Passion - der Schlüssel zum Erfolg

29.07.2004
Der Schlüssel zum Erfolg ist Leidenschaft minus Selbstsucht, sagt Kazuo Inamori. Der Gründer des Kyocera-Konzerns lehrt, dass selbst durchschnittlich Begabte überdurchschnittliche Leistungen vollbringen können - wenn sie es schaffen, Ehrgeiz und Motive zu kontrollieren. Von ComputerPartner-Redakteurin Marzena Fiok

Gibt es im Geschäftsleben Platz für Leidenschaft und Spiritualität? Kann man die harten Spielregeln der Geschäftswelt mit einem glücklichen und harmonischen Familienleben in Einklang bringen? Ist es möglich, selbstlos und zugleich gewinnbringend agieren? Ja, sagt Kazuo Inamori, Gründer und heutiger Ehrenvorsitzende von Kyocera. 1959 gründete er in Kyoto mit einem Startkapital von 10.000 Dollar sein erstes Unternehmen und baute es zu einem weltweiten Konzern aus, der heute aus 160 Firmen mit 50.000 Mitarbeitern besteht. Das Credo des überzeugten Zen-Buddhisten: Erfolg entsteht aus Leidenschaft und aus einer reinen Geisteshaltung. "Wenn Ihre Leidenschaft eigennütziger Gier oder purem Selbstinteresse entspringt, wird Ihr Erfolg von kurzer Dauer sein", so Inamori.

Die Erfolgsformel des japanischen Managers

Aber wie kann ein durchschnittlicher Mensch - für den sich Kazuo Inamori selbst hält - überdurchschnittlich erfolgreich werden? Die Antwort liegt laut Inamori in einer einfachen Gleichung: "Das Ergebnis Ihres Lebens = Fähigkeit x Bemühen x Einstellung".

Unsere Anlagen - Gesundheit, Talente und angeborene Fähigkeiten - sieht er dabei größtenteils erblich bedingt. Unter Bemühen versteht er, wie sehr wir uns etwas wünschen.

"Wenn Sie zur Leidenschaft fähig sind, können Sie beinahe alles schaffen", so Inamori. Sein Tipp: Man solle sich zumindest vornehmen, 24 Stunden pro Tag an das angestrebte Ziel zu denken. "Bewusst ist das natürlich unmöglich. Aber es ist wichtig, es sich vorzunehmen, denn dann wird Ihr brennender Wunsch in Ihr Unterbewusstsein vordringen - und dieses kann sowohl im wachen Zustand als auch im Schlaf auf das Thema konzentriert bleiben."

Das dritte Element der Formel ist die Einstellung, die wir zu unserem Leben und zu unserer Arbeit haben. Laut Inamori ist es das wichtigste Element, weil es ein positives oder ein negatives Vorzeichen haben kann: "Wenn jemand voller Eifersucht, Unwillen und Hass ist, wird seine Einstellung und damit auch die Bilanz seines Lebens eine negative sein. Umgekehrt gilt: Je positiver und entschlossener jemand ist, desto erfolgreicher wird sein Leben sein."

Passion - Erfolg aus Leidenschaft

Aus den sieben Buchstaben, die das Wort "Passion" (Leidenschaft) bilden, hat Inamori sieben wichtige Management-Prinzipien entwickelt.

- Profit (Gewinn): Maximieren Sie den Verkauf und minimieren Sie die Ausgaben. Anstatt dem Profit nachzulaufen, lassen Sie sich vom Gewinn verfolgen.

- Ambition (Ehrgeiz): Nähren Sie Ihren Ehrgeiz so lange, bis er Ihnen zur zweiten Natur wird.

- Sincerity (Aufrichtigkeit): Denken Sie bei Geschäften immer an Ihr Gegenüber und streben Sie eine Win-Win Situation an.

- Strength (Stärke): Echte Stärke bedeutet Mut. Benehmen Sie sich niemals wie ein Feigling.

- Innovation (Innovation): Das Heute sollte besser sein als das Gestern. Das Morgen sollte besser sein als das Heute. Benutzen Sie Ihre Kreativität, um sich ständig weiter zu verbessern.

- Optimism (Optimismus): Erhalten Sie sich stets eine positive, heitere Grundeinstellung und einen reinen Geist voller Hoffnung und Träume.

- Never give up (Geben Sie niemals auf): Arbeiten Sie härter als die anderen. Halten Sie auch die ermüdendste Arbeit durch, ohne in Ihren Anstrengungen nachzulassen.

Kühne Träume und realistische Ziele

Außerdem sollte man sich auch als erfahrener Manager von der Realität nicht unnötig einschränken lassen, meint Inamori: "Seien Sie nicht zurückhaltend, was Ihre Träume anbelangt, sondern kühn. Es ist keine Sünde, sich von außergewöhnlichen Träumen beflügeln zu lassen." Allerdings sollte man als Manager die eigenen Träume den Mitarbeitern nicht unbedingt sofort als Ziel setzen: "Scheinbar unerreichbare Ziele zu setzen ist vor allem für Angestellte entmutigend. Deshalb müssen größere Ziele in realisierbare, motivierende Schritte unterteilt werden, von denen jeder einzelne die Zuversicht stärkt und schließlich doch zum Ziel führt".

Inamori ist aber nicht nur einer der erfolgreichsten Manager Japans, er ist auch überzeugter Buddhist. Seine Einstellung schlägt sich im Konzern nieder. So lautet die Management-Philosophie noch heute, allen Angestellten Möglichkeiten für materiellen und intellektuellen Fortschritt zu geben und durch gemeinsames Bemühen zur Verbesserung der Gesellschaft beizutragen.

Für Kazuo Inamori sind das nicht nur Worthülsen. 1984 rief er die Inamori-Stiftung ins Leben, die jährlich den mit heute rund 1,5 Millionen Euro dotierten Kyoto-Preis vergibt. Damit werden außergewöhnliche Leistungen in Disziplinen ausgezeichnet, die der Nobelpreis nicht umfasst, wie etwa Computerwissenschaften, Musik und Philosophie. Seine Management-Ideen gibt Inamori in "Seiwa-Jukus"-Schulen weiter. Seine Schüler sind Unternehmer, die eine kleine oder mittelständische Firma führen und nach 1940 geboren wurden. Die Kurse sind kostenlos. Der neueste Traum von Inamori ist die Schaffung von 100 solcher "Schulen" weltweit.

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