Philips: "Der Monitormarkt bleibt bis Ende des Jahres schwierig"

15.08.2002
Die Flaute im Monitorgeschäft geht auch an Philips nicht spurlos vorbei. Im Hinblick auf dasJahresendgeschäft gibt sich der Elektronikkonzern verhalten optimistisch.

Bereits zu Beginn des laufenden Geschäftsjahres hat Philips seine Monitorabteilung neu organisiert, wo es insbesondere im B2B-Bereich zu personellen Neuerungen kam. Von insgesamt zwölf Außendienstmitarbeitern wurden sieben für die Betreuung von Unternehmenskunden abgestellt. Dass einer der stärksten Hauptkonkurrenten, nämlich Sony, bereits seit knapp zwei Jahren eine solche Abteilung besitzt, sieht das Unternehmen gelassen: "Wir haben uns im Rahmen unserer vertrieblichen Positionierung nicht an Sony orientiert, sondern sind einer völlig eigenen Konzeption gefolgt", erklärt Hauke Hagemann, Vertriebsleiter PC-Peripherals bei Philips, gegenüber ComputerPartner. Aufgrund der Neuaufstellung des Vertriebskanals liegt Philips laut Hagemann, was den Stückzahlenabsatz betrifft, knapp über Vorjahresniveau (0,4 Prozent). Ziel sei es, den Marktanteil auch in diesem Jahr zu vergrößern. Dennoch war das Monitorgeschäft im gesamten ersten Halbjahr 2002 schwierig: "Wir konnten unsere selbst gesteckten Ziele nicht erreichen", gibt Hagemann zu. Aber: "In einem Gesamtmarkt, der um fast 18 Prozent rückläufig ist, steht Philips gut da", weiß der Vertriebschef.

Retail-Anteil ausgebaut

Neben Ingram Macrotron gehören Tech Data, Monitor 2000, Delo und Actebis zu den Hauptdistributoren von Philips. Das Unternehmen beliefert außerdem rund 160 Systemhäuser direkt. "Unser Fokus liegt auf dem Corporate-Business-Bereich. Hier arbeiten wir vornehmlich mit größeren Systemhäusern zusammen", sagt Hagemann. Diese werden durch Schulungen und kostenlose Demogeräte unterstützt.

Der Bereich B2B ist jedoch nicht das einzige Standbein des Unternehmens. Nach Aussagen von Hagemann konnte Philips seinen Retail-Anteil steigern: Hier nutzte das Unternehmen seine bestehenden Kontakte und Partnerschaften der Unterhaltungselektronikbranche.

Im Hinblick auf das Jahresendgeschäft gibt sich Philips jedoch insgesamt verhalten (siehe Kasten). Mit zwei neuen Einsteiger-TFTs namens "170S2B" (17-Zoll) für 999 Euro und "180B2S" (18-Zoll) für 1.299 Euro soll die Nachfrage angekurbelt werden. "Der Markt ist bis Ende 2002 schwierig, obwohl das Saisongeschäft zum Jahresende etwas Belebung bringen dürfte", erklärt Hagemann. "Dennoch gehen wir erst im ersten Quartal des nächsten Jahres von einer Verbesserung der allgemeinen schlechten Konsumstimmung aus." Dabei rechnet das Unternehmen mit stabilen bis sinkenden Preisen insbesondere bei TFTs.

Neues Monitorkonzept

Ende des Jahres will Philips den "Detachable Monitor" auf den Markt bringen. Das Standalone-Gerät besitzt eine schlanke Form und kann mit und ohne PC genutzt werden. Er arbeitet mit einem kabellosen Netzwerk, basierend auf Wireless-802.11b-Technologie, seine Reichweite soll 100 Meter betragen. Ausgestattet mit Touchscreen-LCD und kabellosen Anschlüssen wird das Gerät zunächst in einer 15-Zoll-Variante angeboten. Der Flachmann bringt ein Gewicht von 2,2 Kilogramm auf die Waage, der integrierte Akku soll eine Betriebszeit von drei Stunden erreichen.

ComputerPartner-Meinung:

Trotz Absatztief und viel zitierter Konsumflaute 2002 steht Philips im Vergleich zu einigen Wettbewerbern noch gut da - auch wenn es für die selbst gesteckten Ziele im Monitorgeschäft nicht reichen wird. Trotzdem verbuchte das Unternehmen ein minimales Plus. Im ersten Halbjahr 2002 konnte Philips mit der Aufstellung einer - eigentlich überfälligen - personalstarken B2B-Abteilung und dem Nutzen von Kontakten aus der Unterhaltungselektronikbranche einiges an Stückzahlen-Absatz kompensieren, und das im schwierigen deutschen Markt. (kat)

Halbjahresergebnisse

Facts & Figures

Im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres erzielte Philips eigenen Angaben zufolge einen Nettogewinn von 171 Millionen Euro (vor Sonderposten). Der Umsatz belief sich auf 7,99 Milliarden Euro. Dennoch musste der Elektronikkonzern mit 1,35 Milliarden Euro den höchsten Verlust seiner Firmengeschichte verbuchen.

Philips-Präsident Gerard Kleisterlee gibt sich dennoch optimistisch: "Trotz der schwierigen Bedingungen konnte der Philips-Konzern den Aufwärtstrend im zweiten Quartal fortsetzen, wenn man die Wertminderungskos-ten herausnimmt. Der Cashflow aus dem operativen Geschäft war stark, die Margen haben sich verbessert, und die vergleichbaren Umsatzzahlen zeigen erstmals seit dem vierten Quartal 2000 ein positives Wachstum."

Aufgrund des großen Drucks zur Kostensenkung hat das Unternehmen im vergangenen Jahr weltweit 18.600 Stellen gestrichen. Kleisterlee gibt sich zuversichtlich, dass sich das laufende Kostensenkungsprogramm im nächsten Jahr positiv auf die Erträge auswirken wird.

Wegen der jüngsten Unternehmensskandale (Enron, Worldcom) wird Philips eigenen Angaben zufolge die intern gehandhabten Buchhaltungsregeln weltweit verschärfen und auch die intern und extern tätigen "Accountants" (Buchhalter) jährlich neu überprüfen. Bei der Rechnungslegung des Konzerns müsse dabei die Rolle des Aufsichtrats gestärkt werden. (kat)

www.philips.de

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