Online-markt

24.05.1996
ISMANING: Da hatte Apple die Rechnung ohne den Wirt - sprich die Fachhändler - gemacht. Dabei hatte sich auf der CeBit '96 alles noch so schön angehört: Gemeinsam mit DCI Networking Consulting GmbH und Viag Intercom GmbH & Co. wollte die Macintosh-Company zum Internet-Provider werden. Unter dem klingenden Projektnamen "Vivaldi" plante das Trio, Firmen und professionellen Anwendern das Tor zum Internet aufzustoßen. Als Pförtner sollten die Apple-Partner fungieren. Sie sollten zu "Internet Solution Providern" geadelt werden und als solche bundesweit 80 Einwählknoten bilden. Doch die Händler wollten nicht mitspielen: "Zu teuer, nicht sauber durchdacht" bemängelten sie. Konkret: Die Händler wären über eine 2MB-Standleitung bei DCI angeschlossen worden. "Und da rennt der Ticker. Eine Einladung zum Ruin", urteilt Systematics-Chef Fritz Borgstedt. Nach seiner Rechnung wären 13.000 Mark pro Monat von jedem Händler an den Ober-Provider DCI geflossen. Hinzu kommt eine Frage der Ehre: Das "Vivaldi"-Konzept arbeite nicht mit Apple-Technologien. "DCI wollte den Apple-Händlern eine Blackbox von Sun in den Keller stellen, und die ist noch nicht einmal entwickelt", moniert Borgstedt.In die Bresche, die die Totgeburt "Vivaldi" geschlagen hat, will Borgstedt nun selber vordringen. Mitte Mai trommelte er zwölf Fachhändler zusammen - darunter den Apple-Händlerverbund Macs & More -, um eine bescheidenere Alternative zu "Vivaldi" zu entwickeln. Ergebnis der Runde: das "vnet". Jeder Händler hängt mit 64kB für nicht mehr als 3.000 Mark pro Monat an einem 512kB-Backbone, der bei einem Internet-Provider gemietet wird. Jeder Teilnehmer kann Bandbreite dazumieten. So entsteht ein dezentrales Händlernetz, das jedem Teilnehmer offenläßt, ob er selber zum Service Provider mutieren (indem er zum Beispiel Endkunden Internetzugang verschafft) oder sich einfach nur virtuell darstellen will. Apple hat die Körbe von seinen Partnern akzeptiert und wird sich ebenfalls an das "vnet" anschließen. Mit dem Aufbau und dem Marketing des neuen Netzes haben die Apple-Händler die Agentur Unicorn beauftragt. Mit ihrer Hilfe will man spätestens im September zur MacWorld '96 mit 25 "Filialen" bundesweit loslegen, langfristig sollen es zwecks Übersichtlichkeit nicht mehr als 80 werden. Gar nicht erst eingeladen wurde die Gravis GmbH in Berlin. Dessen Chef Archibald Horlitz gibt sich jedoch gelassen: "Ich habe kein Interesse an Internet Service Providing. Ich bin Händler. Das gehört nicht zu meinem core-business."

ISMANING: Da hatte Apple die Rechnung ohne den Wirt - sprich die Fachhändler - gemacht. Dabei hatte sich auf der CeBit '96 alles noch so schön angehört: Gemeinsam mit DCI Networking Consulting GmbH und Viag Intercom GmbH & Co. wollte die Macintosh-Company zum Internet-Provider werden. Unter dem klingenden Projektnamen "Vivaldi" plante das Trio, Firmen und professionellen Anwendern das Tor zum Internet aufzustoßen. Als Pförtner sollten die Apple-Partner fungieren. Sie sollten zu "Internet Solution Providern" geadelt werden und als solche bundesweit 80 Einwählknoten bilden. Doch die Händler wollten nicht mitspielen: "Zu teuer, nicht sauber durchdacht" bemängelten sie. Konkret: Die Händler wären über eine 2MB-Standleitung bei DCI angeschlossen worden. "Und da rennt der Ticker. Eine Einladung zum Ruin", urteilt Systematics-Chef Fritz Borgstedt. Nach seiner Rechnung wären 13.000 Mark pro Monat von jedem Händler an den Ober-Provider DCI geflossen. Hinzu kommt eine Frage der Ehre: Das "Vivaldi"-Konzept arbeite nicht mit Apple-Technologien. "DCI wollte den Apple-Händlern eine Blackbox von Sun in den Keller stellen, und die ist noch nicht einmal entwickelt", moniert Borgstedt.In die Bresche, die die Totgeburt "Vivaldi" geschlagen hat, will Borgstedt nun selber vordringen. Mitte Mai trommelte er zwölf Fachhändler zusammen - darunter den Apple-Händlerverbund Macs & More -, um eine bescheidenere Alternative zu "Vivaldi" zu entwickeln. Ergebnis der Runde: das "vnet". Jeder Händler hängt mit 64kB für nicht mehr als 3.000 Mark pro Monat an einem 512kB-Backbone, der bei einem Internet-Provider gemietet wird. Jeder Teilnehmer kann Bandbreite dazumieten. So entsteht ein dezentrales Händlernetz, das jedem Teilnehmer offenläßt, ob er selber zum Service Provider mutieren (indem er zum Beispiel Endkunden Internetzugang verschafft) oder sich einfach nur virtuell darstellen will. Apple hat die Körbe von seinen Partnern akzeptiert und wird sich ebenfalls an das "vnet" anschließen. Mit dem Aufbau und dem Marketing des neuen Netzes haben die Apple-Händler die Agentur Unicorn beauftragt. Mit ihrer Hilfe will man spätestens im September zur MacWorld '96 mit 25 "Filialen" bundesweit loslegen, langfristig sollen es zwecks Übersichtlichkeit nicht mehr als 80 werden. Gar nicht erst eingeladen wurde die Gravis GmbH in Berlin. Dessen Chef Archibald Horlitz gibt sich jedoch gelassen: "Ich habe kein Interesse an Internet Service Providing. Ich bin Händler. Das gehört nicht zu meinem core-business."

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