Peacock AG: Übernahme-Gespräche mit Ingram Micro noch nicht vom Tisch

12.06.1996
WÜNNENBERG-HAAREN: Durch den deutschen Blätterwald rauschte es: Die brenzlige Finanzsituation von Distributor Peacock gab Anlaß zu den schlimmsten Befürchtungen. Doch Hartmut Hellweg, Mitbegründer und Vorstand des Unternehmens, gibt Entwarnung. Die Logistikprobleme seien gelöst, bei den Finanzen sehe er Licht am Ende des Tunnels und sein Verhältnis zum Fachhandel bewertet er als ungetrübt. Und Ingram Micro, die im Sommer nach Einsicht in die Halbjahresbilanz die Fahnen strichen und die Übernahmegespräche abbrachen, signalisieren offenbar weiterhin ihre Bereitschaft, dem Distributionskollegen mit Rat und Finanzen zur Seite zu stehen.Finanzielle Einbrüche, Riesenprobleme mit der Logistik? - "Das sind doch olle Kamellen", fegt Hellweg alle Erinnerungen an den sehr ungemütlichen Verlauf des ersten Halbjahres 1996 beiseite. Damals sah es so düster für das Unternehmen aus (s. Kasten "Facts & Figures"), daß Übernahmeinteressent Ingram Micro die Gespräche erst einmal abbrach.

WÜNNENBERG-HAAREN: Durch den deutschen Blätterwald rauschte es: Die brenzlige Finanzsituation von Distributor Peacock gab Anlaß zu den schlimmsten Befürchtungen. Doch Hartmut Hellweg, Mitbegründer und Vorstand des Unternehmens, gibt Entwarnung. Die Logistikprobleme seien gelöst, bei den Finanzen sehe er Licht am Ende des Tunnels und sein Verhältnis zum Fachhandel bewertet er als ungetrübt. Und Ingram Micro, die im Sommer nach Einsicht in die Halbjahresbilanz die Fahnen strichen und die Übernahmegespräche abbrachen, signalisieren offenbar weiterhin ihre Bereitschaft, dem Distributionskollegen mit Rat und Finanzen zur Seite zu stehen.Finanzielle Einbrüche, Riesenprobleme mit der Logistik? - "Das sind doch olle Kamellen", fegt Hellweg alle Erinnerungen an den sehr ungemütlichen Verlauf des ersten Halbjahres 1996 beiseite. Damals sah es so düster für das Unternehmen aus (s. Kasten "Facts & Figures"), daß Übernahmeinteressent Ingram Micro die Gespräche erst einmal abbrach.

Hellweg formuliert das anders: "Es ging da nicht um die Bilanzzahlen, sondern darum, daß Ingram damals mitten in den Vorbereitungen für den eigenen Börsengang stand. Wir konnten die erforderlichen Berichte nicht so kurzfristig liefern, wie es erforderlich gewesen wäre, deshalb haben wir uns darauf geeinigt, daß Ingram dem Börsengang erstmal Priorität einräumt und wir unser Unternehmen renovieren." Draußen hätte dann die Version die Runde gemacht, Ingram hätte sich zurückgezogen, weil Peacock nichts wert sei. "Unsinn", nennt Hellweg diese Einschätzung. "Ich kann nur sagen, daß das Interesse von Ingram immer noch da ist." Aktivitäten in Richtung Partnerschaft würden jetzt wieder aufgenommen, denn es sei "sicherlich sinnvoll, daß bei Peacock ein strategischer, finanzkräftiger Partner dazukommt", bestätigt der Vorstand.

Die Renovierungs- beziehungsweise Restrukturierungsmaßnahmen sind zu 80 Prozent abgeschlossen, heißt es aus dem Unternehmen. Vor allem das Sorgenkind Logitistik-Center habe sich vom häßlichen Entlein zum Superschwan entwickelt. "Wir haben zum Teil schon elf Millionen Mark Umsatz am Tag durch das neue Logistikzentrum! Da gibt es überhaupt keine Probleme", versichert Hellweg.

Die Berge von Händler-Reklamationen, die sich noch im Sommer auf seinem Schreibtisch türmten, seien abgebaut. Statt dessen gibt es ein anderes Problem: Jetzt könne Peacock der Menge von eingehenden Bestellungen kaum Herr werden. "Das liegt daran, daß die Nachfrage wider Erwarten hoch ist", erklärt Hellweg und räumt gleichzeitig Forecast-Mängel ein. "Außerdem sind derzeit ja wieder einige Komponenten - wie beispielsweise Festplatten - knapp." Nichtsdestotrotz konnte er im Oktober 33.000 PCs verkaufen, im November waren es gar 50.000. Stolze Zahlen, an denen der Fachhandel allerdings zu beißen hat, schließlich fließen in das November-Ergebnis bereits die ersten der insgesamt 55.000 Rechner ein, die Peacock an Aldi-Lieferant Medion verkauft hat. Doch an den Unmut seiner autorisierten Partner will Hellweg nicht so recht glauben: "Ich habe jeden Tag mindestens ein Kundengespräch - und unsere autorisierten Händler haben damit überhaupt keine Probleme", versichert er. "In den Food-Kanal, der über Medion läuft, liefern wir doch keine Peacock-gelabelten Systeme rein." Nach wie vor habe für ihn der Fachhandel absolute Priorität, die Kanäle würde er deshalb eindeutig trennen. "Ich bin ja selber Fachhändler, aus der Historie heraus haben wir noch zwei Radio- und Fernsehfachgeschäfte. Ich kenne daher genau die Sorgen des Fachhändlers an dieser Stelle und weiß, wovon ich rede, wenn sich sage, daß wir eine saubere Vertriebsstrategie machen", so Hellweg.

Keine Ausflüge in andere Märkte mehr geplant

Ein weiteres schmerzliches Kapitel betrachtet Hellweg als abgeschlossen und bewältigt: In nächster Zukunft sei nicht damit zu rechnen, daß sich sein Unternehmen in neue Märkte wie beispielsweise das Geschäft mit der Telekommunikation stürtzt. Zum einen, weil für Experimente derzeit das nötige Spielgeld fehlt, zum anderen hat aber offenbar eine Rückbesinnung in der Chefetage stattgefunden: "Wir sind ein Händler", resümiert der Peacock-Vordere, "und müssen uns auf unser Kern-Knowhow beschränken." (du)

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