Paradigmenwechsel für Speichersysteme im Netz

10.10.1997
MÜNCHEN: Nicht umsonst machen Hersteller von Speichersystemen gute Umsätze: Die Datenflut wächst täglich und will gespeichert sein. Bot sich dafür lange Zeit nur eine zentrale Lösung unter den Fittichen des Mainframes an, hat sich die Lage mit Client-Server-Netzen gründlich geändert. Jedem Fileserver sein RAID-System heißt die Devise. Seit Internet und Intranet auf den Netzwerk-Plan treten, ändert sich die Storage-Welt aufs neue. Network Attached Storage heißt das Stichwort, das Fachhändlern mit entsprechendem Know-how gute Umsätze verspricht.Speichersysteme gelten als teuerste Hardware-Komponente in einer IT-Umgebung. Analysten und IT-Planer arbeiteten lange Zeit mit 30 Prozent als Faustregel: Ein Drittel der Ausgaben für Server und Systeme entfielen auf das Speichersystem. Heute rechnet man schon eher mit 40 bis 60 Prozent. In ganz krassen Fällen übersteigen die Storage-Ausgaben sogar den Wert des Systems. Ein gutes Zusatzgeschäft für Systemhersteller wie IBM, Dell oder HP, die zu 70 Prozent auch die dazu passenden Speichersubsysteme verkaufen.

MÜNCHEN: Nicht umsonst machen Hersteller von Speichersystemen gute Umsätze: Die Datenflut wächst täglich und will gespeichert sein. Bot sich dafür lange Zeit nur eine zentrale Lösung unter den Fittichen des Mainframes an, hat sich die Lage mit Client-Server-Netzen gründlich geändert. Jedem Fileserver sein RAID-System heißt die Devise. Seit Internet und Intranet auf den Netzwerk-Plan treten, ändert sich die Storage-Welt aufs neue. Network Attached Storage heißt das Stichwort, das Fachhändlern mit entsprechendem Know-how gute Umsätze verspricht.Speichersysteme gelten als teuerste Hardware-Komponente in einer IT-Umgebung. Analysten und IT-Planer arbeiteten lange Zeit mit 30 Prozent als Faustregel: Ein Drittel der Ausgaben für Server und Systeme entfielen auf das Speichersystem. Heute rechnet man schon eher mit 40 bis 60 Prozent. In ganz krassen Fällen übersteigen die Storage-Ausgaben sogar den Wert des Systems. Ein gutes Zusatzgeschäft für Systemhersteller wie IBM, Dell oder HP, die zu 70 Prozent auch die dazu passenden Speichersubsysteme verkaufen.

Der Zusammenhang liegt auf der Hand: Die Entwicklung von System- und Storage-Verkäufen ist eng aneinander gekoppelt. Je mehr in Rechenleistung investiert wird, desto mehr Daten sind zu verarbeiten und desto mehr Speicherplatz ist dafür nötig.

Im Storage-Bereich wird sich das Marktverhältnis drastisch ändern

Die restlichen 30 Prozent des Speicher-Marktes entfallen auf spezialisierte Storage-Anbieter - ein Verhältnis, das sich nach Ansicht von Dr. Michael Petersen, President des Marktforschungsunternehmens Strategic Research, ändern wird: "Bis zum Jahr 2000 werden 60 Prozent der Speicherkapazität im Netz sogenannte Network Attached Storage sein, File-Server-unabhängig, von allen Netzteilnehmern gleichzeitig zu nutzen und direkt ansprechbar."

Zu beobachtende Veränderungen in der DV-Struktur der Unternehmen scheinen die Prognose zu bestätigen. Am augenfälligsten ist der Trend hin zu einer erneuten Zentralisierung im Netzwerk. Client-Server-Computing erlaubt das Speichern von Daten an verschiedensten Stellen, je nachdem wann und wo sie benötigt werden. Die Folge ist eine Art verteilter Datendschungel auf den Festplatten lokaler Desktops zusätzlich zu anderen Server-basierten Speichersystemen. DV-Strategen propagieren bereits zentralisierte Speichersysteme, die den Speicherbedarf von datenproduzierenden Applikationen wie Document Imaging, Electronic Commerce, Video-on-Demand oder Business Intelligence befriedigen sollen. Der komplette Datenbestand eines Unternehmens wächst etwa um den Faktor 1,7 pro Jahr. Mit dem bloßen Aufrüsten der vorhandenen Server- und RAID-Systeme ist es da nicht mehr getan.

