PC-Riese will im vierten Quartal wieder profitabel arbeiten

16.09.1999

MÜNCHEN: Der neue Compaq-Chef Michael Capellas verkündete auf seiner Europareise die frohe Botschaft: Der PC-Hersteller - jetzt auf dem Weg zum Lösungsanbieter - steigt unter dem Namen "Non-Stop-Solutions" in den E-Business-Bereich ein.Bescheidenheit kann man dem texanischen Unternehmen beim besten Willen nicht unterstellen. Und Capellas trat bei seinem kurzen Deutschlandbesuch in München dementsprechend auf. Compaq sieht sich nicht mehr als klassischer PC-Hersteller, sondern - wer hätte es gedacht - als Lösungsanbieter. Unter dem Namen "Non-Stop-Solutions" will sich das Unternehmen verstärkt um das Online-Geschäft kümmern. Und: "Wir wollen die Nummer eins werden", so die markige Aussage von Capellas.

Compaq besitze für den Einstieg ins Internet-Geschäft die notwendigen Voraussetzungen, wie der Pfeiffer-Nachfolger betont: "Langlebige Systemarchitekturen, schnelle Installation und Inbetriebnahme dieser Systeme und entsprechende Schulungen der Mitarbeiter", zählt der frischgebackene CEO auf. Mit einem Marktanteil von fast 30 Prozent ist Compaq, laut Capellas, bereits weltweit die Nummer eins bei Web-Servern - vor Sun, IBM und Hewlett-Packard. Welchen Umsatz Compaq mit dem Non-Stop-Konzept einfahren will, verrät der Manager allerdings nicht.

Für den PC-Markt setzt der neue CEO auf drahtlose Informations-übertragung. Der Manager betonte, daß Compaq in diesem Markt der Zukunft mitmischen wolle. "Wir sind im Gespräch mit den großen Unternehmen der Mobilfunkbranche", unterstreicht Capellas dann auch das Engagement. Namen nennt er aber noch nicht.

Trotz aller hochfliegender Pläne für die Zukunft steht auf Capellas Prioritätenliste an erster Stelle: "Wir müssen wieder profitabel wachsen. Im vierten Quartal werden wir wieder schwarze Zahlen schreiben", meint er. Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres konnten die Texaner nur einen geringen Profit verbuchen, was den ehemaligen Frontmann Ekkard Pfeiffer seinen Job kostete. Im zweiten Quartal färbte sich die Compaq-Bilanz dann rot.

Capellas greift jetzt zum bewährten Mittel amerikanischer Unternehmen: Restrukturierung, die Compaq nach seiner Aussage 700 Millionen Dollar im dritten Quartal kosten wird. Zwei Werke - in den USA und Singapur - wird Compaq schließen. Um 6.000 Mitarbeiter reduziert das Unternehmen dadurch seinen Stab. In Europa sollen knapp 1.000 Mitarbeiter von Entlassungen betroffen sein, wobei Deutschland außen vor bleibt. Die andere große Aufgabe, die auf Capellas lauert, ist die leidige Integration von DEC (Digital Equipment). Auch hier übt sich der Manager in Zuversicht: "Die Weichen für eine vollständige Integration sind jetzt gestellt. Bis zum Jahresende wird dieser Prozeß abgeschlossen sein." (ch)

Pfeiffer-Nachfolger Michael Capellas will Compaq im dritten Quartal für 700 Millionen Dollar restrukturieren.

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