel das den Verbrauchern tatsächlich nützt.
Händler wie Notebooksbilliger.de setzen auf die Zugkraft der Mehrwertsteuersenkung. Doch ist unklar, wie viel das den Verbrauchern tatsächlich nützt.
Foto: NBB

Seit dem 1. Juli 2020 gilt die von der Bundesregierung beschlossene Senkung der Mehrwertsteuer. Notebooksbilliger.de (NBB) zählt dabei zu den Händlern, welche die Mehrwertsteuersenkung über das gesamte Sortiment vollständig an die Kunden weitergeben wollen. Auch vorbestellte oder teilgelieferte Aufträge werden automatisch mit der nun geltenden Mehrwertsteuer ausgeliefert. Punkt 16:16 Uhr startete zudem am 1. Juli die neueste "Black Week" des Elektronikversenders, die mit weiteren Rabatten von bis zu 40 Prozent auf ausgewählte Produkte "außerordentliche Rabatte für eine außerordentliche Zeit" bietet.

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Notebooksbilliger.de will damit den Anspruch auf das beste Preis-Leistungsverhältnis für Elektronik bekräftigen und durch die Umsetzung der Maßnahme der Bundesregierung die Kauflaune der Kunden anheizen. "Gerade in dieser Zeit ist es notwendig, die digitale Transformation in der Gesellschaft noch stärker zu fördern. Wir wollen mit dem bewusst gewählten Start der Black Week an diesem Tag unseren Teil dazu beitragen, unseren Kunden in dieser herausfordernden Zeit mit attraktiven Angeboten zur Seite zu stehen", erklärt der NBB-Vorstandsvorsitzende Oliver Hellmold.

Studie: Niedrigere Mehrwertsteuer kommt kaum bei Verbrauchern an

So gut Aktionen wie die von Notebooksbilliger.de auch gemeint sind, laut einer Studie des Verbraucherforums Mydealz.de profitieren die Verbraucher dennoch kaum von der niedrigeren Mehrwertsteuer: Im Vergleich zum Juni seien die Preise für die Mehrheit der Produkte zwar gesunken, im Schnitt aber nur um 1,13 Prozent.

Mydealz hat dafür Mitte Juni und Anfang Juli 2020 händlerübergreifend die durchschnittlichen Marktpreise von insgesamt 1.000 Produkten aus zehn verschiedenen Warengruppen ermittelt. Der direkte Vergleich zeigt: Zwar sind 56,01 Prozent der Produkte heute günstiger als noch Mitte Juni. Nur bei 29,76 Prozent der analysierten Produkte ist der Preis jedoch um mehr als 2,5 Prozent gesunken. Jedes vierte Produkt (25,35 Prozent) war bei der zweiten Stichprobe am 1. und 2. Juli sogar teurer als bei der ersten Stichprobe, die Mydealz am 9. und 10. Juni durchgeführt hat. Kaum spürbarer sei der Preisrückgang für Elektronikprodukte gewesen, die durchschnittlich um 0,8 Prozent (3,53 Euro) günstiger seien.

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"Der gutgemeinte Versuch der Bundesregierung, Verbraucher per Gesetz von sinkenden Preisen profitieren zu lassen, muss zumindest für den Moment wohl als wenig geglückt gelten", fasst Mydealz-Gründer Fabian Spielberger die Ergebnisse der Stichprobe zusammen. Händlern könne man dies aber nicht zwingend vorwerfen, führt Spielberger aus. "Die Mehrwertsteuer hatte einen Anteil von 19, bei Lebensmitteln sogar nur von sieben Prozent des Bruttopreises", führt Spielberger aus.

"Andere Faktoren wie die Produktion, Logistik und natürlich auch das Personal spielen bei der Preisgestaltung eine wesentlich größere Rolle und in diesen Bereichen sind die Kosten teilweise deutlich gestiegen." Auch wenn Händler den Steuervorteil an ihre Kunden weitergäben, könne es sein, dass der Steuervorteil von steigenden Kosten in anderen Bereichen aufgesogen werde. Hinzu komme, so Spielberger weiter, dass man Preisschwankungen von drei und oft sogar mehr Prozent im Online-Handel regelmäßig beobachten könne: "Um wirklich Einfluss auf den Preis und die Nachfrage zu nehmen, braucht es schon radikalere Mittel als eine nur leichte Steuersenkung."

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