Die Verbundgruppen in der Corona-Krise

Online hilft EP, Umsatzausfälle zu kompensieren



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Ausgerechnet EP, das sich mit seinem Online-Kurs in der Vergangenheit eher schwer tat, gelint es in der Corona-Krise stationäre Umsatzausfälle im Internet zu kompensieren. ChannelPartner sprach darüber mit Verbundgruppenchef Friedrich Sobol.
EP-Chef Friedrich Sobol setzt in der Corona-Krise verstärkt auf den Online-Vertrieb
EP-Chef Friedrich Sobol setzt in der Corona-Krise verstärkt auf den Online-Vertrieb
Foto: ElectronicPartner

channelpartner.de: Herr Sobol, Rund einen Monat haben die EP-Fachgeschäfte und Medimax-Märkte nun wegen der Corona-Schutzbestimmungen bereits geschlossen. Die einzige Möglichkeit weiter zu verkaufen bleibt der Online-Kanal. Wie hat sich das Online-Bestellvolumen bei Ihren Händlern seit Beginn der Corona-Schutzmaßnahmen verändert?

Friedrich Sobol, EP: Das Onlinebestellvolumen innerhalb der Verbundgruppe ElectronicPartner hat sich seit dem "Lockdown" vervielfacht. Aktuell machen wir über die Hälfte unseres Umsatzes im Bereich E-Commerce.

channelpartner.de: Wie gut sehen Sie sich mit Ihrer bisherigen Online-Strategie für den vorübergehenden "online only"-Verkauf aufgestellt?

Friedrich Sobol: Durch die individuellen Onlineshops von EP und Medimax sind unsere Mitglieder sehr gut aufgestellt für den derzeitigen Fokus auf digitale Vertriebskanäle. Über die vollumfänglichen Shops können Kunden auch jetzt auf das gesamte Sortiment ihres EP-Fachgeschäfts oder Medimax-Marktes zugreifen. Diese wiederum haben die Möglichkeit, Kunden über ihr lokales Angebot und besondere Maßnahmen während des Ausnahmezustands zu informieren.

channelpartner.de: Wie reagieren die Händler? Wie groß ist die Bereitschaft in der Krise auf Online umzustellen?

Sobol: Unsere Händler und Märkte haben auch vor der Krise bereits aktiv Umsätze über ihre Onlinekanäle generiert. Es herrscht allgemein großes Verständnis unter unseren Mitgliedern, hierauf nun einen stärkeren Fokus zu setzen. Als Omnichannel-Händler sind sie im Normalfall nicht darauf angewiesen, um jeden Preis online Umsätze zu generieren. In erster Linie sind die EP-Fachhändler und Medimax-Märkte serviceorientierte, lokale Ansprechpartner und als Nahversorger schnell beim Kunden. Das bewährt sich übrigens auch in der aktuellen Krise.

"Kompensieren online mehr als ein Drittel der Ausfälle"

channelpartner.de: Inwiefern ist der Online-Verkauf in der Lage, die durch die Krise entstehenden Ausfälle der Händler zu kompensieren? Erwarten Sie durch den Lockdown im Verlauf des Jahres Ausfälle in großer Zahl?

Sobol: Aktuell kompensieren die Onlineverkäufe mehr als ein Drittel der Umsatzausfälle aus dem stationären Bereich. Darüber hinaus haben wir verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Liquidität unserer Mitglieder sicherzustellen. Dazu gehören besondere Zahlungsziele, die wir mit unseren Industriepartnern ausgehandelt haben sowie Informationen rund um Finanzierungshilfen von Bund und Ländern, welchewir tagesaktuelle für unsere Mitglieder aufbereiten. Sollte der"Lockdown" spätestens Mitte Mai 2020 aufgehoben werden, erwarten wir keine größeren Ausfälle.

Am 20. April 2020 dürfte die meisten EP-Filialen wieder öffnen.
Am 20. April 2020 dürfte die meisten EP-Filialen wieder öffnen.
Foto: EP

channelpartner.de: Wie nachhaltig schätzen Sie die aktuelle Situation im Hinblick auf den Onlinevertrieb ein: Wird online in Ihrer Verbundgruppe "nach Corona" eine deutlich größte Rolle spielen als bisher?

Sobol: Ja wir gehen davon aus, dass der Online-Vertrieb "nach Corona" eine größere Rolle für unsere Mitglieder und Märkte spielen wird. Der Konsument hat den stationären Handel auch online als attraktive Alternative zu den "Pure Playern" entdeckt. Außerdem steigt allgemein gerade das Bewusstsein dafür, warum es lohnenswert ist, regionale Geschäfte zu unterstützen.

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