Open-Source und Filemaker-Datenbank arbeiten Hand in Hand

23.01.2003
In wirtschaftlich schwierigen Zeiten suchen Unternehmen nach kostengünstigen Lösungen. Die auf Investmentfonds spezialisierte ABS-Gruppe setzt ihre Datenbanken auf eine Open-SourceInfrastruktur auf, ohne an Performance zu verlieren.

Auf bis zu 100.000 Datensätze möchte Alexander Betz, Geschäftsführer der ABS-Gruppe, zugreifen: "Mit "Act" hatten wir schon bei 4.000 Probleme mit manchen Funktionen." Kein Wunder: "Die D-Base-basierende Foxpro-Datenbank der Kontaktmanagement-Lösung hat ihre Grenze bei 5.000 bis 10.000 Datensätzen, wenn mehrere Anwender darauf zugreifen", betont Ralf Pettenkofer, Marketingleiter bei der Sage CRM Solutions GmbH. Die Performance hänge aber auch von der Kontakthistorie und dem bestehenden Netzwerk ab. "Für 100.000 Datensätze ist die Software aber definitiv nicht ausgelegt", erklärt Pettenkofer.

Doch für ihr komplexes Geschäftsmodell benötigt die ABS-Gruppe, ein Spezialist für geschlossene Investment-Fonds, ein individuelles CRM-System: "Eine standardisierte Out-of-the-Box-Anwendung eignet sich nicht, um die von uns benötigten Prozesse und Strukturen abzubilden", erkennt Betz nach dem fehlgeschlagenen Versuch mit Act an.

Filemaker-Anwendung löst Act ab

Als es für den ABS-Geschäftsführer galt, den Kontaktmanager Act von Sage CRM Solutions abzulösen und ein CRM-System für den Internet-Marktplatz "E-Fonds24" aufzubauen, suchte er einen IT-Dienstleister, der bereits Erfahrung auf diesem Gebiet hat. Die Unternehmensberatung Dr. Maison & Partner konnte diese nachweisen. Das Entwicklungshaus des Herstellers von Informationsmanagement-Programmen Filemaker hat eine ähnliche Aufgabenstellung bereits bei dem Marktplatz "Immobilien Scout 24" bewältigt. Auch bei der ABS-Gruppe sollte der IT-Dienstleister jetzt die Adressstammdaten konsolidieren und die verschiedenen Datenbanken vernetzen. "Heute gibt es jede Adresse nur noch einmal", erklärt Wolfgang Maison, Geschäftsführer bei der Dr. Maison & Partner GmbH.

Bei der ABS-Gruppe existieren zwei Datenquellen: zum einen die interne, wie Geschäfts- und Firmenkontakte, die inhouse gepflegt werden, und zum anderen die Online-Welt, in der sich Kunden registrieren. Das heißt, es fließen Daten aus dem Internet in eine Kontaktdatenbank ein, und die dort ergänzten Informationen wandern zurück in die unter "Suse 8.0"-Linux laufende Online-Datenbank "Postgres". "Diese Quellen mussten zusammengeführt werden", berichtet Michael Frischkorn, IT-Projektleiter bei der ABS IT Service GmbH, die für die EDV der ABS-Gruppe verantwortlich zeichnet.

Um dies zu bewerkstelligen, erstellte der IT-Dienstleister Maison auf Basis von "Filemaker 5.5" die CRM-Plattform "Sales-Manager". Maison entwickelt seit über zehn Jahren mit dem Filemaker-Developer: "Dieses Werkzeug eignet sich in einer vertriebsnahen Umgebung am besten." Mit dem Tool habe er die Möglichkeit, eine Lösung am "offenen Herzen" zu programmieren und zu erweitern.

Um vorhandene Applikationen und Daten unter einer Oberfläche verfügbar zu machen, holt sich das Basissystem Sales-Manager die benötigten Daten wie Kundennummer oder Aufträge aus den unterschiedlichen Informationstöpfen. "Der Vertriebschef kann sich dafür nicht durch 25 Masken klicken", betont Maison. Beispielsweise zeigt das CRM-System dem Anwender die Daten des Vertriebspartners Meyer mit seinen verschiedenen Adressen, den Kontaktinformationen und Umsatzwerten der Vergangenheit auf einen Blick. Der Sales-Manager visualisiert dem Anwender auch, in welchen anderen Systemen er noch Informationen gespeist hat. Die CRM-Anwendung läuft auf einem Windows-2000-Server. "Den Datenbank-Server von Filemaker gab es damals noch nicht für Linux", berichtet Maison.

