Cisco hat in China zwar 80 Prozent des Routermarktes erobert, ist aber auch stark in Kritik geraten, weil der Netzwerkausrüster der chinesischen Regierung geholfen haben soll, das so genannte "Polizeinetz" aufzubauen.
Kolumnisten der Washington Post und vom Boston Globe haben Cisco für den Aufbau des Polizeinetzes in China sogar mit IBMs Unterstützung der Deutschen während der Nazizeit verglichen. Big Blue wird vorgeworfen, indirekt vom Holocaust profitiert zu haben.
Das von Cisco in China eingerichtete "Polizeinetz" gewährt chinesischen Ordnungshütern Zugriff auf Daten der Arbeitsstelle von Privatpersonen, einschließlich solche über politisches Verhalten, die familiären Hintergründe, Fingerabdrücke, Fotografien und andere Bildinformationen. Außerdem können die chinesischen Amtshüter mit Hilfe des Systems den Besuch von Webseiten der letzten drei Monate überprüfen und private E-Mails überwachen.
Ethan Gutmann, Autor des Werks "Losing the New China - A story of American Commerce, Desire, and Betrayal" (übersetzt etwa: (Wir) verlieren China - Geschichte von amerikanischem Handel, Verlangen und Vertrauenslust oder Verrat), hat auf einem Forum in Taipei, taiwanesische Firmen gewarnt, dem Beispiel Ciscos zu folgen. Gutmann behauptet, Cisco habe das "Polizeinetz" auf einer Messe in Shanghai 2002 (Cebit Shanghai?) den Pekinger Behörden präsentiert. Ein Jahr später, nämlich im Juni 2003, sei das System in allen chinesischen Provinzen außer Sichuan (Tsechuan) bereits implementiert worden. Gutmann zufolge verstoße das System gegen den US Foreign Relations Authorization Act (Ermächtigungsgesetz für US-Außenbeziehungen) von 1990/91. Jenes untersagt "die Vergabe von Lizenzen ... von jedweden Instrumenten zur Verbrechenskontrolle oder Überwachung an die Volksrepublik China". (kh)