Österreichisches Systemhaus ACP will in Bayern die Nummer eins werden

04.12.2003
Die ACP Holding ist Österreichs umsatzstärkstes Systemhaus. Seit Anfang Oktober hat sie mit der ACP IT Solutions AG (vormals Networks & More AG) auch in Bayern Fuß gefasst. Und hat große Pläne. Von ComputerPartner-Redakteurin Ulrike Goreßen

Stefan Csizy, Mitbegründer und Geschäftsführer der Wiener ACP Holding (www.acp.at), ist ein leidenschaftlicher Geschäftsmann mit klaren Zukunftsvisionen. Gemeinsam mit fünf Kollegen gründete er 1993 die ACP Computer Handels GmbH. Das Hauptziel des neuen Unternehmens: Computer-Services müssen viel umfangreicher, schneller und flexibler werden.

Der Erfolg gab dem Sextett Recht. Aus dem kleinen Startup mit neun Mitarbeitern wurde im Laufe einer Dekade das größte österreichische Systemhaus, das mit 24 Geschäftsstellen und 500 Mitarbeitern flächendeckend in allen Bundesländern der Alpenrepublik präsent ist. Der Umsatz wuchs von 3,92 Millionen Euro auf aktuell 205 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr 2003 stieg der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 18 Prozent, das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) sogar um stattliche 72 Prozent.

Doch damit sind die Wachstumsgelüste der Wiener noch lange nicht befriedigt. Seit Anfang Oktober 2003 ist die ACP auch in Bayern präsent. Die Holding übernahm 65 Prozent der vormaligen Networks & More AG mit Stammsitz in Kolbermoor sowie zwei Filialen in München und Passau, die nun ACP Solutions AG heißt. Die restlichen 35 Prozent sind im Besitz leitender Mitarbeiter.

Horst Nadjafi, Gründungsmitglied von Networks & More und nun Vorstandsvorsitzender der deutschen ACP-Niederlassung, ist sichtlich zufrieden mit der neuen Situation: "Wir hatten mit 40 Mitarbeitern eine kritische Größe erreicht. Zu klein für Großprojekte, zu groß für kleinere Kunden. Wir konnten nicht aus eigener Kraft wachsen." Mit der Holding im Rücken, die das Backoffice liefert und bei Bedarf Kapazitäten bietet, ist das bayerische Systemhaus nun dazu in der Lage und kann auch Großkunden ein umfangreiches Serviceangebot machen. Das Kerngeschäft bestand bislang aus IT-Services für Steuerberater und Wirtschaftsprüfer.

Manch ein zufriedener Kunde hatte Nadjafi schon gefragt, ob er nicht auch deren Mittelstands- und Großkunden helfen könnte. Früher habe er viele potenziellen Geschäfte abgelehnt, da die Personalkapazitäten gefehlt hätten, aber das sei jetzt anders. Schon in den ersten Wochen als Mitglied der ACP-Gruppe habe er einen großen Auftrag gewinnen können.

Wie flexibel und schnell ACP eine Technikertruppe zusammentrommeln kann, zeigt das Lieblingsprojekt von Stefan Csizy. "Über das Wochenende sollten bei der Bundeswirtschaftskammer in Wien 1.000 PCs ausgetauscht und wieder ans Netz geschlossen werden", berichtet er. "Freitag nachmittags stellten wir auf dem Vorplatz ein Verpflegungszelt auf. Das war notwendig, denn 100 Techniker arbeiteten im Dreischichtbetrieb rund um die Uhr und mussten verpflegt werden. Montag früh um vier Uhr waren wir fertig."

Um möglichst effektiv und zeitsparend bei Großprojekten zu arbeiten, suchten ACP-Mitarbeiter im Vorfeld schon die optimale Auspacktechnik. Der simple, aber sehr effektive Trick: Umverpackungen werden unten aufgeschnitten. Dann hebt man nur den Karton hoch und nicht das schwere Gerät. Selbst eine Zeitersparnis von 30 Sekunden pro PC reduziert den Arbeitsaufwand bei 1.000 PCs um einen ganzen Manntag (8,33 Stunden). Ganz zu schweigen vom eingesparten Kraftaufwand.

Dem Wachstum und der Expansion der ACP IT-Solutions AG steht nun nichts mehr im Wege. Sie soll bis 2007 das größte Systemhaus Bayerns werden. Laut Csizy sind acht bis zwölf Standorte angedacht. Das können entweder Neugründungen, neue Geschäftsstellen oder Systemhäuser sein, die sich der Holding eingliedern. Csizys Unternehmensphilosphie lautet dabei: wenig herrschen, viel teilen.

Potenzielle Partner sollten über Nischen-Know-how sowie ACP-Kernkompetenzen (Hardware, Software, Storage, Netzwerke, umfassende Services) verfügen. Die ACP Holding übernimmt die Mehrheit am Unternehmen. Mitarbeiter in Schlüsselpositionen werden an der Firma beteiligt. So bleibt die Verantwortung lokal vor Ort und das Unternehmen eigenständig. Im Gegenzug bietet die Holding Unterstützung beim Einkauf und bei Großprojekten.

Auch bei der Wahl der Hersteller zeigt sich ACP flexibel und gleichzeitig zielorientiert. In Österreich ist ACP Hewlett-Packards größter Händler. Auch mit IBM, FSC, Maxdata, Cisco, Lexmark und Philips sowie den Softwareanbietern Adobe, Legato, Lotus, Microsoft, Symantec, Veritas und Datev unterhält das Systemhaus enge Partnerschaften. Nur ein Hersteller wird von Csizy leidenschaftlich abgelehnt: "Wir werden doch nicht die Angebote eines Direktanbieters wie Dell mit unserem guten Service veredeln!"

Meinung der Redakteurin

Wenig herrschen, viel teilen - mit diesem Business-Modell hat sich ACP innerhalb von zehn Jahren zum größten österreichischen Systemhaus gemausert. Jedes zweite Filialunternehmen wurde übernommen. Doch die lokalen Führungsmannschaften behalten ihre Souveränität, werden Anteilseigner und sind am Gewinn beteiligt. Doch Letzterer muss auch von jedem mit unternehmerischer Energie angestrebt werden. Das Sicherheitsnetz der Holding bietet die Chance zu wachsen, aber nicht, sich müßig treiben zu lassen.

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