Oracle 8: NCs und Data-Warehouse statt objektrelationale Vorherrschaft

07.11.1997
MÜNCHEN: Ginge es nach Larry Ellison, CEO von Oracle, würde nicht nur der eine PC in Flammen aufgehen, der ihm diesen Gefallen nach dem Sturz vom Podest in New Yorks Radio Hall tat. NCs statt PCs, Oracle statt Microsoft lautet nämlich seit gut einem Jahr das Credo des Vordenkers des zweitgrößten Softwarehauses der Welt. Zwangsläufig geriet so auch die Vorstellung von Oracles neuem und seit langem erwarteten Datenbankschlachtschiff "Oracle 8" zur NC-Show. Allerdings gab Ellison auch zu verstehen, daß er mit "Oracle 8" auch Geld verdienen will.Seit 1992 liefert Datenbankanbieter Oracle seine relationale Software Oracle, Version 7x aus. Erfolgreich, wie Oracles Stellung im Markt für relationale Datenbanken zeigt (siehe Grafik).

MÜNCHEN: Ginge es nach Larry Ellison, CEO von Oracle, würde nicht nur der eine PC in Flammen aufgehen, der ihm diesen Gefallen nach dem Sturz vom Podest in New Yorks Radio Hall tat. NCs statt PCs, Oracle statt Microsoft lautet nämlich seit gut einem Jahr das Credo des Vordenkers des zweitgrößten Softwarehauses der Welt. Zwangsläufig geriet so auch die Vorstellung von Oracles neuem und seit langem erwarteten Datenbankschlachtschiff "Oracle 8" zur NC-Show. Allerdings gab Ellison auch zu verstehen, daß er mit "Oracle 8" auch Geld verdienen will.Seit 1992 liefert Datenbankanbieter Oracle seine relationale Software Oracle, Version 7x aus. Erfolgreich, wie Oracles Stellung im Markt für relationale Datenbanken zeigt (siehe Grafik).

Doch in diesen fünf Jahren hat sich in Datenbankkreisen viel verändert. Man spricht davon, Daten unterschiedlicher Typen für Geschäfts- und Informationszwecke wie Electronic Commerce, Data-Warehouse und -mining komplett verfügbar zu machen. "Multimediadaten und Internetstreams sind die Themen, die unsere Entwickler beschäftigen", berichtet David Toppin, DB2-Manager bei IBM. So erfreuen IBM und Sybase seit neuestem ihre Kunden mit objektrelationalen Datenbankerweiterungen, und Informix bietet sogar seit Dezember 1996 eine komplette Architektur namens "Universal Server" an. So herrschte allgemein die Erwartung vor: Marktführer Oracle zieht, wie seit vier Jahren angekündigt, mittels der Datenbank "Oracle 8" mit der Konkurrenz gleich.

Doch Oracle enttäuschte diese Erwartung doppelt: Erst stoppte Ellison persönlich die Auslieferung der objektorientierten Komponenten-Entwicklersoftware "Sedona"; Softwarehäuser können mit ihr frühestens Anfang nächsten Jahres rechnen.

Zum zweiten demonstrierte Ellison in New York, daß es sich bei der Datenbank Oracle 8 weniger um einen objektrelationalen Universal Server handele als vielmehr um die ideale Ergänzung zum NC (siehe Seite 92). Und da dessen Verkauf laut dem Oracle-Obersten in den USA ab sofort losgeht, gab er Oracle-Kunden den Rat, die neue Datenbank in ihren Netzen zu installieren. "Um NC-Anwendungen wie Messaging zum Laufen zu bringen", so Ellison.

Immerhin: Nach der Installation eines NCs ("Wer hat je Bill Gates

öffentlich Windows installieren sehen?"), PC- und NC-Crash und Neuanmeldung bei einem zweiten NC mittels der aus den rauchenden NC-Trümmern geborgenen NC-Karte, nahm er sich auch Zeit, um die wesentlichen Vorzüge von Oracle 8 anzupreisen: "Oracle 8 ist zehnmal schneller als Oracle 7; Zehnfach mehr Benutzer können 100mal mehr Daten verwalten." Kurzum, wird die Software nicht als Datenbank-Messaging-Server im Web eingesetzt, mag sie für optimierte Data-Warehous-Anwendungen in Frage kommen.

Damit verwies Ellison auf die wirkliche Absicht Oracles: Nämlich mit Oracle 8 in den angestammten, relationalen Gefilden Geld zu verdienen. Wobei der Anwendungsbereich 15 NT-Benutzer oder auch High-end-Anwendungen mit 10.000 Benutzern und mehr umfaßt.

