Kopfhörer für das Büro

Plantronics Voyager 8200 UC im Test

Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.
Ideal für Reisen und das Büro, wenn auch ein wenig wuchtig. Der Plantronics-Overear verwöhnt aber mit gutem Musikklang.
Gibt es in schwarz (unser Testgerät) oder weiß
Gibt es in schwarz (unser Testgerät) oder weiß
Foto: Plantronics

Kopfhörer sind in der Freizeit, dem Büro und auf Reisen unerlässlich, will man wenigstens zwischendrin seine Ruhe haben und sich konzentrieren. Und dennoch wollen oder müssen wir zumindest für wichtige Gespräche über Telefon oder direkt erreichbar sein. Ein bisschen Ruhe ist besser als gar keine, ausgewählte Störungen besser als permanentes Rauschen.

Für Stress geplagte Büroarbeiter und Geschäftsreisende hat Plantronics die Voyager-Reihe im Angebot, wuchtige Over-Ear-Kopfhörer, die einerseits gleich signalisieren, dass sich hier jemand abzuschotten gedenkt, die aber andererseits Kommunikationskanäle nach draußen lassen. Der via Bluetooth oder Klinkenkabel nutzbare Voyager 8200 UC, den wir im Test hatten, lässt uns mit dem eingebauten Mikrophon leidlich telefonieren, seine Unterdrückung von Außengeräuschen lässt uns aber auch in Musik- oder andere Klangwelten versinken.

Starker Sound, prima Abschottung

Denn der Sound ist, wie wir ihn schon von anderen Plantronics-Kopfhörern kennen, kräftig im Bass, ausgewogen in den Mitten und klar in den Höhen. Gegenüber spezialisierten Musikhörern muss er sich keineswegs verstecken, was wir bei einem Straßenpreis von fast 300 Euro (420 Euro direkt bei Plantronics) aber auch erwarten dürfen.

Schon die angenehm gepolsterten Ohrmuscheln schirmen uns – in Verbindung mit unserer Lieblingsmusik – gut von Außengeräuschen ab, auf dem Weg zur Bahn müssen wir im Straßenverkehr daher besonders Vorsicht walten lassen. In der Bahn sind wir dann aber (fast) für uns, zumindest so lange wir die Augen geschlossen halten und die Mitreisenden nicht sehen.

Aktive Geräuschunterdrückung …

Das Active Noise Cancelling (ANC), also die aktive Unterdrückung von Außengeräuschen mittels Gegenschall, fällt in unserem Testszenario kaum noch auf. Man muss schon genauer hinhören, denn aufgrund technischer Gründe filtert das ANC vor allem niedrige Frequenzen aus. Die Ansagen in der S-Bahn sind mit und ohne ANC annähernd gleichermaßen dumpf wahrnehmbar, ebenso das Quietschen des Zuges. Ein weit tieferes Brummen hingegen, das wohl vom Antrieb der S-Bahn kommt, ist eindeutig weg, wenn wir über den Dreiwegeschalter die Geräuschunterdrückung einschalten. Das wird auf längeren Reisen und vor allem in brummigeren Flugzeugen ein großer Vorteil sein, für einen derartigen Test reichte aber unser Geld- und Zeit-Budget nicht.

In der Mittelstellung des genannten Reglers aktiviert der Voyager 8200 UC eine für Büroumgebungen geeignete Rauschunterdrückung. Ehrlich gesagt nehmen wir bei unseren Tests kaum einen Unterschied wahr, bei uns brummt zwar viel, aber keine Maschinen oder Geräte in den ausgefilterten Frequenzen. Wie gesagt: Allein das Aufsetzen des Kopfhörers und Einschalten von Musik – muss gar nicht laut sein – schottet uns wunderbar von der Akustik der Außenwelt ab.

