On-Demand-Dienste setzen DVD- und TV-Markt unter Druck

29.10.2007
Der Marktanalyst Strategy Analytics prognostiziert dramatischen Wandel der Film- und Fernsehindustrie. Video-on-Demand wird demnach besonders dem klassischen Fernseh- und DVD-Markt zusetzen.

Schon seit einiger Zeit sorgt das Geschäftspotenzial von Content-Lieferung über Breitband-Internet für Euphorie in der Medienbranche. Die tatsächlichen Umsätze sind jedoch noch marginal: 2006 betrug der Umsatzanteil dieses Bereichs nur 0,1 Prozent. Strategy Analytics sieht diesen Übertragungsweg nun kurz vor dem Durchbruch.

Ein aktueller Report des Marktanalysten prognostiziert dem Video-On-Demand (VoD)-Markt beispielsweise weltweit ein Wachstum auf 4,4 Milliarden US-Dollar in 2010 von den 281 Millionen USD in 2006. Das Wachstum von On-Demand-Diensten wird sich insbesondere negativ auf den klassischen Fernseh- und den DVD-Markt auswirken. Anbieter in diesen Märkten müssten ihre Geschäftsmodelle der Entwicklung anpassen. Der Kino-Markt soll weitgehend verschont bleiben.

Strategy Analytics skizziert in der Marktstudie "Digital disruption: imminent and long term threats to the audivisual industry" als ein mögliches Szenario, dass Breitbandnetze der primäre Distributionsweg für Film, Fernsehen und Musik werden. "Video-Streaming-Angebote funktionieren heute auch für bandbreitenintensive Inhalte wie HD-Videos ohne Probleme, und auch Flat-Rates von Providern sind bezahlbar geworden", so Martin Olausson, Director "Digital Media Strategies" bei Strategy Analytics. "Die Technologie ist endlich bereit für den groß angelegten, kommerziellen Einsatz."

Erste Anbieter haben bereits reagiert: Das derzeit stark beworbene T-Home von T-Online beispielsweise überträgt Filme und Fernsehsendungen im Zusatzpaket in HDTV-Qualität mit bis zu 50Mbit/Sekunde. Damit gehört störendes Ruckeln oder Zwischenspeichern bei der Übertragung der Vergangenheit an.

Die kommerzielle Verfügbarkeit von Breitband-Internet für die Übertragung von Inhalten wie Filmen oder Serien in höchster Qualität gibt Rechteinhabern wie Bertelsmann einen alternativen Distributionskanal zur Hand. "Vor allem TV-Anstalten oder Pay-TV-Anbieter wie Premiere, die derzeit als Content-Vermarkter für Filme oder Serien nahezu unumgänglich sind, müssen schnell handeln", so Olausson. "Sie müssen ihre Geschäftsmodelle anpassen, wenn sie weiterhin eine gewichtige Rolle spielen und den direkten Zugang zum werbewichtigen Konsumenten nicht verlieren wollen." SevenSenses (ProSieben/Sat1-Netzwerk) hat mit dem VoD-Portal "maxdome" einen ersten Schritt in diese Richtung getan.

Auch Anbieter, die sich ursprünglich auf die Bereitstellung von Infrastruktur oder von Service-Paketen zur Übertragung von Inhalten spezialisiert haben, müssen den Trend berücksichtigen. Kabel Deutschland beispielsweise hat seine Netze modernisiert und für die eigenen Web-Angebote fit gemacht. Internet-Provider wie Alice könnten sich dem reinen Preiskampf entziehen, wenn sie zusätzliche Angebote schaffen.

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