Packard Bell: Das Tal der Tränen ist durchwandert

16.03.2000
Packard Bell ist die Nummer eins im europäischen Heimcomputermarkt. Nur in Deutschland will von der NEC-Tochter keiner so recht Notiz nehmen. Mit einer neuen Mannschaft und überarbeitetem Produktportfolio will sich das Unternehmen nun auch hierzulande ins Bewusstsein der Kunden bringen.

Wenn die deutsche Niederlassung das Gesamtergebnis von Packard Bell Europe im letzten Jahr betrachtet, dürfte ihr ein lachendes und ein weinendes Auge gewiss sein. Einerseits legte der PC-Hersteller 1999 stückzahlenmäßig um satte 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu und konnte mit insgesamt 1.064.486 verkauften Rechnern die Nummer-eins-Position im europäischen Heimcomputermarkt festigen. Andererseits sah es im wichtigsten Markt Deutschland im gleichen Zeitraum äußerst bescheiden aus. Dazu kam noch der Prestigeverlust, bedingt durch das Aus der Marke in den USA. Nur 750 verkaufte PCs lautete das katastrophale Resultat im ersten Quartal 1999 in Deutschland. "Unser Vermarktungsansatz in den großen PC-Märkten hat nicht funktioniert", bekennt Unternehmenssprecher Robert Weigel. "Im Vergleich zu den Einstiegsrechnern anderer Hersteller waren unsere Produkte nicht konkurrenzfähig. Was unsere Geräte dafür an Zusatzleistungen und aufwendigen Software-Paketen beinhalteten, konnte dem Kunden nicht transparent gemacht werden."

Nach einem kompletten Mannschaftswechsel inklusive neuem Geschäftsführer Detlef Bosse und dem Umzug des Unternehmens nach Kassel im Februar des vergangenen Jahres besteht die Packard Bell NEC Deutschland GmbH nun aus zwölf Mitarbeitern. "Unser Team ist so klein wie nie, aber alle sind voll bei der Sache und nehmen die Herausforderung an."

Mit den Geräten der "Legend"-Serie, die von Schäfer IT-Systeme in Dresden gefertigt werden (auch OEM-Hersteller unter anderen für Actebis, Compaq und Comtech) will Packard Bell zukünftig auch aggressive Preispunkte belegen. "Der Satz Packard Bell ist gleichbedeutend mit teuer, gilt ab sofort nicht mehr", so Weigel. Erste Lorbeeren konnten die Kasseler bereits ernten. So wurden im vierten Quartal 1999 immerhin 22.000 Rechner in Deutschland abgesetzt. Ein schöner Erfolg, wenn man das Gesamtjahr 1998 in Betracht zieht, in dem insgesamt nur 45.000 Rechner die PB-Lager verließen. Das gesteckte Ziel, im vierten Quartal nach längerer Abstinenz wieder unter die Top-Ten im PC-Consumer-Markt zu kommen (siehe ComputerPartner 40/99, Seite 10), wurde mit Platz sieben somit erreicht.

Zum Erfolg auch ohne Distributoren

Bisher verkauft Packard Bell Rechner vornehmlich über die Schaulandt-Geschäfte, die Wegert-/Promarkt-Gruppe und die Fachhan- delskooperation Expert mit den angeschlossenen Händlern. An diesen Vertriebskanälen will man auch in Zukunft konsequent weiterarbeiten.

Eher branchenunüblich ist die Weigerung, sich mit einem PC-Distri-butor zusammenzutun. Auch für eine Vermarktung über das Inter-net gibt es nach eigenen Angaben bisher kein schlüssiges Kon-zept. Dazu Robert Weigel: "Es wird im Jahr 2000 keinen Direktverkauf von Packard Bell in Deutschland geben. Das können wir schon rein logistisch gar nicht handeln." Vielmehr will sich das Unternehmen auf den Vertrieb über den qualifizierten Einzelhandel fokussieren und den Namen Packard Bell im Markenbewusstsein der Kunden verankern. Gelingen soll dies insbesondere durch die neuen Highend-PCs im Desig-ner-Kleidchen "Le Diva" und "Spirit II". Mit neuen und etablierten Produkten soll in diesem Jahr dann die Schallmauer von 100.000 verkauften Heimrechnern durchbrochen werden. (akl)

www.packardbell.de

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