Offensive der PC-Filialisten macht Händlern das Leben schwer

15.04.1999

MÜNCHEN: Totgesagte leben länger: Die Zeit der PC-Filialisten schien vorbei, doch plötzlich drängen sie mit verstärkter Kraft wieder in den Markt. Sehr zum Ärger der Einzelhändler, die sich ernsthafte Sorgen um ihre Existenz machen.Die Berliner Einzelhandelsgesellschaft Wegert hat den Promarkt übernommen und will zusätzlich 15 Fachmärkte eröffnen. Der amerikanische Großflächenvermarkter Staples drängt mit elf Filialen auf den deutschen Markt. Die Handelskette Metro ist zwar Vobis noch nicht wirklich los, startet aber mit "Computerwelt"-Filialen der Tochtergesellschaft Mediamarkt schon wieder durch (ausführlicher Bericht auf Seite 14). Die Vorreiter haben eines gemeinsam: Sie bieten jetzt auch noch Beratungsservice an und brechen damit endgültig in die Domäne der Fachhändler ein.

Bei denen ist deshalb neuerdings Krisenstimmung angesagt: "Jeder, der sich auf Geschäfte im End- und Home-User-Bereich eingestellt hat, wird massive Probleme kriegen", meint ein Düsseldorfer Händler. Er hält den Vergleich mit der Lebensmittelbranche für treffend: "Die angeblich ach so beliebten "Tante-Emma-Läden" wurden seinerzeit schließlich auch von den Lebensmittelketten einfach überrollt."

Bei der derzeitigen Preisschlacht könne der kleine Einzelhändler sowieso kaum noch mithalten, meint der Inhaber eines PC-Shops in Hildesheim. "Wenn sich jetzt die Filialisten auch noch ausbreiten und anfangen, sich gegenseitig zu unterbieten, kann ich gleich einpacken."

Sandro Lucifora, Inhaber der Laguna-EDV in Solingen, vertraut hingegen auf alte Werte: "Ich meine, da wird noch viel Wasser den Himmel runter kommen, bis eine Kette denselben Qualitätsstandard liefern kann wie ein Fachhändler." Auch wenn er von dieser Entwicklung nicht gerade begeistert ist, als ernstzunehmende Konkurrenz sieht er die Filialisten noch nicht: "Der Kunde, der immer nur nach dem Preis schaut und meint, mit einem Scanner für 69 Mark gut bedient zu sein, ist auch schon heute nicht derjenige, der zum Fachhändler geht." Für die habe er als Fachmann auch nicht viel übrig: "Das sind Leute, die meinen, alles zu wissen, und im Grunde nichts wissen."

Für einen Händler aus Magdeburg ist die neue Entwicklung dagegen "eine Art Horrorszenario", dem er hilflos gegenüberstehe. Seine größte Angst ist, daß die PC-Filialisten auch Serviceleistungen teilweise kostenlos anbieten könnten. "Dann lachen uns unsere Kunden doch nur noch aus."

Gleiches Recht für alle, meint hingegen Tilo Schlummberger, Inhaber von Aska-Software in Sindelfingen, und nimmt's gelassen: "You win, you lose. Viele Händler schauen doch beispielsweise beim Urlaubbuchen auch nur darauf, daß sie für schmale Münze irgendwohin kommen. Die kümmern sich auch nicht drum, wie's TUI geht.". (mf)

Mediamarkt-Manager Voigt: "Computerwelt"-Filialen keine Konkurrenz für Fachhändler?

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