PCI-Express: Reif für den Massenmarkt?

04.06.2004
Kaum hat ATI die ersten Grafikkarten mit dem neuen Powerchip Radeon X800 im Handel, kündigt das kanadische Unternehmen schon die nächsten Versionen an - diesmal für den Massenmarkt. Dabei handelt es sich um "abgespeckte" Modelle des Highend-Grafikchips. Von ComputerPartner-Redakteur Hans-Jürgen Humbert

Mit gleich vier neuen Modellen will ATI im Massenmarkt die Vorherrschaft von Nvidia brechen. Dabei setzt ATI voll auf die Systemintegratoren, die neue PCs bauen. Umsteiger gehen leer aus. Grund: ATI liefert die neuen Karten zunächst nur mit der schnellen PCI-Express-Schnittstelle aus.

Trotz der beeindruckenden Rechenleistung kommen alle Karten ohne zweiten Stromversorgungsanschluss aus. Auch die Kühlung ist einfach gehalten. Für die kleineren Modelle reicht schon ein Mini-Kühlkörper.

Das Flaggschiff für den Mainstream-Markt soll die Radeon X600 werden. Sie wird in zwei Versionen gefertigt - als XT- und als Pro-Variante. Beide besitzen vier Pixel-Shader-Pipelines und jeweils einen Dual-Vertex-Shader. Der Speicher wird über eine 128-Bit-Schnittstelle an den Grafikprozessor angebunden und kann, je nach Budget, entweder 128 oder 256 MB groß sein. Einzig in der Taktfrequenz unterscheiden sie sich. Bei der XT-Version arbeitet der Grafikprozessor mit 500 MHz, und der Speicher wird mit 740 MHz getaktet. Bei der Pro-Variante bekommt die GPU 400 MHz Takt, und der Speicher wird mit 600 MHz beaufschlagt.

Beeindruckende Grafikleistung

Aus den unterschiedlichen Taktfrequenzen resultieren auch unterschiedliche Performance-Leistungen. Die Radeon X600 XT kann 250 Millionen Dreiecke pro Sekunde berechnen, während es die Pro "nur" auf 225 Millionen bringt. Die Pixel-Füllrate liegt bei der XT bei zwei Gigapixeln pro Sekunden und bei der Pro bei 1,8 Gigapixeln. Auch bei der Speicherbandbreite zeigen sich schon größere Unterschiede. Die Pro bringt es auf 9,6 GB/s, während die XT, vom höheren Speichertakt beflügelt, den Speicher mit bis zu 11,8 GB/s füllen kann. Beide Prozessoren werden in 130-Nanometer-Technologie gefertigt. Direct-X9.0-Kompatibilität ist natürlich Pflicht.

Fertig für den Massenmarkt

Für den kleineren Geldbeutel hat ATI ebenfalls Karten in petto. Der Namensgebung folgend heißen die beiden Kleinsten nun Radeon X300. Auch sie werden in zwei Varianten gefertigt. Diesmal unterscheiden sich die beiden nur in der Busbreite der Schnittstelle zum Grafikspeicher. Während die X300 über einen 128-Bit-Bus auf die Speicherchips zugreifen kann, muss sich die X300 SE mit 64 Bit begnügen. Getaktet werden die Prozessoren mit jeweils 325 MHz, und die Speicherbausteine werden mit 400 MHz bedient. Beide Karten weisen volle Direct-X9.0-Kompatibilität auf, und die Rechenleistung beider Grafikprozessoren ist mit 163 Millionen Dreiecken pro Sekunde identisch. Auch die Pixelfüllrate liegt bei beiden Karten bei 1,3 Gigapixeln pro Sekunde. Die X300 profitiert von der breiteren Bus-Schnittelle und kann deshalb einen maximalen Datendurchsatz von 6,4 GB/s vorweisen. Die SE-Version kommt hier nur auf die Hälfte, nämlich 3,2 GB/s. Im Gegensatz zum X600 wird der Radeon X300 in 110-Nanometer-Technologie gefertigt.

Warum PCI-Express?

Die AGP-Schnittstelle ist an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angekommen. PCI-Express kann die doppelte Datenmenge einer AGP-8X-Schnittstelle transportieren. Des Weiteren erlaubt diese Schnittstelle einen höheren Versorgungsstrom für die Karten, sodass diese fast immer, jedenfalls im Mainstream-Bereich, ohne zweiten Stromversorgungsstecker auskommen können.

ATI hat seine Karten direkt an PCI-Express angebunden. Dadurch können die Vorteile der neuen Hochgeschwindigkeitsschnittstelle voll genutzt werden. Würde nämlich ein Interface-Baustein zwischen PCI-Express und AGP eingesetzt werden, wäre die AGP-Schnittstelle mit allen ihren Unzulänglichkeiten immer noch vorhanden.

Gleichzeitig mit dem Start der kleinen Modelle kommt auch die Radeon X800 in der PCI-Express-Version heraus. Preise und das genaue Erscheinungsdatum der Neuen wollte das Unternehmen noch nicht verraten.

Meinung des Redakteurs

ATI setzt mit den neuen Karten voll auf Risiko: Denn PCI-Express-Boards sind noch dünn gesät. Intel bringt erst Ende Juni die ersten Boards auf den Markt. Und Anwender, die ihre alten Maschinen mit diesen Karten aufrüsten wollen, sind auch gezwungen, neue Boards einzusetzen. Bleibt nur zu hoffen, dass viele Systemintegratoren gleich auf ATI-Karten setzen.

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