Inflation und Konsumflaute

Otto Group steckt in den roten Zahlen

25.05.2023
Die Online-Party der Corona-Jahre ist vorerst vorbei. Krieg und Inflation drücken zudem die Kauflust der Menschen. Das führt zu Schrammen in der Bilanz der erfolgsverwöhnten Hamburger.
Alexander Birken, Vorstandsvorsitzender der Otto Group: "Die bewegten Zeiten vor dem Hintergrund des grauenvollen Krieges in der Ukraine, der Energiekrise, der Inflation und der damit einhergehenden Konsumflaute schlagen sich auch in unseren Geschäften nieder."
Alexander Birken, Vorstandsvorsitzender der Otto Group: "Die bewegten Zeiten vor dem Hintergrund des grauenvollen Krieges in der Ukraine, der Energiekrise, der Inflation und der damit einhergehenden Konsumflaute schlagen sich auch in unseren Geschäften nieder."
Foto: Otto Group

Die hohe Inflation und die Konsumflaute nach dem russischen Angriff auf die Ukraine haben die Otto Group in die roten Zahlen gedrückt. Bis sich die Lage bessert, dürfte noch einige Zeit ins Land gehen. "Die Rückkehr zur alten Gewinnstärke wird zwei Jahre dauern", sagte Konzernchef Alexander Birken am Mittwoch in Hamburg bei der Vorlage der Geschäftszahlen für das Geschäftsjahr 2022/23. Um im rapiden Wandel des Onlinehandels weiter vorn dabei zu sein, investiert Otto gleichwohl unverdrossen weiter. Allein 2023/24 sind Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe geplant, beispielsweise in den Lieferservice und den Ausbau der konzerneigenen Logistik.

2022/23 (bis Ende Februar 2023) stand bei dem Hamburger Dienstleistungs- und Handelskonzern unter dem Strich ein Verlust von 413 Millionen Euro. In dem vom Onlineboom während der Coronapandemie begünstigten Vorjahr stand noch ein Gewinn von mehr als 1,8 Milliarden Euro in den Büchern, nach rund 842 Millionen Euro im ersten Coronajahr.

Der Umsatz lag 2022/23 mit 16,2 Milliarden Euro auf dem Niveau des Vorjahres (16,1 Mrd Euro). Als Stütze erwies sich die schon unter Birkens Vor-Vorgänger Michael Otto eingeleitete Internationalisierung der Gruppe. Während der Umsatz im Inland um 9,2 Prozent auf 9,0 Milliarden Euro einbrach, kletterte das Geschäftsvolumen im Ausland um 9,6 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro.

"Die Zahlen zeigen, dass auch wir uns dem Markttrend nicht entziehen konnten. Die sehr bewegten und bewegenden Zeiten vor dem Hintergrund des grauenvollen Krieges in der Ukraine, der Energiekrise, der Inflation und der damit einhergehenden Konsumflaute schlagen sich auch in unseren Geschäften nieder", sagte Konzernchef Alexander Birken, der sich mit den Ergebnissen "nicht zufrieden" zeigte. Den Einbruch im Inland erklärte er zumindest teilweise mit einer Rückkehr zum Konsumverhalten vor der Pandemie. Es werde wieder mehr Geld für Reisen und Kultur ausgegeben, und mit dem Ende der Coronamaßnahmen werde auch wieder mehr im stationären Einzelhandel eingekauft.

Otto geht in die Devensive

Nur zurückhaltend äußert sich der Otto-Konzernvorstand zu den Aussichten für 2023/24. "Es wird wieder eine Normalisierung geben, allein ich kann nicht sagen wann", sagte Birken. Erwartet wird ein stabiles Umsatzniveau und ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im niedrigen dreistelligen Millionenbereich. 2022/23 betrug das Ebit lediglich 22 Millionen Euro. Damit ist nicht ausgeschlossen, dass das laufende Jahr unter dem Strich erneut mit roten Zahlen endet.

Birken hatte schon vor einem Jahr angedeutet, dass beispielsweise Preiserhöhungen nicht voll weitergegeben könnten, was auf die Gewinne drücke. Am Ende hat die Kundschaft auch für weniger Geld eingekauft als erwartet. "Negativen Einfluss hatten zudem das hohe Volumen der auf Basis gänzlich anderer Wirtschaftsprognosen für 2022/23 getätigten Warenvorbestellungen und der dadurch in der Konsequenz notwendige Abverkauf über Rabatte". Für das laufende Jahr habe man "viel defensiver eingekauft". (dpa/rs/rw)

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