Objektrelationale Erweiterungen

In der Münchener Oracle-Filiale folgt man bei der Vermarktung der Datenbank vorerst ganz der Ellison-Vorgabe. Denn laut Michael Schneller, Produktmanager Oracle 8, ruft hierzulande noch kaum ein Kunde bei Oracle in Sachen NC an, sondern weil er eine Datenbank kaufen will. Und da Oracle eigenen Angaben zufolge mit Oracle 7x derzeit knapp 30 Prozent seines Umsatzes erwirtschaftet, wovon 1996 33 Prozent wiederum auf die Partner entfielen, ist Schneller bemüht, vor allem die Migrationsvorzüge und den Zugewinn an Sicherheit, Robustheit und Geschwindigkeit bei großen Transaktionen herauszustellen:

"Ein objektorientierter Anwender beginnt mit den Datentyp-Möglichkeiten, die wir ihm bieten, in einer definierten Testumgebung", skizziert Schneller das vorherrschende Kundenverhalten. Dafür bietet Oracle sogenannte "Data Cartridges" (DCs) an. DCs stellen objektorientierte Module dar, womit benutzerdefinierte Daten, etwa die, die die Visualisierung von Daten ermöglichen, wie relationale Daten verarbeitet werden können. Dabei greifen die DCs, die als Plug-in-Komponenten angeboten werden, nicht in Kernkomponenten von Oracle 8 ein, sondern werden mittels Schnittstellen aktiv. Deshalb "erfährt der Benutzer keinerlei Geschwindigkeits- und Konsistenzeinbuße bei anwendungsunabhängigen Datentypen", so Schneller. In der Datenbank werden die derart vorliegenden Daten mittels "Objektviews" durchforstet. Das ist nicht gerade geschwindigkeitsfördernd, "dafür greifen wir nicht in den Kernel ein", wirbt der Manager mit deutlichem Seitenhieb gegenüber Informix, die ihre zertifizierten Datablades in die Systemarchitektur einbinden. Soviel zur Objektorientierung der neuen Datenbank.

"Das Partnergeschäft soll auf 40 Prozent steigen"

Was nun die Erwartungen der Betreiber von relationalen Datenbanken angeht, so schildert sie Schneller so: "Sie müssen immer mehr Daten vorrätig halten, um geschäftsrelevante Informationen daraus zu gewinnen, und dazu immer mehr Benutzer bedienen. Ohne Datenbanken sind Geschäftsprozesse nicht mehr vorstellbar. Deshalb haben wir vor allem dafür gesorgt, daß Oracle 8 schneller und dennoch stabil und administrierbar läuft, skalierbar Daten bis in den Pentabereich bearbeiten kann und dabei für Mehrplatznutzung für Tausende von Anwender erlaubt." Der Marketingfokus der "nicht branchenspezifisch orientierten" Datenbank heißt deshalb: Data-Warehouse und OLTP (Online Transaktion Process), Management Informationssysteme und

Datenbank-Administration, und das auf nahezu jedem Betriebssystem.

Zwar hat Oracle Deutschland derzeit zirka 750 Partner, doch ihre Zahl und die darüber erfolgte Marktdurchdringung ist den Münchenern nicht genug. Deshalb sucht Oracle Partner: "Wir haben damit begonnen, Partner, also Systemintegratoren, vor allem aber Softwarehäuser, gezielt für bestimmte Märkte zu suchen. Wir sind erst am Anfang", kommentiert der Manager die Bemühungen der letzten drei Monate. Dabei lauten die "nicht zu strengen" Anforderungen - "unsere möglichen Partner arbeiten ja nicht nur mit uns zusammen, weshalb sie gezielt geschult werden müssen": Kenntnis der Märkte, Reverenz, benamte Person und eben Schulungen. Dadurch soll "der Partnerumsatz auf 40 Prozent steigern" verkündet Schneller.

Er ist sich sicher, mit diesem Programm und der neuen Datenbank dieses Ziel zu erreichen: "Zwar werden objektrelationale Datenbanken die Zukunft bestimmen, doch es kommt darauf an, wie man sie verkauft", grenzt er sich ab. "Unsere Kunden wollen mit ihrer Datenbank weiterarbeiten. Wenn sie objektrelationale Zusätze haben wollen, bekommen sie diese." Im übrigen hat er die Erfahrung gemacht, daß Datenbankkunden eher konservativ sind. Objektorientierung bei Datenbanken definierten sie als "dann notwendig, wenn sie wirklich wichtig ist." (wl)

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