Onlineauktion als zusätzlicher Vertriebskanal

28.10.1999

MÜNCHEN: Onlineauktionen machen Spaß und sind für Wiederverkäufer ein zusätzlicher Vertriebskanal. Einige Distributoren nutzen das Instrument schon, und immer mehr Fachhändler versteigern IT-Produkte im Netz.Computergroßhändler Ingram Macrotron ist Vorreiter und bietet unverkauften Warenbestand über geschlossene Auktionen mittlerweile knapp 10.000 zugangsberechtigten Wiederverkäufern an. Aber auch Unternehmen, die nur sporadisch Lagerbestände zu offerieren haben, können sie über die amerikanische Auktions-Site b2bex.com an Geschäftskunden versteigern.

In Deutschland sind die Auktionen im Business-to-Business-Bereich

(B2B) noch Neuland. Ein weiterer Pionier neben Ingram Macrtron ist der Distributor CHS. Jede Woche bietet der Großhändler seinen Wiederverkäufern 100 Produkte auf seinem Auktionsforum an. Dabei läuft die Versteigerung umgekehrt: Die Preise der Produkte werden täglich reduziert.

CHS wird bald viele Nachahmer in Deutschland bekommen. Im Handel werden Business-to-Business-Auktionen Analysten zufolge in den nächsten Jahren explosionsartig anwachsen. Ihr großer Vorteil ist, daß die Kommunikationskosten erheblich sinken, weil alle verkaufsrelevanten Informationen für alle Handelspartner an einer einzigen Site gepflegt, aktualisiert und kommuniziert werden. Vor allem können bei B2B-Auktionen die Anbieter selbst bestimmen, wer an der Versteigerung ihrer Waren teilnehmen darf und wer nicht. So lassen sich Handelskonflikte vermeiden. Besonders geeignet für diese kostengünstige "Vertriebsform" sind alter Lagerbestand, Güter mit geringen Margen, Produkte am Ende ihres Lebenszyklus und Produkte, die im Preis sehr stark schwanken.

Wer als Händler solche Waren über eine eigene Auktionssite versteigern möchte, kann bei der Auktionssoftware zwischen High-End-Produkten wie "Liveexchange" von Moai Technologies Inc. oder einfacheren günstigeren Produkten wie "Opensite Auction" von Opensite Technologies auswählen (weitere Software kommt mit "Webtropolis Auction Net" von Webvision Inc.) Deutsche Auktionssoftware kommt im High-End-Bereich von Marketmakers, der "Auctionserver 2.0", oder im Niedrigpreisbereich von Great Southern Land GbR und von Getviaweb, die mit ihrer Software Onlineauktionen für Sammler und Liebhaber von Antiquitäten und Kunstgegenständen betreiben.

Bestehende Auktionsites nutzen

Wer nicht wie CHS oder Ingram Macrotron gleich selbst eine Auktionssite aufbauen möchte, kann seine Waren über eine der bestehenden deutschen Auktionssites wie Alando, Ricardo.de oder Itrade versteigern. Unternehmen, die ihre Waren bei Itrade anbieten, bekommen die Auktion sogar in ihre eigene Website integriert. Ihre Anwender bemerken gar nicht, daß die Auktion von Itrade betrieben wird. So baut Itrade ein Netzwerk von vielen Partnersites auf. Deren Besucher erhöhen stark die Zahl an potentiellen Bietern. Die Benutzerzahlen sollen zusätzlich über ein Werbebudget von mehreren Millionen Mark angekurbelt werden. Die große Bieterschaft soll dann zu regerem Bieten und damit vor allem zu besseren Preisen für die angebotenen Waren führen. Neben der Vermarktung und dem Betrieb der Auktion übernimmt Itrade die Kundenbetreuung und Bonitätsprüfung. Für diese Leistungen müssen die Unternehmen dann von den über die Versteigerung eingenommenen Geldern einen prozentual bemessenen Anteil an Itrade entrichten. Auch bei Atrada werden 3 bis 5,5 Prozent im Falle eines erfolgreichen Verkaufes verlangt.

Ganz kostenlos ist die Versteigerung gegenwärtig noch bei IEZ, denn die IEZ-Auktion will sich ausschließlich aus Werbegeldern finanzieren. Für kostenlose Auktionen bieten sich auch kleinere Auktionshäuser wie Bemiauktion.de an. Das Braunschweiger Auktionshaus hat sich auf den Computerbereich spezialisiert (siehe auch Seite 72 zu diesem Thema). (gvs)

Wer nicht gleich selbst mit einem eigenen Shop im Internet verkaufen möchte, kann zuerst über Online-Auktionshäuser den neuen Vertriebsweg ausprobieren.

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