Platinum wird paneuropäischer TK-Lösungsanbieter

24.01.2002

Die rund 6.500 europäischen Servicemitarbeiter des TK-Ausrüsters Alcatel erhalten einen neuen Arbeitgeber: Der auf IT-Übernahmen spezialisierte US-Investor Platinum Equity kauft zu einem ungenannten Preis die in 17 europäischen Ländern vertretene Ver- triebs- und Serviceabteilung der Franzosen. Mit welchen Konsequenzen, ist bisher unklar. Erst nach dem abgeschlossenen Kauf Ende Februar werde sich Platinum zu Fragen des Mitarbeiterbestands und der künftigen Ausrichtung äußern, erklärte Unternehmenssprecher Udo Reckemeyer gegenüber ComputerPartner.

Investor Platinum Equity, 1995 gegründet und seitdem unermüdlich TK- und Netzabteilungen von Fremdfirmen kaufend, erklärte, durch den Erwerb könne seine amerikanische Vertriebsorganisation Nextira One zu einer europäischen Vertriebsgröße werden. Bislang versorgte die Platinum-Tochter Firmen in Nordamerika mit Sprach- und Datenprodukten sowie Serviceleistungen. Umgekehrt werde Alcatel seine Sprach- und Datenprodukte nun in Europa und den USA über Platinum vertreiben.

In Deutschland läuft die im Jahr 2000 ausgegliederte Serviceorganisation mit rund 1.550 Mitarbeitern unter dem Label Alcatel E-Business Distribution GmbH. Ihr Hauptsitz ist im Stuttgarter Stadt-teil Weilimdorf, Geschäftszweck der Vertrieb von Sprach- und Datenkommunikationslösungen. Im vergangenen Jahr betrug der Umsatz nach Unternehmensangaben 335 Millionen Euro. Europaweit setzte die Alcatel-Tochter rund 1,5 Milliarden Euro um. Ihre Kundenbasis betrug rund 400.000.

Unternehmenssprecher Reckemeyer erklärte gegenüber ComputerPartner, seit Ende 2000 sei Alcatel auf Käufersuche gewesen. Aber auch die Möglichkeit sei erwogen worden, die Vertriebsorganisation unter einem eigenen Namen selbständig werden zu lassen, so Reckemeyer.

Von dieser Variante gingen Alcatel-Mitarbeiter auf der Exponet 2001 noch aus, wie ein Gespräch am Alcatel-Stand in Köln zeigte. Insofern dürfte der Verkauf für viele Mitarbeiter der Alcatel E-Business Distribution GmbH überraschend gekommen sein. Doch die IT-Krise hinterlässt Spuren. (wl)

ComputerPartner-Meinung:

Mit dem Verkauf seiner Serviceabteilung an Platinum glaubt Alcatel, sich im wichtigen US-Markt eine funktionierende Vertriebsorganisation eingehandelt zu haben. Dafür ist der französische TK-Ausrüster bereit, seine europäische Vertriebstochter zu verkaufen. Der Preis erscheint hoch - nun ist Alcatel genötigt, sich zusätzlich zu seinem Direktvertrieb neue Partner zu suchen.

Aber auch für Platinum dürfte der Sprung auf den europäischen Kontinent nicht einfach sein. Es kann zwar auf zehntausende von Kunden setzen, doch ob Akquisitionen im stagnierenden Neukundengeschäft für die amerikanische Firma einfach sind, muss bezweifelt werden. Doch Europas Systemintegratoren bekommen einen aggressiv agierenden Konkurrenten mehr. Platinum investiert mit klarem Ziel: Das übernommene Unternehmen muss profitabel agieren. (wl)

www.peh.com

www.alcatel-ebusiness.de

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