PC-Schwäche löst Preisrutsch bei Digitalkameras aus

15.03.2001
Die schwache PC-Nachfrage zieht die Preise für Peripheriegeräte wie Digitalkameras nach unten. Doch hochwertige Optik und CCD-Sensoren haben ihren Preis, weshalb im mittleren und oberen Segment kaum noch Luft ist.

Wie der taiwanische News-Service Computex Online berichtet, drückt die schwache PC-Nachfrage seit Anfang 2000 mächtig auf die Preise für digitale Fotokameras (Digital Still Cameras, DSC). Demnach sind die Preise für DSC-Einstiegsgeräte mit 350.000 Pixel und für das mittlere Leistungssegment mit einer Million Pixel in Taiwan innerhalb eines Jahres um bis zu 20 Prozent gesunken. So kosten Mittelklassekameras mit LCD-Display auf der Insel umgerechnet nur noch rund 660 Mark. Dabei liegt das Preisniveau für Endkunden in Taiwan meist höher als auf dem um ein Vielfaches größeren deutschen Markt. Der Münchener Distributor Ingram Macrotron gibt die empfohlenen Verkaufspreise für Geräte in der Ein-Megapixel-Klasse mit rund 600 Mark an.

Einige Highend-Markenhersteller wie Hewlett-Packard, Kodak und Fuji beginnen sich bereits einen Preis- und Marketing-Krieg zu liefern. Kodak, in diesem Segment lediglich mit einem Marktanteil von 15 Prozent vertreten, will sich sogar mit einer Klage einen Platz ganz oben erobern. So hat das Unternehmen jetzt seine Mitbewerber Sanyo Electric, Seiko Epson und Agfa Gevaert wegen Patentsrechtsverletzungen belangt. Gegenstand der Klage sind Verfahren zur Bilddatenkomprimierung, für den Datenaustausch mit Speichermedien und zum Entfernen des Rote-Augen-Effekts. Kodak selbst hat bisher noch kaum etwas an der digitalen Fotografie verdient. Bis 2005 sollen aber 45 Prozent des Jahresumsatzes aus diesem Segment kommen. Ab 2002 soll dieser Geschäftsbereich in der Gewinnzone sein. Taiwanischen OEMs wie Kinpo Electronics und Inventec Multimedia & Telecom kann das Geplänkel der Großen nur Recht sein.

Denn über mangelnde Aufträge aus dem Ausland können sie sich nicht beklagen. Sie erwarten sogar, dass die OEM-Orders aus Japan für Einstiegskameras in diesem Jahr noch deutlich zunehmen werden. Im Mittelklasse- und Highend-Segment sehen sie jedoch weniger Chancen auf ein wachsendes Auftragsvolumen. Denn aufgrund der Knappheit bei CCD-Komponenten (Charge Coupled Devices als die gängigsten Typen von lichtempfindlichen Chips) sind ihnen hinsichtlich Produktionskosten und Preisentwicklung ähnlich wie den großen Markenherstellern aus Japan die Hände gebunden.

Andreas Marocco, Produktgruppenleiter Multimedia und Home-Entertainment bei Ingram Macrotron, erwartet sogar, dass der extreme Preisverfall der vergangenen Jahre bald eine Untergrenze erreichen wird. Denn: "Hochwertige Optik und Qualität sind für deutlich weniger Geld nicht mehr zu verwirklichen." Einen Mehrwert für den Anwender werde es bei ähnlichem Preisniveau aber weiterhin durch verbesserte Leistung und Ausstattung geben.

www.computex.com.tw

www.kodak.de

www.ingram-macrotron.de

ComputerPartner-Meinung:

Als Scanner kaum noch Margen abwarfen, stürzten sich alle großen taiwanischen Hersteller mit Bravour auf den Markt für Digitalkameras. Aber es scheint wie verhext: Wann immer die Taiwaner eine Technologie in die Hände bekommen, fallen im Einstiegssegment die Preise. Um in die Oberliga vorzustoßen, reicht es aber meist nicht. Denn dafür müsste man ja teure Komponenten einkaufen und auch mehr in Forschung und Entwicklung investieren. (kh)

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