Initiative für MySQL

Oracle-Kritiker haken Sun-Übernahme in der EU ab

18.01.2010
Die internationale Kampagne gegen Oracles geplanten Kauf von Sun Microsystems gibt den Kampf in der EU auf und will sich nun auf China und Russland konzentrieren.
Oracle will MySQL "weiterhin fördern" und unter der Open-Source-Lizenz GPL bereitstellen.
Oracle will MySQL "weiterhin fördern" und unter der Open-Source-Lizenz GPL bereitstellen.

Die internationale Kampagne gegen Oracles geplanten Kauf von Sun Microsystems gibt den Kampf in der EU auf und will sich nun auf China und Russland konzentrieren.

Es könnte ein Etappensieg für Oracle-Chef Lawrence Ellison werden. Die Kampagne "HelpMySQL", gegründet von MySQL-Gründer Michael "Monty" Widenius, gibt ihren Widerstand gegen den Milliarden-Deal in der EU offiziell auf. Mit einer Online-Petition in 20 Sprachen hatten die Initiatoren zuvor laut eigenen Angaben mehr als 30.000 Unterschriften gegen die Fusion gesammelt. "Die EU-Kommission demonstrierte in weiten Teilen des Verfahrens Mut und Kompetenz, sah am Ende aber schwach aus", kommentierte Widenius die Entscheidung in einer Pressemitteilung. Nach seiner Einschätzung werde die Brüsseler Behörde die Akquisition "wohl sehr kurzfristig freigeben".

Doch die Auseinandersetzung gehe weiter. HelpMySQL werde sich nun auf China und Russland konzentrieren. Anders als in den USA haben die dortigen Kartellbehörden die Sun-Übernahme durch Oracle noch nicht genehmigt. Widenius: "China und Russland können immer noch Nein sagen, falls Oracle keiner richtigen Lösung zustimmt. Das sind mächtige, selbstbewusste und Open-Source-freundliche Länder, die es besser machen könnten als die EU." Russland habe gerade entschieden, sich mehr Zeit für die Untersuchung zu nehmen, und China habe schon beim Zusammenschluss von Panasonic und Sanyo Härte gezeigt, auch nachdem der Deal seitens der USA und der EU bereits freigegeben worden war.

Mehr zu Oracle, Sun und MySQL lesen Sie hier:

Die EU-Kommission hatte im November 2009 ernste wettbewerbsrechtliche Bedenken gegen die milliardenschwere geplante Übernahme von Sun Microsystems durch Oracle formuliert. Dahinter stand die Sorge, Oracle könnte die Open-Source-Datenbank MySQL zugunsten der eigenen kommerziellen Datenbankprodukte benachteiligen und damit den Wettbewerb einschränken. Oracle reagierte darauf zunächst mit Kritik und warf der EU-Behörde sogar Inkompetenz vor. Wenig später aber machte die Ellison-Company gegenüber der Kommission Zugeständnisse. Man werde MySQL "weiterhin fördern" und unter der Open-Source-Lizenz GPL bereitstellen, erklärte der Softwarekonzern in einer offiziellen Mitteilung. Der MySQL-Quellcode und das Referenzhandbuch sollten weiterhin kostenlos verfügbar sein.

Diese und weitere Versprechen Oracles wurden von den EU-Kartellwächtern positiv aufgenommen. Widenius hält davon wenig: "Oracles Äußerungen zu MySQL fälschlich als Lösung zu bezeichnen, ist ein unaufrichtiger Versuch, das Gesicht zu wahren, denn wenn eine Pressemitteilung von Oracle mit nutzlosen, vagen Versprechungen alles sein soll, was herausgekommen ist, war es schade um die Zeit und das Geld." (Computerwoche/wh) (wl)

Zur Startseite