PCs made in China sollen Europa und die USA erobern

12.04.2001
QDI-Mutter Legend ist der erste festlandchinesische PC-Hersteller, der sich auf den Weltmarkt wagt. Wichtigster Antrieb für diesen Schritt ist der Wunsch, vom chinesischen Lokalmatadoren zu einem Global Player wie Compaq oder IBM zu werden, verrät CEO Yang Yuanqing im Interview mit ComputerPartnerRedakteur Klaus Hauptfleisch.

Wie wollen Sie den europäischen Markt angehen? Nach dem Motto "klotzen und nicht kleckern", wie von Ihrem deutschen Partner Lintec suggeriert, oder eher vorsichtig?

Yang: Was Europa betrifft, sind wir noch in der Evaluierungsphase und wollen uns langsam an den Markt herantasten. Das Wichtigste sind starke Partnerschaften. Wir verfügen über eine Reihe von guten Beziehungen und führen mit ihnen und anderen intensive Gespräche.

Wie wir in Hongkong erfahren haben, planen Sie in Europa nicht nur als OEM-Lieferant in Erscheinung zu treten, sondern auch mit ihrer Marke Legend.

Yang: Richtig. Portable Produkte wie Notebooks und PDAs wollen wir in Europa unter unserer Eigenmarke herausbringen. Desktop-PCs und Settop-Boxen sollen aber anfangs vornehmlich über den OEM-Kanal vertrieben werden.

Was waren neben der Tatsache, dass Sie es in China und Asien innerhalb weniger Jahre zur Nummer eins gebracht haben, die eigentlichen Gründe, dass Legend nun auch auf den Weltmarkt drängt?

Yang: Legends Erfolg in China beruht in erster Linie darauf, dass wir den heimischen PC-Markt sehr gut verstehen und stark lokalisierte Produkte anbieten. Nachdem wir in Asien schon Nummer eins geworden sind, ist es unser Ziel, jetzt zum Global Player zu werden. Das ist unser Hauptmotiv, warum wir mit unseren PC-Produkten jetzt auch in Europa und Amerika aktiv werden wollen.

Ist es nicht so, dass in chinesischen Amtsstuben vorzugshalber nur chinesische Produkte eingesetzt werden sollen, wozu Legend mit in die erste Wahl kommt?

Yang: Immer wieder wird uns vorgeworfen, dass Legend nur so groß geworden ist, weil wir angeblich staatlichen Protektionismus genießen. Doch das ist ein völliges Missverständnis. Unsere Stärke liegt nicht in Regierungsaufträgen, sondern im SMB- und Consumer-Markt. IBM, Compaq und andere internationale Markenhersteller hatten in China übrigens die gleichen Startbedingungen wie wir, wenn nicht sogar bessere.

Ihr Geschäftsjahr 2000 geht gerade zu Ende. Was sind Ihre Ziele für das laufende und für das kommende Geschäfts-jahr weltweit?

Yang: In den ersten drei Quartalen des im März endenden Geschäftsjahres 2000 haben wir zwei Millionen PCs verkauft und in der Holding einen Umsatz von 26,5 Milliarden Dollar erzielt*. Marktforscher IDC zufolge wird der chinesische PC-Markt in diesem Jahr um rund 30 Prozent wachsen. Wir gehen für uns von deutlich höheren Wachstumszahlen aus.

Wie wollen Sie den europäischen Markt aufziehen und welche Unterstützung bieten Sie dem Handel?

Yang: Zunächst werden wir eine Reihe von Produktmanagern nach Europa schicken und zusätzlich auch lokales Personal einstellen. Applikationen und Services sollen auch in Europa eine wichtige Rolle spielen. Entsprechend brauchen wir natürlich auch europäisches Fachpersonal und vor allem starke Partner in der Distribution.

Auf welche Marktsegemente wollen Sie sich hier konzentrieren?

Yang: Unser erstes Ziel ist der Consumer-Markt und der Soho-Markt über den ganz normalen Distributionskanal. Haben wir in dem Segment Erfolg, können wir auch darüber nachdenken, ins Projektgeschäft einzusteigen.

Mit welchen Argumenten wollen Sie die europäischen Verbraucher auf Ihre Seite locken? Der Preisvorteil dürfte doch wohl relativ gering sein, wenn man bedenkt, dass alle großen Markenhersteller wie Compaq, IBM und Dell mittlerweile in China produzieren oder produzieren lassen.

Yang: Täuschen Sie sich da nicht. Wir können immer noch wesentlich günstiger produzieren und einkaufen als IBM und Compaq. Klar werden wir diesen Kosten- und Preisvorteil als Trumpfkarte ausspielen. Daneben setzen wir auf die gewohnte Qualität unserer QDI-Produkte sowie auf Services und auf den jeweiligen Markt angepasste Applikationen.

www.legend.com.cn

*) Anmerkung der Redaktion: Das sind 67 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. 60,5 Prozent des Umsatzes stammen von Legend Computer Systems Limited, die bisher fast ausschließlich den chinesischen Markt bedient. Die international operierende Motherboard-Tochter QDI hat nur 2,9 Prozent zu dem Gesamtumsatz der Legend Group beigetragen.

WHO IS WHO

Legend-Lenker Yang Yuanqing

Mit seinen 37 Jahren hat Legend-CEO Yang Yuanqing eine der steilsten Karrieren Chinas hinter sich. 1999 wurde er mit der 4.-Mai-Medaille, den höchsten Jugendweihen der Volksrepublik China, ausgezeichnet und gilt als einer der brillantesten Wirtschaftsköpfe des Landes. Dabei wird dort nach konfuzianischem Vorbild das Alter noch so richtig hochgehalten, was sich auch in der gerontokratischen Politikerkaste widerspiegelt.

Nach seinem Magister der Informatik trat er 1989 in das damals noch junge IT-Unternehmen ein und wurde acht Jahre später schon zum Senior Vice President der Legend-Gruppe und President von Legend Computer Systems Limited ernannt. In dieser Funktion ist Yang eine der treibenden Kräfte hinter Legends Plänen, vom lokalen PC-Riesen zu einem Global Player zu werden, und ist in dieser Mission seit Monaten ständig unterwegs.

Neben seinen Aufgaben bei Legend ist er auch Direktor des chinesischen Unternehmerverbandes und Professor an seiner Alma Mater, der Pekinger University of Science and Technology of China (USTC). (kh)

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