Linux-Rechner von Transtec lösen Sun-Server ab

Die ABS-Gruppe wollte ihren Marktplatz nicht wie viele Start-ups mit Oracle, Bea und teurer Server-Hardware aufbauen. "E-Fonds24 besteht noch, weil das Projekt kostenbewusst aufgesetzt wurde", betont Maison. Technologisch entspricht die Lösung mit Application-Server und XML-Komponenten dem heutigen Standard. "Aus Kostengründen wählten wir die Produkte aber aus Open-Source-Komponenten wie dem Apache-Framework", berichtet Frischkorn von der ABS IT Service GmbH. Hardwareseitig löste die ABS-Gruppe "Sparc-Server" von Sun ab und setzt jetzt Linux-Rechner von Transtec ein. "Das stand aber nicht in direktem Zusammenhang mit dem Projekt", betont Frischkorn. Da die Entwicklung aber schon die ganze Zeit unter Linux lief, habe die Entscheidung nahe gelegen, auch das Produktivsystem auf das Open-Source-OS umzustellen. Der Austausch einer kaputten CPU bei der bisherigen Sun-Hardware hätte laut ABS-Projektleiter Ausgaben in Höhe von 4.500 Euro verursacht. "So viel kostet bei Transtec der ganze Server", teilt Frischkorn mit.

Mittlerweile fährt ABS volle Last auf dem System. "Wir sind jetzt in der normalen Support-Phase", berichtet der IT-Dienstleister Maison. Im ersten Quartal 2003 möchte ABS-Geschäftsführer Betz eine Status-Analyse durchführen, um zu ermitteln, ob weiterer Entwicklungsbedarf besteht. Mit Stand heute hat die ABS-Gruppe 45.000 der angepeilten 100.000 Adressen im Basissystem "Sales-Manager" abgelegt.

Performance-Probleme bereitet dies der Filemaker-basierenden CRM-Lösung nicht. Komplexe Abfragen wie die Umsätze aller Vertriebspartner mit dem Fonds x im Zeitraum y über alle Datensätze schafft das System laut ABS-Projektleiter Frischkorn in 30 bis 40 Sekunden.

www.apache.org

www.filemaker.com

www.efonds24.de

www.maison.de

www.postgresql.org

www.suse.de

java.sun.com

ComputerPartner-Meinung:

IT-Projekte mit Open-Source-Komponenten häufen sich. Kein Wunder: Die vergleichsweise günstigen IT-Lösungen wie Datenbanken, Betriebssystem oder Application-Server senken die Kosten für EDV-Vorhaben deutlich. Die IT-Dienstleister Dr. Maison & Partner und ABS IT-Service haben dies beim Projekt E-Fonds24 belegt. Doch der Preis reicht nicht als alleiniges Entscheidungskriterium für die Produktauswahl. Punkte wie Performance, Sicherheit, Support, Investitionsschutz spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Gelegenheit, dies zu beweisen, wird es für Open-Source-IT aufgrund der wirtschaftlich schwierigen Situation vieler Unternehmen sicher auch in nächster Zeit geben. (hei)

Solution Snapshot

Kunde: ABS-Gruppe, Landsberger Straße 57, 82266 Stegen am Ammersee

Problemstellung: Aufbau eines Kundenbeziehungs-Management-Systems für einen Internetmarktplatz, auf dem geschlossene Fonds vermarktet werden. Ablösung der alten Kontaktdatenbank "Act" und Integration mit der Web-Datenbank.

Lösung: Linux-Server:

- Transtec 1002L, 2 x Intel Xeon 2.2 GHz

- 1GB ECC DDR-Ram

- Raid-Level 1

Softwarekomponenten:

- Suse Linux 8.0

- Application Server: Orion 1.5.2

- Web-Server: Apache 1.3.27 mit mod_jk, mod_ssl, mod_rewrite

- Entwicklungsumgebung: Sun JDK 1.3

- Java Server: JServ

- Datenbank: Postgresql 7.2

- XML-Server: Cocoon 1.8.2

GPS-Fileserver (Zusammenbau):

- Pentium 4,2 GHz

- 1 GB RAM

- Raid-Level 1

- MS Windows 2000 Server

- Filemaker Server 5.5

- Filemaker 5.5 Pro für die Clients

VAR: Dr. Maison & Partner Unternehmensberatung, Lierstraße 20a,

80639 München

Kontaktaufnahme: Referenzprojekt Immobilien-Scout 24

unerwartete Schwierigkeiten: Datenstruktur von Act erschwerte laut dem IT-Dienstleister die Datenübernahme und deren Neustrukturierung.

aufgewendete Mannstunden (VAR): 20 Manntage für das Basissystem plus insgesamt 30 Manntage für Erweiterungen

Kostenumfang des Projekts: zirka 75.000 Euro

Service- und Wartungsverträge: Release-Wechsel einmal pro Jahr, Hotline und Support durch Remote-Access oder vor Ort

Benefit für Kunden: Konsolidierte Adressstammdaten und vernetzte Datenbanken

Benefit für VAR: Geplant sind gemeinsame Akquisitionen für die Gesamtlösung Sales-Manager in Verbindung mit der Internetplattform der ABS-Gruppe.

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