PC-Käufer können zwei Milliarden Mark sparen

25.01.2001
Mit einer raffinierten Marketing-Strategie will Andreas Waibel, Geschäftsführer des Waibel Systemhauses, den PC-Verkauf ankurbeln. Mit Second-HandBetriebssystemen will er Rechner billiger anbieten können.

Die Idee ist so einfach wie genial: "In Deutschland gibt es etwa zehn Millionen verwertbare PC-Betriebssysteme, die zusammen mit alten Rechnern entsorgt werden", so Waibel. Denn dank der Verkaufsstrategie von Microsoft, das Betriebssystem mit dem PC zu koppeln, erhält der Anwender zu seinem neuen Rechner auch immer ein neues Betriebssystem. "Zehn Millionen Betriebssysteme stellen einen Wert von etwa zwei Milliarden Mark dar", konstatiert Waibel. "Diese Summe können deutsche Käufer sparen, statt sie dem amerikanischen Konzern einfach zu schenken."

"Eine Software nutzt sich nicht ab, wie beispielsweise ein Auto", argumentiert Waibel weiter, "was spricht also dagegen, ein gebrauchtes Betriebssystem auf den PC zu spielen?"

Rechtliche Bedenken

Microsoft erlaubt in seinen Lizenzbedingungen ausdrücklich den Weiterverkauf seiner Software. Dabei darf natürlich keine Kopie der Programms mehr beim Verkäufer verbleiben.

Waibel weist deshalb seine Kunden ausdrücklich darauf hin, dass nach dem Verkauf das veräußerte Betriebssystem vom Rechner gelöscht werden muss. "Wir können natürlich nicht jeden unserer Kunden kontrollieren, aber wir belehren ihn, dass er sich strafbar macht, sollte er das nun verkaufte Betriebssystem weiter nutzen", so Waibel.

Große Beträge zahlt das Unternehmen für Second-Hand-Betriebssysteme jedoch nicht. Außerdem ist Waibel nur an den aktuellen Systemen von Microsoft interessiert, wie beispielsweise Windows 98 SE, Windows ME, NT 4.0 und Windows 2000. Für ein vollständiges System, das heißt inklusive aller Handbücher, zahlt das Unternehmen zwischen 65 und 85 Mark. Angebote für gebrauchte Betriebssysteme nimmt Waibel über ein Web-Formular entgegen.

Für den Kunden lohnt sich der Kauf eines Second-Hand-Betriebsystems allemal. Kostet beispielsweise ein nagelneues Windows 98 SE etwa 260 Mark, erhält man es bei Waibel, inklusive Installation für 95 Mark.

Will der Kunde dagegen einen neuen PC kaufen und sein altes Betriebssystem weiter nutzen, so bietet Waibel auch hier eine Lösung an: "Der Kunde schickt uns sein altes Betriebssystem und wir installieren es für 30 Mark auf den neuen PC. Anschließend muss er nur noch das Betriebssystem auf seinem alten PC löschen."

"Seit wir das Angebot auf unserer Homepage haben, kriegen wir Anfragen aus aller Welt", freut sich Waibel. "Es scheint, als wenn wir mit unserer Aktion eine Lawine ausgelöst haben. Auf die Idee, Second-Hand-Betriebssysteme zu verkaufen, ist wohl noch niemand gekommen."

Dass man bei Microsoft von diesem Streich des Ettlinger PC-Herstellers nicht gerade begeistert ist, dürfte wohl jedem klar sein. Doch eine rechtliche Handhabe scheint es zur Zeit noch nicht zu geben. Dr. Thomas Urek, Spezialist für Software-Piraterie, sagte gegenüber ComputerPartner: "Bei Retail- (Bunte Verpackung) und System-Builder-Produkten (in Plastik eingeschweißte Versionen), die mit oder ohne PC verkauft werden, ist der Weitervertrieb zulässig. Allerdings nur, wenn die Software auf dem ursprünglichen PC nicht mehr installiert ist. Bei OEM-Versionen ist unserer Meinung nach eine Neuinstallation, Verkauf und Weitervertrieb nicht zulässig. Auch dann nicht, wenn der Kunde die Software auf seinem alten PC löscht. Denn nach den Microsoft-Lizenzbestimmungen ist OEM-Software an den PC gebunden, mit dem sie vorinstalliert ausgeliefert wurde."

Urek wundert sich außerdem, dass Waibel nur nagelneue Betriebssysteme aufkaufen will. Das lässt Raum für Spekulationen. "Denn wer verkauft schon ein aktuelles Betriebssystem, das er vor kurzer Zeit für deutlich mehr Geld erstanden hat?" so Urek. (jh)

www.microsoft.de

www.waibel.de

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