Personalkarussell bei Dell dreht sich weiter mit Vollgas

04.06.2000
Bei der deutschen Dependance des Direktanbieters Dell kehrt keine Ruhe ein. Bis die Vorgaben dem Gusto von Firmenchef Michael Dell entsprechen, wird weiter fleißig mit neuen Managern experimentiert.

Wie bereits angekündigt, muss Deutschland-Chef Edmund Bernardi seinen Posten bei der Dell Computer GmbH mit sofortiger Wirkung räumen. Wilde Umstrukturierungen, Kapriolen bei der Personalpolitik und eine Mittelstandsoffensive ohne sichtbare Erfolge, brachen Bernardi das Genick. Ein bitteres Los für den ehemaligen Siemens- und Olivetti-Manager, denn es ist für den 48-Jährigen schon der fünfte Abgang von einem Chefsessel innerhalb von sechs Jahren.

Die Nachfolge als General Manager für Central Europe in Langen tritt Mathias Schädel an. Er war bisher für das Geschäft des Direktanbieters mit kleinen und mittelständischen Unternehmen (Home & Small Businesses - HSB) zuständig. Bevor Schädel im Februar 1999 zu Dell wechselte, war er zudem in verschiedenen Führungspositionen bei Computer 2000 und in der Monitor-Division bei Compaq tätig. "Mathias Schädel hat für uns einen tollen Job im Bereich Home and Small Businesses in Deutschland gemacht", betont Paul Bell, Senior Vice President und Co-General Manager für Dells weltweites Geschäft im SMB (Small and Medium Business) -Bereich, im Interview mit <B>ComputerPartner</B>. "Allein im Bereich Deutschland/Österreich/Schweiz konnten wir so eine profitable Steigerung von 84 Prozent erreichen."

In Ergänzung wird Klee Kleber neuer General Manager des Bereichs HSB Central Europe. Kleber war vorher als Marketingleiter für das Consumergeschäft bei Dell in den USA verantwortlich. Während seiner sechsjährigen Zugehörigkeit bei dem Direktanbieter hatte Kleber verschiedene Funktionen im HSB-Bereich inne. So war er unter anderem für die Einführung von Dell HSB in Japan zuständig.

Hire&Fire-Politik von Michael Dell regiert weiter

Trotz Umsatzwachstum hat man das Gefühl, dass Firmenchef Michael Dell so lange seine Hire&FirePolitik betreibt, bis die Zahlen in Europa seinen Vorstellungen entsprechen. Schließlich ist auch Paul Bell, Nachfolger des für gerade mal sieben Monate "gebuchten" John Legere, erst seit Ende Februar in Amt und Würden.

Tatsächlich tut sich das Unternehmen hierzulande extrem schwer, in dem in den USA so erfolgreichen Unternehmensgeschäft richtig Fuß zu fassen. Besonders Siemens mit seinen historisch geknüpften Banden zu Behörden und Konzernen in Deutschland sei nur schwer auszustechen, meint eine aktuelle Studie von IDC über Dell. Auch viele kleine und mittlere Unternehmen hätten enge Beziehungen zu ihren Händlern und Partnern und wollen auch weiterhin mit diesen zusammenarbeiten. Die Folge für Dell: Der weltweit größte PC-Hersteller nach Compaq rangiert in Deutschland nur auf einem unbefriedigenden fünften Platz. Paul Bell gibt sich indes kämpferisch: "Wir werden in Deutschland unser Direktmodell weiter verstärken und uns mehr auf den SMB-Bereich konzentrieren. Dazu werden wir auch unsere Marketingmaßnahmen forcieren." Der Dell-Manager ist zudem davon überzeugt, dass es schon bald ge-lingt, die Rolle des Technologieführers zu übernehmen. Dabei hebt er besonders das gut funktionierende Build-to-order-Modell hervor. Gerüchte, wonach Dell, um den Problemen im deutschen Markt beizukommen, nach einem Partner im indirekten Kanal sucht (siehe <B>ComputerPartner</B> 11/00, Seite 14), verweist er in das Reich der Fabel: "An diesen Gerüchten ist nichts dran. Wir konzentrieren uns auf unsere Stärken - das Direktgeschäft." (akl)

www.dell.de

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