Partnerschaften

07.02.2002
Wenn einer kassiert und der andere schafft

Arme Hersteller von Software. Zuerst die Pleite mit dem Millennium, dann die angebliche Personalknappheit mit anschließendem Green-Card-Flop, und derzeit die Aktion Tarnen und Täuschen, bis es ab 1. März wieder nur eine offizielle Rechnungswährung gibt. Wie soll da einer noch fette Gewinne machen? Regionalbüros wurden geschlossen, ehemals qualifizierte Supportmitarbeiter gegen Zeit schindende und Nerven raubende Call-Center mit den entsprechenden Call-Boys und -Girls getauscht. Anstatt genussvollem Stöhnen nur minutenlange Musik der brechreizenden Art. Warten auf den nächsten hilflosen Ansprechpartner. Beim Blättern in der nagelneuen Preisliste fallen dann Summen wie 305 Euro für Fachhandelssupport auf. Hier muss der Partner zahlen, damit er geholfen wird, eventuell. Für eine Kauf- und Versandhaussoftware wohlgemerkt. Für etwas kompliziertere Produkte wird es freilich noch teuerer. Dazu kommen die Kosten für die Einstiegsdroge Wiederverkäuferpaket, je nach Hersteller zwischen 400 bis über 5.000 Euro pro Programm. Es gibt Händler, die zahlen und putzen Klinken, bis der Verlust wieder wettgemacht ist - oder auch nicht. Schulungen werden angeboten, die gemeinsames Handbuchlesen und simple Geschäftsvorgänge simulieren. Die Strafe dafür: bis zu 500 Euro pro Tag! Die Multiple-Choice-Prüfung mit für Endkunden geeigneten Hardcore-Fragen kostet extra, logisch! So bewaffnet, darf sich Händler A aus B dann autorisierter Fachhandelspartner nennen, hat alles im Voraus bezahlt und noch keinen Cent erwirtschaftet. Sein reicher gewordenes Gegenstück im Glaspalast kümmert sich derzeit um neue Musik in der Warteschleife. Dazwischen noch der Hinweis, dass der scheinbar alles entschuldigende Händler auch per Fax oder E-Mail auf seine Antwort warten darf. Die meisten dieser Partner sammeln mit den so rekrutierten Gehilfen auch noch die Adressen der Kunden. Diese werden dann mit massiven Mailings überzeugt, dass es doch besser wäre, direkt mit dem Hersteller einen Supportvertrag abzuschließen und die Updates ebenso direkt zu beziehen. Wer will im Zeitalter von Handelsplattformen noch Händler, Verzeihung Partner, reich machen? Und wie lange noch lassen wir uns unsere Kunden von diesen Softwarevampiren abjagen? Die Methoden aus der kaufmännischen Software greifen schon längst bei Grafik, Office und Websoftware um sich. Armer Kunde - ob dieser dann genauso lange hingehalten wird? Ich lege auf!

Mein Fazit: So mancher Partnerschaft hilft nur eine Trennung. Stellt uns zur Verfügung, was wir verkaufen sollen, oder verschwindet vom Markt!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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