PC-Giganten gehen in die vierte Runde - noch ist alles möglich

11.04.1999
MÜNCHEN: Ring frei: Nach Abschluß des dritten Quartals zeigt sich, daß Compaqs Marktführerschaft im PC-Bereich keineswegs so unantastbar ist, wie es lange schien. In Amerika ist Compaq bereits überholt worden - und in Europa wird der Abstand zu Fujitsu Siemens immer dünner.

In den USA hat es Dell schon geschafft: Der lange unangreifbar scheinende PC-Bolide Compaq ist überrundet, Dell ist im dritten Quartal Nummer eins des amerikanischen Marktes. Weltweit, so meldet IDC allerdings, hält Compaq auch in der dritten Runde des Jahres nach wie vor die Spitze.

"Noch" stichelt so manch ein Marktforscher, denn der Boden für den Marktführer wird insgesamt immer heißer. Compaq mußte weltweit bei 13,4 Prozent Marktanteil den Verlust von 0,6 Prozentpunkten hinnehmen, während andere eifrig wuchsen. Dell beispielsweise gelang es, 62 Prozent mehr PCs auszuliefern - und damit den Marktanteil von acht Prozent im Vorjahresvergleich auf jetzt elf Prozent zu vergrößern.

Auch in Europa darf sich Compaq auf der obersten Stufe des Siegertreppchens nicht mehr so sicher fühlen: Zwar eroberte sich das Unternehmen in Großbritannien die Spitzenposition von Dell zurück. Doch laut Marktforschungsunternehmen Context, das im Gegensatz zu IDC (siehe Tabelle) die verkauften Stückzahlen von Siemens und Fujitsu aufaddiert, droht dem Branchenprimus massiver Druck durch das frischgegründete Joint-Venture.

Fujitsu Siemens rangiert Context zufolge auf Platz zwei der erfolgreichsten PC-Hersteller in Europa - und der Abstand zum Marktführer wird laut Context "zunehmend dünner".

Insgesamt wurden im vergangenen Quartal 1999 in Europa laut Context 6,46 Millionen PCs verkauft (laut IDC waren es übrigens 7,23 Millionen, darin enthalten sind aber auch die Verkäufe im Mittleren Osten und in Afrika). Damit sei im Vergleich zum dritten Quartal 1998 der europäische Markt um 19,3 Prozent (IDC: 16,6 Prozent) gewachsen, berichtet Context. Allein Compaq habe in der untersuchten Region rund 1,2 Millionen PCs verkauft (Marktanteil 18,2 Prozent), Fujitsu Siemens immerhin schon 904.000 (Marktanteil 14 Prozent). Zwischen diesen und den IDC-Zahlen sind zum Teil erhebliche Unterschiede - an der Reihenfolge ändert sich jedoch nichts.

Einig sind sich die beiden Marktforschungsunternehmen auch in der zunehmenden Bedeutung von Dell in Europa: Mit einem Wachstum von 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal stellt der Direktanbieter die Wettbewerber allesamt in den Schatten. Einzig Siemens kann da mit rund 44 Prozent Zuwachsraten noch mithalten. Im Ländervergleich in Europa steht übrigens Deutschland nach wie vor mit rund 1,5 Millionen verkaufter PCs in Q3/99 an der Spitze, der Markt hier wuchs um 20,7 Prozent.

Marktforscher aller Couleur und unabhängig von ihren Brötchengebern verkünden im übrigen, daß im PC-Bereich vor allem die starke Nachfrage von mittelständischen Unternehmen nach PCs und Mobilrechnern für das Marktwachstum verantwortlich sei. Im letzten Quartal des Jahres 1999 ist also noch alles möglich. Allerdings könnte das Erdbeben in Taiwan Dells Höhenflug bremsen: Während die Lager der meisten Hersteller recht gut gefüllt sind mit Speicherbausteinen und Festplatten, wird Schnäppchenjäger Dell, der für seine Politik des knapp gehaltenen Lagers bekannt ist, jetzt teuer einkaufen müssen. (du)

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