Offensive: Igel-Chef Gloge macht sich für eine Thin-Client-Lobby stark

20.03.2003
Der IT-Flaute zum Trotz gibt es nach wie vor Branchensegmente, die sich nicht über ausbleibende Aufträge inklusive rückläufiger Umsätze beklagen können - ganz im Gegenteil. Dazu zählt die Gilde der Thin-Client-Anbieter. Diese ist durchwegs zufrieden mit ihren Geschäften.

Dem Mann ist seine gute Laune deutlich anzusehen. Der Manager strahlt über das ganze Gesicht, und an Selbstbewusstsein mangelt es ihm nicht. Nicht ohne Grund: Von stolzen 18 Prozent Zuwachs im vergangenen Jahr kann Igel-Chef Heiko Gloge berichten, und die Geschäfte laufen auch weiterhin gut. Die Ursache für die steigende Nachfrage nach Thin-Client-Lösungen des Unternehmens liegt für den Firmen-Obersten klar auf der Hand. "Wir haben keine Widerstände mehr. Denn es gibt keine Argumente mehr, die den Einsatz überdimensionierter Desktop-PCs rechtfertigen. Viel-mehr geht es heute darum, die bestehenden Netzwerke effizient und kostengünstig zu verwalten. Und hier ist SBC klar im Vorteil", ist sich Gloge sicher.

Nachdem viele Firmen Augen-merk auf ihre IT-Kosten legen müssen und deswegen vor allem an Lösungen interessiert sind, die einen schnellen Return on In-vestment (RoI) sowie eine nachvollziehbare und transparente TCO-Rechnung (Total Cost of Ownership) versprechen, punkten die Anbieter von Server Based Computing (SBC) offensichtlich immer öfter.

Dabei ist der Grundgedanke, einen zentralen Rechner - einen so genannten Application-Server - einzusetzen, der die Anwen-dungen und Daten verwaltet und aufbereitet und den angeschlossenen Clients zur Verfügung stellt, gar nicht neu. Mit Mainframes, die ihre Datenpakete an die grün schimmernden Terminals schickten, ist die IT-Branche schließlich groß geworden. Doch die Ansprüche der Unternehmen und Anwender stiegen, verstärkt kamen immer leistungsfähigere Tischrechner zum Einsatz, die den betagten Großrechnern die Arbeit abnahmen und somit das Netzwerk entlasteten und dem Anwender mehr Freiheiten versprachen.

Mittlerweile hat sich die Situation wieder geändert. Der durchschnittlich ausgestattete Arbeitsplatzrechner ist überdimensioniert, die Leistungsfähig-keit der Systeme kann gar nicht mehr genutzt werden. Experten gehen zudem davon aus, dass die Administrationskosten den bis zu 20fachen Wert des eigentlichen Anschaffungspreises erreicht haben. Hier setzt die Thin-Client-Technologie an. Die Applikatio-nen wandern wieder zurück auf den oder die zentralen Server, und die PCs werden durch schlanke Terminals ersetzt.

Der Anwender, so das Verspre-chen der SBC-Fraktion, muss dabei auf keinen Komfort verzichten, alle Anwendungen stehen ihm uneingeschränkt auch wei-terhin zu Verfügung. Da bei einem Thin Client keinerlei mechanische Teile verbaut werden, keine Festplatte rattert und keine Lüfter surren, kann der Benutzer fortan mit einem völlig lautlosen System arbeiten. Die Verwaltung der Clients erfolgt dann zentral, was die Senkung der Verwal-tungs- und Supportkosten in Aussicht stellt. "Thin-Clients haben Laufzeiten von fünf Jahren und mehr. PCs können da nicht konkurrieren", unterstreicht Gloge.

Die Zeit ist reif für einen Thin-Client-Verband

Auch die Marktauguren sind angetan vom Thema SBC. Aufgrund der recht ausgereiften Technolo-gie, verbunden mit den zahlreichen Argumenten, die den Ein-satz von Thin-Clients statt herkömmlicher PCs vorteilhafter aussehen lassen, sind die Prognosen sehr viel versprechend. Die Analysten von IDC gehen davon aus, dass die Wachstumsraten in diesem Marktsegment in den kommenden Jahren zwischen 20 und 30 Prozent liegen werden. Für Gloge ist das Grund genug, noch stärker als bisher in die Offensive zu gehen. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Thema Thin Clients in den Unternehmen bekannter und transparenter zu machen. Da dem Igel-Chef durchaus bewusst ist, dass er als Einzelkämpfer sehr viel Zeit und Engagement aufbringen muss, hofft er auf einen Schulterschluss mit möglichst vielen anderen SBC-Anbietern. Gloge würde gerne eine Art "Thin-Client-Lobby" ins Leben rufen.

"Der Markt ist groß genug und beginnt in Deutschland gerade erst so richtig durchzustarten. Daher macht es Sinn, das Thema gemeinsam voranzutreiben", erklärt Gloge gegenüber Compu-terPartner. Er ist sich sicher, dass "eine gute Verbandsarbeit" letztendlich allen dienlich ist. Soplant der Chef des Bremer Unternehmens, seine Wettbewer-ber - zumindest was die gemeinsame Aufklärungsarbeit zum Thema Thin-Client-Technologie anbelangt - als Mitstreiter zu gewinnen.

Ein erstes Treffen, um gemeinschaftlich zu debattieren, soll bald stattfinden. "Ich werde meine Kollegen von Neoware, Esesix, HP, Siemens, Wyse & Co. anschreiben und sie nach Bremen einladen. Und ich bin schon sehr gespannt darauf, wie die Sache bei ihnen ankommt."

www.igel.de

ComputerPartner-Meinung

Lobbys sind keine Seltenheit in der IT-Branche. Ohne die gemeinschaftliche Anstrengung eigentlicher Erzrivalen hätten sich Technologien wie beispielsweise Bluetooth, Schreibverfahren für DVDs oder Storage-Plattfor-men nur sehr schwer oder gar nicht im Markt etabliert. Die gemeinsame Absicht, die Anwender von den Vorteilen des Server Based Compu-ting zu überzeugen und die Technologie transparenter sowie Informa-tionen zugänglicher zu machen, ist sicherlich nicht verwerflich. IT-Händler, die in diesem Umfeld bereits tätig sind oder über einen Einstieg nachdenken, dürften die geplante Initiative des Igel-Chefs sicherlich begrüßen. Bleibt zu hoffen, dass es Gloge gelingt, die gewiss vorhandenen unterschiedlichen An sichten der Anbieter unter einen Hut zu bringen, und dass der kleinste gemeinsame Nenner möglichst groß ausfällt. (cm)

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