Nur eine Medienkrise?

18.04.2002
Warum Bill Gates die Kirch-Gruppe nicht übernimmt

Wenn es älteren Herren langweilig wird, leisten sie sich entweder Luder oder sie beginnen, mehr oder minder nutzlose Dinge zu sammeln. Je nach Geldbeutel sind das dann Ölgemälde, Streichholzschachteln, Fernsehsender oder Verlage. Leo Kirch sammelte nicht nur Filme, sondern zu allererst Erfahrung und schaute sich an, wie Business - oder neudeutsch: Abzocke - funktioniert. Es geht darum, sich mit der Top Ten der Geldgier zu umgeben, eine zahlbereite Zielgruppe zu finden und mit einem Special Interest dieser Gruppe ein Monopol aufzubauen. Wie Schneider, Berlusconi oder Ecclestone bestätigen werden, sind die Geldgeilsten unsere Banken, Manager, Medien und Politiker. Die Reihenfolge ist dabei willkürlich, oft sind Letztere nur Mittel zum Zweck, aber von jedem muss einer oder eine dabei sein. George Dabbeljuh wäre ohne die anderen noch immer Provinzpolitiker, die Auswirkungen auf das Weltklima, ob politisch, ökologisch oder ökonomisch, sind nicht nur für Stammtische Gesprächsthema. Was wäre Haider ohne Medien, Wirtschaft und Banken? Wahrscheinlich pleite und ziemlich allein. Schneider ohne Banken und Politiker würde als Maurer auf dem Bau schuften.

Und was wäre das Konsumentenvolk ohne Kirch, Murdoch und Konsorten? Gelangweilt. Ähnlich wie bei der IT hat sich im Werbebereich ein Luft-Boom entwickelt, der sich nun wieder normalisiert. Ein weltweites Phänomen wie Formel 1 oder Fußball beweist das. Eine Mörderkohle wird hier über die Tische geschoben. Banken kaufen sich in Medien ein, über Tochtergesellschaften in den Sport und die Unterhaltung. Anderswo ist dies Baseball oder Eishockey. Politiker nehmen Einfluss auf Film und Kunst, Medien auf die Politik. Banken beherrschen die Wirtschaft, die wiederum die Politik und die Medien. Wer unbequem wird oder unrentabel, bekommt den Geldhahn zugedreht. Das können Werbegelder sein, Subventionen, Jobs oder Kredite. Warum bekommen die Erstligamannschaften unterschiedliche Anteile aus den Kirch-Millionen? Weil, wer die Macht hat, sie auch behalten möchte. Und warum haben Politiker den Fußball wieder entdeckt? Weil im September Wahlen sind und dies in den Medien verkauft wird. Gleich neben Nutella, PCs und Versicherungen. Warum sollte Bill Gates in so etwas investieren? Er ist gerade zum dritten Mal Papa geworden, da hat man wirklich andere Dinge im Kopf, als sich um verwöhnte deutsche Kicker zu kümmern.

Mein Fazit: Erstens, richtig groß ist nur, wer auch Kleinere neben sich duldet, und zweitens, der Grad der Korruption belegt das Niveau einer Gesellschaft. Gelobt sei der Inhalt, nicht die Verpackung!

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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