Partner-Gemeinde überrascht, aber gelassen

26.07.2001
Der kanadische Grafikspezialist Corel hat den Softwarehersteller Micrografx übernommen. Die Stimmung ist bei beiden Vertragsparteien gelassen. Auch die deutschen Partner sehen keinen Grund, sich Sorgen zu machen.

Der Preis für das texanische Unternehmen entspricht in etwa dem erwarteten Umsatz von Micrografx im Jahr 2001. Corel zahlt 32 Millionen Dollar in Aktien. Die Hälfte zahlt Corel jetzt und die andere Hälfte in einem Jahr. Corel-Chef Derek Burney will sich mit den Micrografx-Produkten Zutritt zum Markt für technische Illustrationen verschaffen. Er hat einen Drei-Phasen-Plan, "in den Micrografx hervorragend passt", wie er gegenüber ComputerPartner betont.

Zunächst möchte Corel die Zahl seiner Nutzer erhöhen und damit seine Position im Grafikmarkt stärken. Danach will Burney das Internet in Angriff nehmen - zum einen mit neuen Funktionalitäten in eigener Software und durch neue Produktlinien. In der dritten Phase sollen Anwendungen kommen, die neue Technologien beherrschen - zum Beispiel Wireless Grafiken.

"Dieser Deal ist eine absolute Win-Win-Situation für beide Seiten", freut sich Burney. Auch bei Micrografx scheint die Stimmung nicht gedrückt: "Es gibt nicht viele Key-player im Grafikmarkt. Die Verbindung von Micrografx und Corel verstärkt unsere Präsenz - auch in Deutschland," erklärt Klaus Kurz, zuständig für das Produktmarketing bei Micrografx. Er geht davon aus, dass die Synergien von Vertrieb und Marketing beider Organisationen sich auch positiv auf den Channel auswirken wird.

Die Micrografx-Partner reagieren gelassen: "Natürlich hat man immer gemischte Gefühle bei einer Übernahme, aber wir werden wahrscheinlich nicht viel merken", winkt ein Micrografx-Partner ab. "Wir waren anfangs schon überrascht. Aber wir hatten schon immer beide Hersteller im Portfolio. Insofern bleibt alles beim Alten", erklärt ein anderer Partner.

Ob von den 150 Mitarbeitern weltweit jemand entlassen wird, weiß Corel-CEO Burney noch nicht. Bei Micrografx ist man sich bewusst, dass Firmenzusammenschlüsse immer "gewisse Reibungsverluste im Personalbereich" mit sich bringen. "Wir schätzen diese allerdings gering ein", vermutet Kurz.

Auch dazu, ob die Produkte von Micrografx als eigenständige Programme erhalten bleiben, wollte man bei Corel noch nichts Genaues sagen: "Einen guten Markennamen werden wir erhalten, und das Produkt eventuell anpassen."

Die Partnergemeinde hingegen ist sich zum großen Teil sicher, dass die Micrografx-Brands weiter leben werden. "Die haben auch bei den Metacreations-Produkten die Namen erhalten. Warum auch nicht? Sie sind bereits bekannt, und es wäre nicht klug von Corel, so etwas zu verschenken", so ein langjähriger Micrografx-Partner.

www.corel.com

ComputerPartner-Meinung:

Corel-Chef Burney verliert keine Zeit, seinen Plan in die Tat umzusetzen, und mit Micrografx hat er einen guten Deal gemacht. Es ist nur schade, dass wieder einer der "alten" Softwarehersteller als eigenständiges Unternehmen von der Bühne verschwindet. (gn)

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