Consol-Manager Peter Hotter

Ohne Neuausrichtung stehen Managed-Service-Providern schwere Zeiten bevor

Regina Böckle durchforstet den Markt nach Themen, die für Systemhäuser und Service Provider relevant sind - oder es werden könnten - und entwickelt dazu passende Event-Formate.
Managed-Service-Provider sind gezwungen, ihre Rolle grundlegend neu zu definieren, meint IT-Dienstleister Consol. Nur so werden sie im Spannungsfeld von großen Cloud-Playern und veränderten Kundenanforderungen überleben können.

Der Cloud-Markt hat in den letzten Jahren einen massiven Wandel vollzogen. Große Player wie Amazon, Google oder Microsoft nehmen eine dominierende Rolle ein und die Kunden stellen neue, höhere Anforderungen an Cloud-Angebote. Damit und mit dem Einzug von DevOps und agilen Methoden haben sich die Rahmenbedingungen für den Betrieb im Allgemeinen und für Managed-Services im Besonderen grundlegend geändert.

Auf diese Veränderungen muss auch ein Managed-Service-Provider reagieren, um seine Marktposition zu behaupten.

Branchenspezifische Gesamtlösungen entscheidend

Zum einen muss der Managed-Service-Provider sein Angebot auf die geänderten Kundenanforderungen ausrichten. Dazu zählt vor allem, dass Unternehmen weniger "horizontale" Services auf Basis von Infrastruktur- oder Middleware-Betrieb nachfragen als vielmehr das Management einer "kompletten" Lösung. Es findet somit ein Wandel in Richtung Vertikalisierung von Dienstleistungen statt.

Der Grund dafür ist, dass durch die Nutzung von Cloud-Services großer Anbieter typische Infrastruktur-und Middleware-Betriebsaufgaben für den "klassischen" Managed-Service-Provider wegfallen. Hat er früher vielleicht Datenbanken und Web-Middleware auf Systemen des Kunden betrieben, so werden diese inzwischen vielfach von AWS und Co. bereitgestellt.

Zum anderen muss der Managed-Service-Provider auch die generell zunehmende Nutzung von Cloud-Services im Blick haben, die die Komplexität der Systemlandschaft in der Regel deutlich erhöht. Um Unternehmen auch zukünftig unterstützen zu können, sollte ein Managed-Service-Provider folglich weg vom "isolierten" Service-Angebot gehen und sein Dienstleistungsportfolio eher auf Komplettlösungen für den Betrieb von Applikationslandschaften eines Unternehmens ausrichten.

Peter Hotter, Leiter IT-Operations bei Consol: "Die Chance für Dienstleister liegt im Betrieb mit einer Gesamtverantwortung für die Lösung."
Peter Hotter, Leiter IT-Operations bei Consol: "Die Chance für Dienstleister liegt im Betrieb mit einer Gesamtverantwortung für die Lösung."
Foto: Consol

Trotz aller Veränderungen und Herausforderungen, wie der generellen Transition hin zu Cloud-basierten Angeboten, bietet der Markt für Managed-Service-Provider nach Einschätzung von Consol immer noch ein erhebliches wirtschaftliches Potenzial.

Angesichts der stetig wachsenden Menge an Cloud-Dienstleistungen gehört zu den wichtigen Aufgaben eines Anbieters von Betreibermodellen künftig auf jeden Fall die Beratung des Kunden bei der Auswahl von Services, die die Unternehmensanforderungen am besten abdecken.
Dabei geht es nicht nur um die technischen Rahmenbedingungen, sondern vor allem auch um die Kostenoptimierung und die kontinuierliche Kostenkontrolle.

Konkret sollte das Angebot eines Managed-Service-Providers beinhalten:

  • die auf die Bedürfnisse des Kunden abgestimmte Vertragsgestaltung

  • die Steuerung von Betriebsprojekten in einem agilen Umfeld

  • sowie die Berücksichtigung von rechtlichen Vorgaben und Sicherheitsanforderungen.



Modelle für die Software-Entwicklung berücksichtigen

Neben der stärkeren Cloud-Nutzung und neuen Unternehmensanforderungen verändert auch der zunehmende Einsatz von DevOps-Modellen das Tätigkeitsfeld von Managed-Service-Providern.
Nutzt ein Unternehmen DevOps-Prozesse bei der Erstellung und Bereitstellung von Applikationen, etwa agile Prozesse in der Softwareentwicklung mit kurzen Sprints anstatt quartalsweisen Major Releases, ist auch der Betrieb unmittelbar betroffen. Für einen Managed-Service-Provider besteht dadurch die Notwendigkeit, sein Lösungsangebot um die Bereitstellung und den Betrieb funktionierender CI- und CD-Pipelines zu erweitern.

"Die derzeitige Dynamik in der Wirtschaft, Stichwort Time-to-Market, erfordert auch von Managed-Service-Providern eine schnelle Anpassung an sich ändernde Rahmenbedingungen", erläutert Peter Hotter, Leiter IT-Operations bei Consol. "Die Chance für den Dienstleister liegt in unseren Augen im Betrieb mit einer Gesamtverantwortung für die Lösung, etwa auch mit konkreten Maßnahmen zur Optimierung von Cloud-Kosten und -Aufwänden."

ChannelPartner-Lesetipp: Auch Ex-Cancom Chef Klaus Weinmann, CEO und Mitgründer von Primepulse und Mitgründer von Cancom, prognostiziert eine ähnliche Entwicklung: Für Anwender sei künftig vor allem die durchgängige Abwicklung von Kernprozessen entscheidend - und damit die Applikationsebene. Seiner Einschätzung nach werden vorrangig die Cloud Application & Service Provider (CASPs) imstande sein, diese Anforderung zu erfüllen. Klassische Systemhäusern werde die Transformation zum CASP nicht gelingen. Im besten Falle könnten sie sich zum Managed Service Provider wandeln - vorausgesetzt, sie verfügen über die nötige Größe, um die Dienste hoch zu skalieren.
Ob Systemhaus, MSP oder CASP - aus Sicht von Weinmann habe jedes Modell eine Zukunft, wenn sich die Unternehmen auf ein Kernthema spezialisieren und zugunsten einer ganzheitlichen Kundenlösung zusammenarbeiten. Hier finden Sie das komplette Interview. (rb)

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