Pinnacle nimmt Produkt von Fast in Zahlung und wirbt Händler ab

21.10.1999

MÜNCHEN: Im Ring der Videoschnittsysteme haben in Deutschland nur zwei Namen Gewicht: Fast Multimedia und Pinnacle Systems. Nachdem Pinnacle vor wenigen Jahren eine untergeordnete Rolle in diesem Segment spielte, deckt das amerikanische Unternehmen die Münchner Videospezialisten von Fast nun mit einer aggressiven Preispolitik und dem Versuch, Händler abzuwerben, massiv mit Schlägen ein.Wenn Preise von einzelnen Systemen von über 5.000 auf unter 2.000 Mark fallen, dann ist das selbst für die ständig dem Preisverfall unterliegende IT-Branche außergewöhnlich.

So setzt Pinnacle Systems mit dem Produkt "DV 500" eine neue Preismarke bei einer Videoschnittkarte für semiprofessionelle Anwender. Zu einem Endkundenpreis von unter 2.000 Mark liefert das Unternehmen jetzt ein Produkt, welches erstmals in dieser Preisklasse analogen und digitalen Videoschnitt (DV) auf einer Karte vereint. "Bisher gab es im Consumer-Segment entweder rein analog oder rein DV. Unsere DV 500 kann beides zu einem aggressiven Preis", sagt Bernd Kosubek, europäischer Marketing- und Salesdirector bei der Pinnacle Systems GmbH in Unterschleißheim. Zudem ist das Produkt komplett echtzeitfähig, was 2D-Blenden, Titel und Audio betrifft. Das bedeutet, der Anwender muß bei der Erstellung solcher Effekte keine Wartezeit mehr in Kauf nehmen, sondern erhält sofort das fertige Ergebnis. Der "DV Master" von Fast - bisher Dominator in diesem Produktsegment - kostet mit ähnlicher Leistung mehr als 4.500 Mark. Doch Pinnacle gibt sich nicht damit zufrieden, ein momentan konkurenzloses Produkt auf den Markt zu bringen. Das Unternehmen will seinen Hauptkonkurrenten Fast dort treffen, wo es am meisten weh tut: bei den etablierten Kunden, sowohl auf Endanwender- als auch auf Handelsseite. So startet Pinnacle Ende Oktober eine Inzahlungnahme-Aktion, bei der Neukunden beim Kauf des DV-500-Systems 1.000 Mark für ihren DV Master erhalten. "Die Karten stampfen wir ein", erwidert Bernd Kosubek auf die Frage, was mit den Geräten anschließend passiere. Wettbewerbsrechtlich hat der Pinnacle-Mann bei dieser Aktion keine Bedenken: "Überhaupt kein Problem, das ist absolut legitim."

Damit der Übergang der Kunden vom einen Hersteller zum anderen möglichst reibungslos verläuft, versucht Pinnacle außerdem mit einem Partnermeeting am 29. Oktober in Frankfurt insbesondere die Fast-Händler zu adressieren und abzuwerben.

Fast stellte seinerseits die neue Videobearbeitungskarte "DV now" vor, welche sich zum Preis von 1.200 Mark rein auf Digitalschnitt konzentriert und in diesem Preissegment ebenfalls neue Maßstäbe setzt. Bezüglich der Attacken von Pinnacle ist jedoch Schulterzucken angesagt:

"Das ist eine Philosophie, die Pinnacle vertreten muß", windet sich Steffi Körner, Leiterin der Personal-Video-Division bei der Fast Multimedia AG in München. "Wir haben auch noch Asse im Ärmel, die wir jetzt noch nicht ankündigen können, aber wir werden uns wehren", lautet die etwas hilflose Aussage der Managerin. Bleibt also abzuwarten, ob Fast demnächst zum Gegenangriff ausholt.

Ausführliche Informationen zu den neuen Produkten von Fast und Pin-nacle lesen Sie im Produktteil der nächsten Ausgabe. (akl)

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