Null Bock: 83 Arbeitstage werden pro Jahr vertrödelt

30.10.2003
Eine aktuelle Produktivitätsstudie fördert Erschreckendes zu Tage: Die deutschen Angestellten lassen im Durchschnitt 83 von 225 Arbeitstagen tatenlos an sich vorüberziehen, rühren in dieser Zeit keinen Finger für ihre Firma. Schuld an der Lethargie in den unteren Ebenen sollen die Führungskräfte sein. Von ComputerPartner-Redakteurin Marzena Fiok

Die deutschen Arbeitnehmer drehen Däumchen, und zwar an 83 von 225 Arbeitstagen im Jahr. Würde man auch noch Urlaubs- und Krankheitstage dazurechnen, wäre wohl mehr als die Hälfte der jährlichen Arbeitszeit dahin. Doch auch ohne diesen Zusatz ist der Schaden schon immens: 9,6 Milliarden Arbeitsstunden beziehungsweise 238 Milliarden Euro gehen den Unternehmen durch massive Unlust der Angestellten jedes Jahr verloren - das sind 11,3 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts.

Zu diesem Ergebnis kommt die Unternehmensberatung Czipin & Proudfood (www.czipinproudfood.com) bei ihrer dritten globalen Produktivitätsstudie. Die zeigt aber auch, dass sich Deutschland im Vergleich mit anderen Ländern noch der fleißigsten Angestellten rühmen darf: Im weltweiten Durchschnitt liegt der "Vertrödelungs-Faktor" bei 87 Tagen im Jahr.

Analysten sind der Meinung, dass die Schuldigen in den oberen Etagen sitzen: Die Lethargie der Angestellten verläuft demnach parallel zur Unfähigkeit ihrer Vorgesetzten.

Mehr als 10.000 Stunden beobachteten die Unternehmensberater Angestellte in Deutschland, UK, USA, Frankreich und Australien, studierten ihr Arbeitsverhalten und die Gründe für mangelnde Produktivität. Mangelnde Planung und Steuerung stehen demzufolge weltweit mit 41 Prozent an der Spitze der Manager-Defizite, in Deutschland liegt die Quote sogar bei 44 Prozent. Mangelnde Führung und Aufsicht verzeichnen hier zu Lande sogar die stärksten Zuwachsraten: von 17 auf 23 Prozent (weltweiter Durchschnitt 26 Prozent) in zwei Jahren. Fazit: Wer nicht genau weiß, in welche Richtung er marschieren soll, bewegt sich vorsichtshalber gar nicht.

Mangelnde Unterstützung seitens der Führungskräfte bremst insbesondere die, die flexibel und schnell reagieren sollten. Vertriebsmitarbeiter verbringen durchschnittlich 16 Prozent ihrer Zeit mit der Suche nach "Problemlösungen"; 27 Prozent der Arbeitszeit entfallen auf Verwaltungsaufgaben. Für die aktive Kundenakquise bleiben noch 10 Prozent übrig. In den Managementebenen ist das Problem noch nicht weiter aufgefallen: 39 Prozent der zum Abschluss befragten 400 Manager glauben, dass sie die Produktivität ihrer Mitarbeiter vor allem durch neue Investitionen ankurbeln könnten. Nur drei Prozent halten Themen wie "Planung und Steuerung" überhaupt für wichtige Aspekte der Mitarbeiterführung.

Meinung der Redakteurin

Jeder Mitarbeiter gönnt sich wohl ab und zu mal eine "kreative Pause". Das die 83 Tage im Jahr dauern soll, ist kaum zu glauben. Auch hat es wenig mit Arbeitsverweigerung zu tun, wenn - wie im obigen Beispiel genannt - Vertriebsmitarbeiter im Büro über Formularen brüten. Hier müssen die Vorgesetzten Abhilfe durch bessere Organisationsstrukturen schaffen.

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