Pinnacle: "Videobearbeitung am PC ist kein Nischenmarkt mehr"

06.08.2000
Vor wenigen Jahren wurde der Markt für Videonachbearbeitung am PC von vielen noch belächelt. Inzwischen ist dieses Segment dem Nischendasein entwachsen. Pinnacle Systems profitiert von diesem Trend.

Allein in Deutschland verkaufen wir pro Monat momentan 3.000 Einheiten unserer DV-500-Karte", gibt sich Serge Bussat, Vice President Europe Consumer & Business Products bei Pinnacle Systems, euphorisch. Bussat hat allen Grund zur Freude, denn die PCI-Steckkarte für die anspruchsvolle Digitalvideo-Bearbeitung am PC kostet immerhin 2.000 Mark. Den Gesamtmarkt in Deutschland für derlei Produkte im Preisbereich zwischen 200 und 2.000 Mark schätzt Bussat auf etwa 500.000 Einheiten pro Jahr. "Bisher wurden solche Produkte belächelt, dabei verkaufen wir inzwischen mehr Videoschnittkarten als beispielsweise die Firma Matrox Grafikkarten. Und Grafikkarten würde auch niemand als Nischenmarkt bezeichnen."

Internet-Streaming als zusätzliches Standbein

Das Consumer & Business-Segment, zu dem neben den Videoschnittlösungen für Consumer auch TV-Tuner-Karten gehören, hat einen Anteil von 40 Prozent am Gesamtgeschäft des Unternehmens. Mit 35 Prozent schlägt der Professional-Bereich zu Buche, zu dem DVD-Authoring-Produkte und professionelle Schnittlösungen im Preisbereich um 10.000 Mark zählen. Schließlich gibt es noch die Broadcast-Division, die sich um die Ausstattung von Video- und Schnitt-Equipment bei TV- und Sendeanstalten kümmert. "Somit sind wir der einzige Anbieter, der durchgängig durch alle Segmente der Videobearbeitung umfangreiche Lösungen anbietet", so Bussat stolz.

Der Pinnacle-Manger ist sich aber auch bewusst, dass die goldenen Zeiten im Bereich der Videobearbeitung nicht unbedingt von Dauer sein müssen. So könnten schon bald komplette Firewire-Lösungen mit Software auf Windows-Rechnern zur Serienausstattung gehören. Apple führt gerade par excellence vor, wie man beim I-Mac und Power Book mit solch integ-rierten Applikationen neue Kundenschichten gewinnt.

Daher will sich Pinnacle Systems mit einer neuen Internet-Strategie ein weiteres Standbein schaffen. Auf der weltweit wichtigsten Messe für den Broadcast-Bereich, der National Association of Broadcasters (NAB), präsentierte das Unternehmen in diesem Zusammenhang eine umfassende Streaming-Lösung für die Live-Übertragung von qualitativ hochwertigen Videosequenzen über das Internet. Die Produktfamilie "Stream Genie/Stream Factory" umfasst dabei den gesamten Prozess von der Erzeugung, Speicherung, Übertragung bis zur Anzeige von digitalen Videosequenzen. Diese Streaming-Lösung kann beispielsweise digitale Aufnahmen je nach verfügbarer Bandbreite des gewählten Netzes auch über das Internet in variabler Auflösung übertragen. Eine Fernsehstation könnte somit ihre Aufnahmen vom Ort des Geschehens aus live ins Internet ausstrahlen. Das Produkt wird es in einer portab- len und einer 19-Zoll-Variante ab etwa 25.000 Mark geben. Auch im Privatkundenbereich plant das Unternehmen für den Sommer Produktneuheiten zum Versenden von Videomaterial per E-Mail oder zur Integration auf Websites. "Das Internet ist der Schlüssel für die weitere Entwicklung des Video-Editing-Marktes", so Bussat.

Der Fachhandel ist und bleibt die Nummer eins

Im Gegensatz zum Mitbewerb will Pinnacle vom Direktvertrieb nichts wissen. Nach eigenen Angaben sollen über die firmeneigene Homepage maximal Software-Upgrades oder Plugins für den Endkunden direkt erhältlich sein. Die normale Produktrange soll jedoch auch in Zukunft weiter über den qualifizierten Fachhandel vermarktet werden. Knapp 100 Partner in unterschiedlichen Klassifizierungsgruppen konnte das Unternehmen in Deutschland bisher gewinnen. Dabei ist Bussat besonders stolz darauf, dass dem Erzrivalen Fast Multimedia "die meis-ten" Händler abgeworben werden konnten. Daneben ist das Unternehmen mit den Einsteiger-Produkten auch großflächig bei den Retailern vertreten. "Für uns ist der Kontakt zum Kunden sehr wichtig, daher brauchen wir Wiederverkäufer, die auf die sich schnell verändernden Technologien am Markt eingehen können. Die Retailer sind wichtig, um den Massenmarkt abzudecken und den Brand nach vorne zu bringen. Preiskämpfe dagegen versuchen wir zu vermeiden, denn schließlich wollen wir alle Geld verdienen." (akl)

www.pinnaclesys.de

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