Packard Bell-NEC will Händler übernehmen

14.06.1996
MÜNCHEN: Wieder einmal mußte NEC seinem Partner Packard Bell eine kräftige Finanzinjektion verabreichen. Dafür hält NEC jetzt - zumindest theoretisch - rund 40 Prozent an Packard Bell und vertraut dem Massenanbieter im Rahmen einer Fusion seine gesamte PC-Produktion an. Über Vertriebswege und Organisation wird noch verhandelt.Bei NEC und Packard Bell (PB) in Deutschland geht es derzeit hoch her. Ein Meeting jagt das andere, Konferenzen in Paris und ellenlange Telefonate machen es fast unmöglich, jemanden aus der Führungsriege zu erreichen. "Hier ist natürlich die Hölle los", stöhnt ein NEC-Mitarbeiter auf der - letztendlich erfolgreichen - Suche nach Peter Bundgard, dem General Manager für PC und Peripherie.

MÜNCHEN: Wieder einmal mußte NEC seinem Partner Packard Bell eine kräftige Finanzinjektion verabreichen. Dafür hält NEC jetzt - zumindest theoretisch - rund 40 Prozent an Packard Bell und vertraut dem Massenanbieter im Rahmen einer Fusion seine gesamte PC-Produktion an. Über Vertriebswege und Organisation wird noch verhandelt.Bei NEC und Packard Bell (PB) in Deutschland geht es derzeit hoch her. Ein Meeting jagt das andere, Konferenzen in Paris und ellenlange Telefonate machen es fast unmöglich, jemanden aus der Führungsriege zu erreichen. "Hier ist natürlich die Hölle los", stöhnt ein NEC-Mitarbeiter auf der - letztendlich erfolgreichen - Suche nach Peter Bundgard, dem General Manager für PC und Peripherie.

Der Grund für die Aufregung dürfte den meisten aus der Tagespresse bekannt sein: NECs PC-Abteilung und PB fusionierten zur Packard Bell-NEC (PB-NEC) und beanspruchen damit einen weltweiten PC-Marktanteil von etwa 11,4 Prozent. Vollmundig sprachen die Verantwortlichen bereits von geplanten acht Milliarden Dollar Umsatz im ersten Jahr - ohne jedoch eine Organisations- oder Vertriebsstruktur vorlegen zu können.

Sehr viel weiter sind die Unternehmen da bis heute noch nicht gekommen, bei Packard Bell herrscht vorrangig Unkenntnis der Sachlage, weil alle Betroffenen derzeit in Paris oder in Holland tagen; einzig Peter Bundgard von NEC zeigte sich gut informiert: "Packard Bell firmiert um in Packard Bell-NEC, die Geschäftsleitung in Deutschland bleibt aller Voraussicht nach in den Händen von Packard Bell und damit von Hans-Dieter Riechmann und das neue Unternehmen nimmt seine Geschäftstätigkeit zum 1. Juli auf", faßte er für ComputerPartner den aktuellen Stand der Verhandlungen zusammen.

Die PB-NEC wird in Europa - und damit auch in Deutschland - das gesamte NEC-Notebook-Geschäft übernehmen, NEC will diese Produkte auch nicht mehr vermarkten. Das heißt also, daß die neue Firma mehr Personal braucht. Wie viele aus der alten NEC-Marketing- und Vertriebsmannschaft zu PB wechseln, wird derzeit noch verhandelt. Ob der Personaltransfer bis zum 1. Juli vonstatten gehen kann, steht noch auf einem ganz anderen Blatt. Für die ehemaligen Vertriebspartner des Unternehmens hat Bundgard allerdings eine Beruhigung parat: "Es ist in der Vereinbarung festgeschrieben, daß alle Vertragsverpflichtungen der Tochterunternehmen auch genau erfüllt werden. In der Praxis heißt das: Die neue Firma wird alle unsere Händler und alle unsere Distributoren aufnehmen. Selektiert wird nicht, und die Konditionen, die vorher vereinbart waren, bleiben bestehen."

Seinen Informationen zufolge wird es in nächster Zeit die Brands NEC, Zenith und Packard Bell weiterhin unter ihrer traditionellen Bezeichnung geben - eben nur über einen Hersteller.

Die Praxis-Probleme, die eine Angleichung so unterschiedlicher Vertriebswege wie die von Massenanbieter Packard Bell, der Bull Gruppe inklusive Mittelstands-Lieferant Zenith und Großkunden-Anbieter NEC mit sich bringt, bleiben demnach Packard Bell überlassen. Das weiß auch Bundgard: "Das liegt allein in der Verantwortung von Packard Bell-NEC. Wenn die sagen, wir machen das ganz anders als bislang - können sie das auch. Aber ich glaube, sie wollen die Kanäle in jedem Fall diversifizieren und werden wohl entsprechende Mitarbeiter einstellen."

Die Vorteile der Fusion macht er vor allem im Bereich "Economy of Scale" aus, also bei den Stückzahlen. "Mit einem Volumen von acht Milliarden Dollar im Jahr kann man natürlich ganz anders einkaufen und verhandeln - da nehmen Sie nicht nur Komponenten für einige hunderttausend PCs ab, sondern für mehrere Millionen", rechnet er.

So könnte das neue Unternehmen mehr in die Bereiche Entwicklung, Produktion, Forschung und Vertrieb investieren als die beiden einzelnen Firmen vorher zusammengenommen.

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