NCs oder NetPCs forcieren den Bedarf an NAS-Servern

Ein weiterer Faktor ist die zunehmende Einbindung des Internet in die Geschäftswelt und die steigende Verbreitung von Intranets. Dafür wird es Rechner wie den NC oder den Net-PC geben, die ohne Laufwerke für Festplatte, Floppy oder CD-ROM auskommen. Sie laden Informationen bei Bedarf plattformunabhängig aus dem Internet/Intranet, bearbeiten sie und stellen sie wieder zurück ins Netz. Physikalisch gesehen müssen diese Daten jedoch gespeichert sein: beispielsweise auf Festplatten, CD-ROMs, Bändern oder DVDs. Als dafür geeignete Storage-Architektur ist Network Attached Storage, kurz NAS, im Kommen. Sogenannte NAS-Server sind unabhängige, dedizierte Server, die Speichermedien nicht nur ins Netz integrieren, sondern auch Management-Funktionen bereitstellen.

NAS-Server sind mindestens so leistungsfähig wie Fileserver.

Die Idee, das Speichersystem an den File-Server zu hängen, hat damit wohl ausgedient. Der File-Server wird zu einem Network-Server, der Protokolle statt Speichermedien regelt. Denn: File-Server sind dafür optimiert, Dateien zu verwalten, sei es in Applikationen oder Druckjobs. Speicherverwaltung ist jedoch vorzugsweise eine I/O-Angelegenheit und weniger eine Sache der CPU. Gleichzeitig stehen NAS-Server in Sachen Performance der eines File-Servers in nichts nach - obwohl sie eine schwächere CPU und vergleichsweise wenig RAM haben. Die Ursache dafür liegt bei einer speziellen Management-Software, die die Performance für den Zugriff auf Massenspeicher optimiert.

Geringere Kosten und einfaches Handling bei der Installation

Auch stecken in einem NAS-Server weniger Komponenten und Ressourcen, so daß er einige Kostenvorteile gegenüber einem File-Server hat, der zudem für das Storage-Handling nicht optimiert ist. Ein anderer Punkt betrifft die Bedienbarkeit. File-Server kommen zwar vorkonfiguriert vom Hersteller, müssen aber für das Netzwerk individuell angepaßt werden. Das erfordert Know-how und folglich ausgebildetes Personal, das unter Umständen auch zu jeder Niederlassung eines Unternehmens fahren und das Gerät installieren muß. Ein NAS-Server ist dagegen eine integrierte Lösung, die sich einfach in das Netz hängen läßt und mit wenigen Handgriffen konfiguriert ist. Dadurch, daß sie der Funktionalität eines File-Servers weitgehend entsprechen, lassen sich NAS-Server auch durch herkömmliche Netzwerk- und System-Management-Tools verwalten.

Skalierbarkeit ist für NAS-Server kein Thema, da sich Laufwerke, Clients und Server beliebig ergänzen lassen. Anders bei einem File-Server-basierten System: Mehr Speicherkapazität belastet ihn, so daß er Effizienz und Performance einbüßt. Da das Netzwerk und damit die Daten ständig verfügbar sein sollen, kommt Server-Downtime teuer. Wird der Massenspeicher-Pool ergänzt, muß der File-Server heruntergefahren werden und das Netz beziehungsweise der Netzabschnitt ist vorübergehend "tot". Will man den Betrieb nicht lahmlegen, bleiben für diese Aufgaben so attraktive Zeiten wie das Wochenende oder die Nacht. Aber da laufen bereits andere automatisierte Aktionen wie etwa das Backup. Auch ohne den Teufel an die Wand malen zu wollen - je nach Netzgröße kann es kompliziert werden.

