Einkaufsgewohnheiten im Netz

Onlineshopping: Besonders gerne abends und samstags



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Ohne Rücksicht auf Ladenöffnungszeiten einkaufen, das ist eines der Kernversprechen des E-Commerce. Eine Studie hat sich nun die Einkaufsgewohnheiten der Onlineshopper genauer angesehen.
Onlineshopper schätzen die Freiheit, unabhängig von Ladenöffnungszeiten einkaufen zu können.
Onlineshopper schätzen die Freiheit, unabhängig von Ladenöffnungszeiten einkaufen zu können.
Foto: wavebreakmedia - shutterstock.com

Die Mehrheit der deutschen Verbraucher gibt an, keine bestimmten Tageszeiten oder Wochentage für das Einkaufen im Internet zu bevorzugen. Jedoch lassen sich Nutzungsschwerpunkte erkennen: Die Befragten shoppen am liebsten abends und samstags im Internet. Dies ergab die aktuelle Verbraucherbefragung des Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh) und der Creditreform Boniversum GmbH.

Das "digitale Einkaufen" hat sich demnach von den vorgegebenen festgelegten Zeitfenstern des "analogen Einkaufs" befreit und eröffnet dem Verbraucher im Online- und Versandhandel neue zeitlich unabhängige Möglichkeiten für Konsum und spontane Bedürfnisbefriedigung. Und diese werden von den Verbrauchern genutzt. Rund 80 Prozent aller Befragten geben an, keine speziellen Wochentage für Online-Einkäufe zu bevorzugen, und auch nur knapp 44 Prozent nutzen bestimmte Zeitfenster für das Einkaufen im Internet.

Der beliebteste Wochentag für Online-Shopping ist mit rund 30 Prozent der Samstag. Danach folgen mit Abstand der Freitag (16 Prozent) und der Sonntag (15 Prozent). Der Dienstag erreicht mit rund 7 Prozent Nutzungsanteil den letzten Rang. Bei Betrachtung der Verteilung der zwölf Warengruppen über die Wochentage fällt auf, dass "Lebensmittel" und "Medikamente" im Vergleich überdurchschnittlich häufig am Wochenanfang (montags: jeweils 16 Prozent; dienstags: jeweils 9 Prozent; summarisch 25 Prozent) online erworben werden. Dieser Nutzungstrend lässt sich augenscheinlich mit der Zugehörigkeit beider Warengruppen zur Grundversorgung der Verbraucher erklären. Besonders der Einkauf von Lebensmitteln erfolgt stärker als bei anderen Warengruppen nach Notwendigkeit und oft auch nach unterschiedlich fest gelegten Zeitfenstern.

Nachteulen kaufen online Elektronik

Darüber hinaus zeigen sich erwartbare Nutzungsschwerpunkte, wenn man die tageszeit- und wochentagsbezogenen Angaben der Verbraucher zu ihren Online-Einkäufen nach den abgefragten zwölf Warengruppen differenziert. Die meisten Onlinekäufe werden am Abend, also zwischen 18 und 24 Uhr, getätigt. Auf dieses Zeitfenster entfallen nach Angaben der Verbraucher 61 Prozent der Online-Einkäufe. Danach folgen Einkäufe am Nachmittag, also zwischen 12 und 18 Uhr, mit rund 25 Prozent Anteil. Die Verbraucher nutzen die Zentfenster am Vormittag, also von 6 bis 12 Uhr (9 Prozent), und in der Nacht, also von 0 bis 6 Uhr (5 Prozent), deutlich weniger stark. Besonders gerne werden abends Artikel aus den Warengruppen "Bild- und Tonträger / Video- und Music-Files" (67 Prozent), "Computer / Zubehör / Spiele / Software" (66 Prozent) und "Elektronik-Artikel / Telekommunikation" (65 Prozent) in den Warenkorb gelegt. "Medikamente" und "Lebensmittel" (46 Prozent) werden dagegen überdurchschnittlich stark am Vormittag und am Nachmittag gekauft.

Die vorliegenden Ergebnisse zeigen nach Ansicht der Studienautoren, dass die Verbraucher offensichtlich in hohem Maße situativ und oft auch spontan Online-Einkäufe tätigen. Der "digitale Einkauf" hat sich "entritualisiert". Individuell vorhandene Zeitfenster und Notwendigkeiten bestimmen den Online-Einkauf und nicht die Öffnungszeiten der analogen Einkaufsangebote. Dennoch können mit den Ergebnissen der vorliegenden Umfrage Schwerpunkte des Online-Einkaufsverhalten aufgezeigt werden, die mit den vorhandenen Zeitfenstern der "arbeitenden" Bevölkerung korrespondieren und zugleich spezifische Nachfragemuster abbilden. (mh)

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