Oracles Internet-Datenbank kurz vor Auslieferung

24.09.1998

MÜNCHEN/NEW YORK: Eine Datenbank, in die man sowohl Java-Programme, ganze Web-Sites und Internet-Anwendungen als auch Texte, Spreadsheets und Bilder packen kann, soll nun Wirklichkeit werden. Das verspricht zumindest Oracle mit der Version 8i ihres Datenbankservers.Ein paar Pfeile gegen Bill Gates hatte Larry Ellison noch parat, ansonsten aber blieb der Oracle-Chef während seiner neuesten Produktpräsentation recht moderat. Die Oracle8i-Datenbank wird - seinen Angaben zufolge - für alles mögliche gut sein. Sie soll nicht nur strukturierte Texte speichern können, sondern auch Microsoft-Word-Dokumente und Tabellen oder gar ganze Java-Programme oder komplette Web-Sites.

"Consoloidation of Information"

Für Ellison ist ein Betriebssystem wie Windows 98 denkbar ungeeignet, um nach irgendwelchen Daten zu suchen. Hierzu benötigt man eben eine strukturierte Datenbank. "Auch Bill Gates hat dies mittlerweile eingesehen", so der Oracle-Chef weiter. Denn unter Windows wird in seinen Augen nur Komplexität verteilt, was erstens sehr teuer und zweitens sehr ineffizient ist. Als Ausweg bietet hier Ellison die wohlbekannte zentralisierte Datenverwaltung an. Er bezeichnet dies als "Consolidation of Information" und sieht hier natürlich Oracle als den führenden Lösungsanbieter an. Von Network-Computern spricht man dort schon lange nicht mehr, das neue Schlagwort lautet: "Internet-Computing".

Java-Maschine mit an Bord

Mit der Version 8i ist nämlich eine Java Virtual Machine (JVM) im Datenbank-Server integriert, so daß dort Java-Programme deponiert, abgerufen und ausgeführt werden können. "Ein herkömmlicher Java-Server kann vielleicht zehn User gleichzeitig bedienen, unser Java-fähiger Datenbankserver hingegen zehntausend", tönte Ellison im Verlauf seines Vortrages. Das dürfte vor allem den SunSoft-Verantwortlichen sauer aufgestoßen sein,

ist für sie doch Java das einzige Allheilmittel für die Wehwehchen im

Internet.

Ein neues File-System soll Windows ersetzen

Besonders hervorgehoben hat Ellison das sogenannte Internet File System (iFS), eine Oracle-eigene Entwicklung. Diese soll in der Lage sein, alle unstrukturierten Daten, seien es nun Texte, Spreadsheets, Web-Sites oder eben besagte Java-Programme, miteinander in eine logische Beziehung zu setzen und in der Datenbank dementsprechend unterzubringen. Diese so strukturierten Daten könnten dann von Systemadministratoren zentral verwaltet werden.

"Oracle8i", so Ellison weiter, "ist das weltbeste File-System. Einen Windows-Explorer braucht kein Mensch mehr!" Ein Bonmot am Rande: Werden etwa Word-97-Dateien in Oracles neuer Datenbank gespeichert, benötigt der Anwender keineswegs das neueste Produkt aus dem Hause Microsoft, um sich diese Dokumente anzusehen und sie weiterzuverarbeiten. Außerdem umfaßt das Produkt "WebDB" eine vollständige Entwicklungsumgebung für das Internet. Damit können auch ungeübte web-Master relativ schnell Web-Sites aufbauen. sie benötigen hierfür lediglich einen herkömmlichen Web-Browser. Ausliefern will Oracle sein neustes Produkt erst Ende dieses Jahres. Bis dahin laufen noch diverse intensive Tests, unter anderen bei deutschen Großkunden wie SAP, Dasa, Deutsche Bank und Braun AG. Diese Firmen arbeiten noch mit der ersten Betaversion, eine weitere soll Mitte Oktober folgen. (rw)

Larry Ellison, Oracles CEO: "Die Evolution des Client/Server-Computings ist an einem toten Punkt angelangt."

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