Total Cost of Ownership wird geringer

Da NAS-Server plattformunabhängig sind, lassen sie sich auch unabhängig von der verwendeten Server-Architektur und ganz nach Bedarf erwerben. Wie gesagt, der Skalierbarkeit sind keine Grenzen gesetzt. Network Attached Storage ist folglich eine einfache und kostengünstige Alternative zu komplexen und teueren Server-Upgrades oder Neukäufen: Die "Total Cost of Ownership" zentralisierter Speichermedien in Verbindung mit einem NAS-Server sind geringer. Vor allem sind sie einfacher zu warten als dezentrale Speicher in Desktops.

Marktforschungsunternehmen wie Dataquest, IDC oder Strategic Research gehen davon aus, daß Network Attached Storage zu einem festen Bestandteil des Storage-Marktes werden wird. NAS-Know-how kann sich also für Fachhändler beziehungsweise VARs auszahlen. Im Vordergrund steht die Lösung, die Beratung und Dienstleistung verlangt.

Network Attached Storage ist zwar einfacher zu installieren als ein File-Server, aber der Markt an sich ist komplexer. Für die Anbieter spielt daher der enge Kontakt zum Hersteller eine wichtige Rolle. Stephan Reuter, Vice-President Sales und Marketing bei Ornetix Network Computing GmbH in München, bestätigt das und hat auch seine Channel-Strategie darauf ausgerichtet: "Network Attached Storage ist ein junger Markt mit sehr viel Potential. An Überzeugungsarbeit muß einiges geleistet werden, nicht nur bei den Händlern selbst, sondern auch in den Unternehmen. Und dafür brauchen VARs Service und Support direkt vom Hersteller."

Der Handel mit NAS-Servern: Bezugsquellen und Anforderungen

Was für Wiederverkäufer darüber hinaus wichtig ist, ist eine hohe Verfügbarkeit in der Distribution. Ornetix etwa wählte hier das Konzept des Masterdistributors und kam mit Macrotron ins Geschäft. Der Grund für Reuters Wahl: Macrotron sei zum einen ein Logistik-orientierter Broadliner, und betreibe zum anderen Lösungs-orientierte Value Added Distribution. Reuter hält das für eine ideale Kombination, die sich in horizontaler Hinsicht an die Netzwerkhändler wendet und vertikal gesehen auch den Storage-Markt bedient. Geradezu prädestiniert als NAS-Anbieter sieht Stephan Reuter Microsoft und Novell-Netzwerkhändler. Sie kennen sich bereits im Netzwerkgeschäft aus und können sich mit Network Attached Storage ein neues Geschäftsfeld sichern. Gute Chancen können sich aber auch Integratoren und VARs ausrechnen, die aus der Storage-Welt kommen. Know-how in Sachen optische, magneto-optische und magnetische Medien und wie man sie in Speicher-server integriert, zahlt sich aus, versichert Reuter.

NAS-Systemhaus-Lösungen in der Praxis:

Die dtS Computer GmbH aus Siegen beispielsweise zeigte den ersten Tower mit integriertem Server und beliebiger Kombination von Speichermedien auf dem Information Management Congress im Mai diesen Jahres. Dieser Multi-Storage-Tower beweist laut Anbieter die Flexibilität des Network Attached Storage. Als Server-Modul dient der Storage Server "HyperLinQ" von Ornetix Network Computing. Zu sehen war eine Konfiguration im 19-Zoll-Einschub aus HyperLinQ, vier 20fach-Plextor-CD-Laufwerken vom Typ PX20Tsi, einer 4,5-Gigabyte-Festplatte, einem Iomega-Zip-Drive und einem DVD-Laufwerk von Pioneer. Besonders interessant sind hier dem Hersteller zufolge die HyperLinQ-Funktionen "HyperCache" und "Copy to Harddisk", die gerade bei den vergleichsweise langsamen CD- und DVD-Laufwerken zu deutlich höherer Performance führen. Die HyperLinQ-Server-Module unterstützen Fast Ethernet.

Interessant ist auch eine Lösung im JMR-Gehäuse, wie sie Brost & Partner aus Duisburg anbietet. Neben dem Storage Server ist ein SCSI-to-SCSI-RAID-Controller eingebaut, Festplatten, CD-ROM- und Jaz-Laufwerke. Storage-Server sind nicht nur - wie hier verwendet - als Einbauversion verfügbar, sondern auch als Stand-alone-Modell, an das die Speicherlaufwerke angeschlossen werden.

