MWC

O2-Deutschland-CEO kritisiert LTE-Auktion



Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Aus Sicht von René Schuster, Chef von o2 Deutschland findet die geplante Frequenzversteigerung in Deutschland (Digitale Dividende) mindestens zwei Jahre zu früh statt.

René Schuster, CEO von O2 Deutschland, bezeichnete auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona den für den 12. April 2010 angesetzten LTE-Auktionstermin als "etwas zu früh". In einem Interview mit der Messezeitung "MWC Daily" sagte er, die 4G-Mobilfunktechnik LTE sei zwar längerfristig gesehen die richtige Technologie für die Zukunft. Allerdings sei die deutsche Regierung etwas voreilig damit, die Lizenzen jetzt zu verkaufen - es könnten zwei bis drei Jahre vergehen, bis Netzbetreiber die Technik kommerziell nutzen könnten.

Neben dieser Übergangszeit, in der den Carriern mit LTE nur Kosten entstünden, aber keine Einnahmen erzielt würden, kritisierte der O2-Chef das Vorhaben, mit der Digitalen Dividende auch freigewordene Bereiche aus dem 800-Megahertz-Spektrum für künftige LTE-Dienste unter den Hammer zu bringen. Es stelle sich die Frage, was für Technik im Bereich um 800 Megahertz verfügbar sei. Die Netzequipment-Hersteller hätten vermutlich kein Problem zu liefern, aber danach müsse man auch die Endgeräteanbieter antreiben. Wie diese das Problem einer zusätzlichen Frequenz lösen, etwa mit einem doppelten Chipsatz, müsse erst einmal diskutiert werden.

Weitere Nachrichten vom MWC:

Zuerst nur Datenkarten für LTE

Thomas Nindl, Director Business Development beim Chiphersteller Qualcomm, zeichnet ein deutlich positiveres Bild. Was die LTE-Chipsätze angehe, habe man die Hausaufgaben gemacht, erklärte er im Gespräch mit der Computerwoche. Alle einschlägigen Hersteller seien dabei ähnlich weit, wobei man zunächst nur Dongles, PCMCIA-Karten oder integrierte Lösungen sehen werde. LTE-fähige Mobiltelefone seien erst der nächste Schritt, aktuell drücke datentechnisch noch der Schuh am stärksten.

Vor der Einführung stelle sich nur noch die Frage, welche Frequenzen für LTE zum Einsatz kommen. Allzu unterschiedlich dürften sie im weltweiten Kontext nicht ausfallen, da man auf einem Chipsatz insgesamt nur zirka fünf unterschiedliche Frequenzbänder zur Verfügung stellen könne, bemerkt Nindl.

Zur geplanten Frequenzauktion erklärte er, hier dürfe die Regierung nichts riskieren. Da Deutschland als erstes Land in Europa die Digitale Dividende unter den Hammer bringe, beobachteten sämtliche Nachbarländer, in denen eine ähnliche Versteigerung noch ansteht, den Vorgang kritisch. "Hier dürfen wir - bayrisch gesprochen - nichts so versauen", so der Qualcomm-Manager mit Verweis auf die Probleme bei der anderen - verpatzten - Europa-Premiere, die Autobahn-Maut.
Nindl begrüßt in diesem Zusammenhang, dass die zu versteigernden Frequenzen nicht an eine bestimmte Technik gekoppelt seien. So biete LTE unter gleichen Bedingungen nur 20 bis 30 Prozent mehr Effizienz als die marktreife Technik HSPA+. Der Qualcomm-Manager schließt nicht aus, dass einige Carrier mittelfristig, also über die nächsten zwei Jahre hinweg HSPA+ als Übergangslösung einsetzten. So propagiere etwa der langjährige LTE-Verfechter T-Mobile nun HSPA+, während Vodafone nun auf LTE setzen wolle. Letztendlich werde sich jedoch erst im April zeigen, welche der sechs Bieter bei welchen Frequenzen zum Zuge kommen und welchen Plan A oder B sie haben. (Computerwoche/haf)

Zur Startseite