Outsourcing-Manager wollen alles aus einer Hand

04.03.2004
Wenn es um Outsourcing geht, bevorzugen deutsche Firmen die Abwicklung über einen Partner, der sich um alle Belange kümmert. Wie eine aktuelle Studie beweist, unterscheiden sich die hiesigen Unternehmer damit deutlich von ihren europäischen Nachbarn. Von ComputerPartner-Redakteurin Marzena Fiok

Deutsche Unternehmer wollen bei der Auslagerung betrieblicher Funktionen (Outsourcing) möglichst alles aus einer Hand. Sie möchten am liebsten nur einen einzigen Outsourcing-Dienstleister, der sich aber um alle Belange kümmern soll. Damit unterscheiden sich die Wünsche der deutschen Wirtschaft signifikant von denen der europäischen Nachbarschaft - hier ist Outsourcing an mehrere Dienstleister nämlich Standard. Zu diesem Ergebnis kommt die neue Studie "Approaches to Outsourcing and Risk Management in Europe" von Logica CMG (www.logicacmg.com). Die Beratungsgesellschaft hat Führungskräfte aus 191 Unternehmen in sechs Ländern nach der Ist-Situation und der Zukunft von Outsourcing in ihrem Unternehmen befragt.

In Deutschland verlassen sich den Ergebnissen zufolge derzeit 86 Prozent der Unternehmen, die eine betriebliche Funktion extern abwickeln lassen, auf einen einzigen Outsourcer. Mit dieser Einstellung sind die hiesigen Manager in Europa ganz allein: In den Niederlanden liegt der Anteil der Firmen, die sich nur an einen Partner wenden, aktuell bei 22 Prozent, in Großbritannien bei 11 Prozent, in anderen europäischen Ländern ist er noch geringer.

Deutsche Manager wollen einen einzigen Partner

Bei der "Risikobetrachtung" unterscheiden sich die deutschen Führungskräfte ebenfalls deutlich von ihren ausländischen Kollegen. 77 Prozent von ihnen räumen ein, dass die innerbetriebliche Abwicklung von Geschäftsprozessen risikoreicher sein kann als die Vergabe an einen Outsourcer. Im Durchschnitt der europäischen Länder sehen hingegen nur 41 Prozent der Manager das höhere Risikopotenzial beim "Insourcing".

Auch die Motive für eine solche Zusammenarbeit sind unterschiedlich. Zwar steht in ganz Europa die Kostenreduzierung an erster Stelle, doch in Deutschland folgt als zweites Hauptmotiv gleich die genauere Kostenplanung, während den anderen Befragten die verbesserte Servicequalität wichtiger erscheint. Als weitere Gründe wurden in Deutschland die Verbesserung der Geschäftstätigkeit und besseres Management der Prozesse genannt.

Bei so vielen Unterschieden wundert es nicht mehr, dass die deutschen Manager auch bei den Auswahlkriterien für den neuen Partner andere Richtlinien anlegen als die Kollegen im Ausland. So setzten die anderen Europäer auf einer Bewertungsskala von 1 (unwichtig) bis 5 (sehr wichtig) die Expertise im heimischen Markt mit 4,2 auf den ersten Platz. Als weitere wichtige Kriterien wurden Branchenerfahrung (4,1), Bereitstellung von fähigem Personal (4,1), Verständnis der Geschäftstätigkeit (3,7), die eingesetzten Tools und Verfahren (3,5) sowie die Unabhängigkeit des Outsourcing-Dienstleisters (3,3) genannt.

In den Top-Etagen der deutschen Wirtschaft sind hingegen andere Kriterien bei der Entscheidung für einen Outsourcing-Partner angesagt. Hier stehen das Verständnis für das Geschäft (4,6) und die Fähigkeiten des Personals (4,5) ganz weit vorne. Erst an dritter Stelle kommt die Expertise auf dem nationalen Markt, gefolgt von Branchen-Know-how, den verwendeten Tools und Methoden.

Meinung der Redakteurin

In deutschen Chefetagen ist das Thema Outsourcing mehr als im restlichen Europa eine Frage des Vertrauens. Aus der Studie lässt sich klar herauslesen, was die Kunden wollen: einen Outsourcer, der nicht nur das eigene Geschäft 100-prozentig versteht, sondern sich auch in die Lage des Kunden versetzen und ihm jederzeit den nötigen Durchblick verschaffen kann. Leider belegen andere Studien den hiesigen Dienstleistern mangelnde Qualitäten.

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