Durch grenzübergreifendes Outsourcing werden Arbeitnehmer in Europa immer häufiger benachteiligt. Die Konzerne versuchen dabei, "die nationalen Normen, die Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen regeln, zu umgehen", wie das EU-geförderte Projekt WORKS (Work Organization an Restructuring in the Knowledge Society) aufzeigt. In der Auslagerung von Unternehmensteilen und Geschäftsfunktionen verfügen Konzerne über ein probates Mittel, um die Kosten zu drosseln. Über Ländergrenzen hinweg führe Outsourcing jedoch zu einer bedenklichen Entwicklung und setze die Arbeitnehmer unter Druck.
Aggressive Tendenzen
"Viele Unternehmen führen durch Outsourcing unbeabsichtigt schlechtere Arbeitsbedingungen herbei. Gleichwohl sind aber auch wesentlich aggressivere Tendenzen zu beobachten als früher, Regelungen für den Beschäftigtenschutz absichtlich zu umgehen", erklärt Pamela Meil, Vorstandsmitglied des Instituts für Sozialwissenschaftliche Forschung in München und Projektkoordinatorin des Schwerpunkts Arbeitspolitik.
Der Expertin zufolge habe es etwa in der Nahrungsmittelindustrie Dänemarks einen äußerst bedenklichen Fall gegeben. Angesichts eines besonders starken nationalen Arbeitnehmerschutzes habe ein Unternehmen "unangenehme Aufgaben" nach Deutschland ausgelagert, um sie hier an polnische Arbeiter zu übertragen. "Diese werden in temporären Arbeitsverhältnissen beschäftigt und verfügen über keinerlei Schutzmechanismen", verdeutlicht Meil. Hier sei eine Lücke entdeckt und ausgenutzt worden.
Den Schutz von Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen zu umgehen, sei hierzulande zwar bestimmt schwieriger als beispielsweise in südeuropäischen Ländern. Dafür sei etwa die starke gewerkschaftliche Präsenz ausschlaggebend. "Lücken sind jedoch immer zu finden", betont Meil.