Bisher waren im Grunde nur Speicherlösungen möglich, die aus einer Medienart bestanden: CD-ROM-Tower, Jukeboxen, Festplatten-RAID-Systeme. Ein NAS-Server dagegen regelt den Zugriff auf Speichermedien universell und sorgt für die Integration in die Netzlandschaft. Für Joachim Göddertz, Technischer Leiter von dtS, ist ein NAS-Server wie HyperLinQ ein Meilenstein in der Entwicklung der Speichertechnologie: "Wir können jetzt für unsere Kunden eine Storage-Lösung maßschneidern, die absolut unabhängig ist von den technischen Rahmenbedingungen der Speichermedien und des Netzbetriebssystems."

Marktpotential: Archivierung und branchenspezifische Lösungen

Bei der gebotenen Flexibilität drängt sich der Gedanke an Archivierung oder auch branchenspezifische Lösungen geradezu auf, die vor allem für VARs und VADs interessant sind. Dokumenten- und Informations-Management-, Imaging- und Archivierungssysteme etwa sind traditionell eine teuere Angelegenheit. Gleichzeitig ist der Bedarf immens: Jedes Unternehmen muß Buchhaltungsunterlagen und kaufmännische Belege zehn Jahre aufbewahren. Organisiert wird das Ganze zumeist mit Hife einer Regalwand von Leitz-Ordnern. Bis man - abgesehen von den Platzproblemen - hier etwas bestimmtes findet, sind ein paar Stunden schnell vergangen. Zudem besteht bei diesen Unternehmen - die meisten rekrutieren sich aus dem Bereich SoHo und Mittelstand - oft die Notwendigkeit, Daten zu archivieren - nicht aus Rechts- sondern aus Interessegründen. In der Regel arbeiten alle diese Firmen mit einem Microsoft- oder Novell-Netzwerk und fahren eine Warenwirtschaftsanwendung zur Unterstützung der Debitoren und Kreditorenbuchhaltung.

Fachhändler sind erste Anlaufstelle

Hier bietet eine elektronische Lösung immense Vorteile - wie schnelle Retrieval-Zeiten, wenig Platzbedarf und optimierte Ablaufprozesse. Ferner lassen sich individuelle Bibliotheken aufbauen, auf die auch andere Mitarbeiter im Netz Zugriff haben. Soll es eine elektronische Lösung sein, bleibt die Frage nach der Art der Lösung und ihrem Bezug. Ihr Netzwerk samt Software, Systemen und Komponenten kaufen diese Unternehmen bei einem Händler, der das komplette Netzwerk installiert, pflegt und gegebenenfalls auch ausbaut.

Diese Händler sind damit die erste Anlaufstelle, wenn es um elektronische Archivierung geht. Mit Hilfe von Network Attached Storage können sie dafür eine geeignete Lösung anbieten, die gegenüber herkömmlichen, proprietären Systemen deutlich preisgünstiger sind. Die Grundausstattung besteht aus Speichermedien wie etwa der CD-R, die in einem Tower oder einer Jukebox mit Schreib-Lese-Gerät untergebracht sind, Software zum Beschreiben der CD, einer einfachen, für jeden nachvollziehbaren Archivierungs-Software wie etwa Alchemy von IMR und einem Scanner.

Der Network Attached Storage Server integriert die Jukebox / den Tower in das Netzwerk, unabhängig davon, ob es sich um NT, NetWare, UNIX oder AppleTalk handelt. Da sich auch Festplatten anschließen lassen, können sie als Cache für die CDs dienen oder auch Mirroring-Funktionen unterstützen.

Speziell CDs haben als vernetzte Speichermedien noch eine große

Zukunft in Zeiten von Internet und Intranet vor sich. In Verbindung mit Network Attached Storage kann daraus eine hitverdächtige Kombination entstehen. (Frauke Stautner*)

Stephan Reuter, Vice-President Sales und Marketing bei Ornetix, verspricht Fachhändlern, VARs und VADs lukrative Geschäfte mit Network Attached Storage-Systemen - wenn sie sich rechtzeitig qualifizieren

* Frauke Stautner ist freie Journalistin in München.

Zur Startseite