PC vor Ort: Servicedienst mit Handelsanbindung

04.04.2002
Die Firma PC vor Ort wagt sich an die Kombination zweier schwieriger Geschäfts-felder: Service, den die Kunden fordern - aber nur, solange er nichts kostet. Und Online-Handel, auf dessen Durchbruch die Branche sehnsüchtig wartet.

Das Geschäftsmodell der "Cyberpool Marketing Britting KG", Betreiberin von PC vor Ort, erscheint zunächst einmal verwirrend. Da ist zum einen der Handelskanal, der vor gut zwei Wochen unter dem Namen "Chatshop" neu an den Start ging. Der ist mit einem herkömmlichen Online-Shop kaum zu vergleichen. Denn statt ein katalogartiges Warenangebot mit vielen bunten Bildern präsentiert zu bekommen, wird der Kunde per Chat durch ein Beratungsgespräch geführt. Gesprächspartner sind nebenberufliche Online-Berater, die bei Bedarf auch an einen Servicetechniker vor Ort weiterleiten. Entscheidet sich der Kunde zum Kauf, wird die Ware über Distributoren - Elan4, Lintec oder Wippermann - ausgeliefert.

"Aufwandloser Handel" im Chatshop

"Aufwandlosen Handel" nennt Geschäftsführer Michael Britting den Ablauf, für den keine Lagerhaltung erforderlich ist und bei dem die Rechnungssumme zunächst per Nachnahme an den liefernden Distributor geht. Ansprechpartner des Kunden ist der Franchise-Nehmer, der auch Rechnungssteller ist und vom Distributor anschließend die entsprechende Marge gutgeschrieben bekommt. Die Qualifikation der Online-Berater zu überprüfen ist wiederum Sache des Franchise-Partners: Er bekommt den Beratungs-Chat jeweils weitervermittelt.

Noch steckt das Shopmodell in den Kinderschuhen: "Die Kunden, die mit dem Online-Kauf vertraut sind, kennen sich meistens gut aus und sind auf der Suche nach günstigen Preisen. Die finden so ein Beratungsgespräch eher umständlich und lästig", bringt Britting das Zielgruppenproblem auf den Punkt.

Der Online-Handel soll den Vor-Ort-Service beflügeln

Hauptstandbein neben der Spielwiese Online-Shop ist der Vor-Ort-Service im Franchise-Modell. Seit dem Start im November 2000 hat das Investoren-finanzierte Unternehmen 17 Franchise-Nehmer gewonnen - Tendenz steigend: "Mit 35 Partnern wird das Geschäft rentabel", lautet Brittings Planung. Die Partner bekommen für eine Monatsgebühr von rund 240 Euro Unterstützung bei Marketing und Anzeigenschaltung sowie bei ihrer Verwaltung. Für weitere 130 Euro pro Monat betreibt PC vor Ort im Auftrag der Partner Kundenakquise per Telefonmarketing. Die Zielgruppe sind Freiberufler und kleine Unternehmen mit bis zu 30 Rechnern.

Auch wenn die Franchiser an den Umsätzen aus dem Chatshop beteiligt sind - leben müssen sie vom Service. Vor allem bei Software- und Treiberproblemen werden laut Britting die PC-vor-Ort-Leute gerufen, aber auch Netzwerkinstallationen oder die Installation von ISDN Anlagen gehören zu ihren Aufgaben. Soll das Geschäft rentabel sein, sind die Dienstleister ganz schön auf Achse: "120 Service-Stunden pro Partner und Monat sind unser Ziel", rechnet Michael Britting vor.

Noch sind die Partner davon entfernt, wie er zugibt "Die besten Franchiser kommen derzeit auf rund 70 Servicestunden, bei Stundensätzen zwischen 40 und 45 Euro im privaten und 55 bis 60 Euro im gewerblichen Bereich. Dennoch glaubt der Geschäftsführer, dass sein Konzept aufgeht: "Der Handel wird den Service bringen, denn wenn ein Kunde im Chatshop beispielsweise eine neue Festplatte kauft, kann er bei uns auch gleich den Techniker bestellen, der sie ihm einbaut."

Doch gibt er zu, dass das Geschäft mit der Dienstleistung ein hartes Stück Arbeit ist: "Der Franchise-Nehmer muss seinen Service aktiv vor Ort in Form von Anzeigen und Mailings bewerben. Noch ist der Markt nicht so lukrativ, dass es sich ohne diese Maßnahmen rentiert."

www.pcvorort.de

ComputerPartner-Meinung:

Die Idee, mit Service Geld zu machen, ist nicht neu. Und wie das Beispiel Home Jumper gezeigt hat, auch nicht immer erfolgreich. Noch sind die Kunden nicht in dem Maß bereit, für Dienstleistung so zu bezahlen, wie es ein rentables Geschäft erfordert. PC vor Ort bringt zwar mit dem Chatshop neue Ideen ein, nach einem klar durchdachten Geschäftsmodell sieht das Ganze aber nicht aus - eher wie ein Versuchsfeld. (st)

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