… und Öffnung der Kommunikationskanäle

Die können wir aber jederzeit wieder herein lassen. Nimmt man den Kopfhörer ab, stoppt die Musik auf dem iPhone – oder das Video auf dem Desktop-Mac. Setzen wir den Voyager gleich wieder auf, sollte die Wiedergabe wieder einsetzen, das funktioniert in unserem Test bis auf einige Ausnahmen auch. Dabei muss man den Hörer gar nicht abnehmen, will man hören, was etwa das Gegenüber uns gerade mitteilen will. Dazu drücken wir auf einen (roten) Knopf auf der rechten Ohrmuschel, der das sonst für Rauschunterdrückung mitverantwortliche Mikrophon auf unser Trommelfell durchstellt. Ein weiterer Druck und die Musik beginnt wieder zu spielen. Auf der linken Muschel finden wir übrigens die Steuerung für die Musik: Start/Stopp, Vor, Zurück – und über ein Drehrad regeln wir die Lautstärke. Rechts ist die Taste für das Annehmen von Anrufen respektive der Aktivierung von Siri angebracht.

Schön, aber nicht immer unproblematisch: Der Plantronics-Hörer lässt sich wie auch andere des Herstellers mit mehreren Geräten gleichzeitig verwenden. Also zum Beispiel kommt die Musik vom iPhone und wenn man sich auf dem Rechner ein Video mit Ton ansieht, kommt der Sound eben von dort. Das hat aber eine Nebenwirkung, denn auch Signaltöne unseres Mac gibt dieser auf dem Kopfhörer aus. Just in dem Moment, in dem wir diesen Absatz schreiben, erreicht uns eine von vielen uninteressanten Mails, was wir nicht nur in den Benachrichtigungen sehen, sondern auch mit einem Ping hören. Die Musik vom iPhone stoppt in diesem Moment, und lässt sich auch nur manuell wieder starten. Besser also, man bleibt bei einer Quelle zu einer Zeit.

App für Detailkonfiguration

Firmware oder neue Sprachsoftware kommt über die App PLT Hub auf den Kopfhörer. Hier kann man noch einige weitere Einstellung vornehmen, etwa die tägliche Gesprächsdauer begrenzen – Dauertelefonate schaden den Ohren. Ebenso dient die App dazu, ein verlegtes Paar Ohrhörer wieder zu finden. Das muss natürlich in Reichweite sein und spielt dann einen lauten Ton ab, anhand dessen man den Voyager aufspürt. Wobei das von getestete Gerät zwar dezent in der Gestaltung ist, aber nicht so unauffällig, dass es so leicht verloren ginge.

Nützliche App, auch zum Aufspüren verlegter Headsets
Nützliche App, auch zum Aufspüren verlegter Headsets

Sofern es der Telekomprovider unterstützt, können wir in der App auch HD Voice für Telefonate einstellen, dann fallen die in der Klangqualität nicht so sehr gegenüber der Musik ab. Klar: Je besser die Audioqualität des Kopfhörers, umso mehr fällt auf, wie schlecht Sprache meist noch über das Mobilfunknetz übertragen wird. Damit uns das Gegenüber auch versteht, HD Voice hin oder her, sollten wir den Kopfhörer auch richtig herum aufsetzen, denn die Mikrophone sind natürlich vorne an den Muscheln angebracht. Aber schon aus Interesse an der Musik wollen wir den linken Kanal nicht auf dem rechten Ohr haben. Plantronics erleichtert die richtige Ausrichtung auch mit einer großen Beschriftung auf dem Gewebe vor den Lautsprechern.

Fazit

Der Preis von um die 300 Euro ist nicht ohne. Wer aber längere Zeit bei der Arbeit oder auf Reisen konzentriert Musik hören, aber dennoch erreichbar bleiben will, bekommt mit dem Voyager 8200 UC ein geeignetes Gerät mit hoher Klangqualität und trotz Bauart noch akzeptablen Tragekomfort. Für den Sport greifen wir zu anderen Lösungen und auch für das Wohnzimmer gibt es geeignetere Kopfhörer. Denn manchmal wollen wir völlig unerreichbar Musik oder Hörspiele hören. Nicht getestet an Mac und iPhone, da dort irrelevant: Der Voyager 8200 lässt sich auch mittels NFC mit einem Abspielgerät koppeln. Auch waren wir mit der Reichweite mehr als zufrieden, sodass wir den beiliegenden USB-Dongle für deren Erhöhung nicht ausprobieren mussten. Unser Mac hat ohnehin nur noch USB-C... (Macwelt)

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