Power-Chip will Videokonferenzen endlich auf die Beine helfen

24.02.2000
Videokonferenzlösungen sind in der Regel teuer und stellen hohe Anforderungen an die Hardware. Zudem sind PC-Komponenten einem schnellen Lebenszyklus unterworfen. Dies alles trifft auf das neue Videokommunikationsboard von Max Internet nicht zu.

Die Kommunikation per Telefon ist eine Selbstverständlichkeit. Dass sich die Gesprächspartner gegenseitig nicht sehen können auch. Bildtelefonie verbindet man bisher eher mit dem Raumschiff Enterprise, und der viel gepriesene Videoconferencing-Markt ist bis dato lediglich ein Nischensegment. Gute Produkte sind sehr teuer und werden in der Regel nur von großen Unternehmen gekauft. Geräte, die in erschwinglichen Preisregionen angeboten werden, sind dagegen qualitativ nicht gut genug. In diese Lücke will Max Internet mit der "Max ic Live"-Karte stoßen.

Mit diesem Board sollen sich herkömmliche Desktop-Computer mit der nötigen Leistung für unterschiedlichste Aufgaben der Videokommunikation - beispielsweise Videoconferencing, -streaming oder -entertainment - ausstatten lassen. Das Herzstück der Karte ist der "Internet-Media-Prozessor", der mehrere Aufgaben parallel verarbeiten kann und alle Videooperationen getrennt von der CPU des Rechners steuert. Zudem kann die Max ic Live mit einem außergewöhnlichen Funktionsumfang aufwarten. Dieser umfasst neben der Videokonferenzlösung eine Soundeinheit mit Dolby-Surround-Option, eine Videocapture-, Mpeg- und DVD-Dekodereinheit, einen Scankonverter, ein 33.6k-Modem sowie eine 2D-Grafikkarte.

Der Lieferumfang beinhaltet neben dem AGP-Board eine Expansion-Karte, auf der die Videoein- und -ausgänge, ein SPDIF-Anschluss sowie ein Joystick-Port zu finden sind. Das Modul ist in ein Slot-Blech integriert, das keinen Steckplatz belegt. Die Verbindung wird über ein Flachbandkabel hergestellt.

Der Käufer erwirbt zudem ein umfangreiches Software-Paket. Max Video enthält ein Videobearbeitungsprogramm, das es erlaubt, Videofilme im Mpeg1-Standard aufzuzeichnen und nachzubearbeiten - und das aus einer Vielzahl unterschiedlichster Quellen wie einem VCR, Camcorder oder dem Internet heraus.

Mit dem enthaltenen Entertainment-Center lassen sich DVD-Filme in bester Audio- und Videoqualität abspielen. Die englische Installationsanleitung genügt lediglich einfachen Bedürfnissen. An einer deutschen Version wird derzeit noch gearbeitet.

Ein PC im PC

Die Installation birgt grundsätzlich keine großen Schwierigkeiten. Die Karte muss zwingend als erstes Grafikboard installiert sein. Wird ein Upgrade vorgenommen, empfiehlt es sich, alle anderen Treiber zu deinstallieren.

Laut Hersteller integriert der Anwender mit der Max ic Live quasi einen Supercomputer in seinen PC. Und in der Tat ist das Board als 2D-Grafikkarte eine Rakete. Der Prozessor ist in der Lage, bis zu 3,6 Milliarden Operationen pro Sekunde abzuarbeiten. Zum Vergleich: Ein Pentium-Chip erreicht gerade einmal rund 500 Millionen Berechnungen pro Sekunde. Durch seine extreme Leistungsfähigkeit in Verbindung mit einem eigenen proprietären Betriebssystem entlastet der Internet-Media-Prozessor die CPU von allen rechenintensiven Videooperationen. Diese kann sich dadurch ganz den Aufgaben widmen, für die sie entwickelt wurde: der Steuerung des Gesamtsystems.

Intern arbeitet die Videokarte mit einer Bus-Geschwindigkeit von bis zu 600 MB pro Sekunde. Um dieses Leistungspotential nicht durch den Einsatz langsamerer Komponenten letztlich wieder zunichte zu machen, kommt ausschließlich ein Rambus-Speicher zum Einsatz, der zehnmal schneller sein soll als üblichen SDRAMs. Das Resultat ist eine flüssige Bildwiedergabe bei Videokonferenzen und ruckelfreies Abspielen von DVDs oder Videos über das Internet. Die Bild- und Tonqualität sind einwandfrei.

Die Max ic Live ist in erster Linie für den Unternehmenseinsatz ausgelegt und verfügt daher im 3D-Bereich nur über einen sehr eingeschränkten Funktionsumfang. Anwender, die auch spielen wollen, können aber beispielsweise eine Voodoo II (PCI) als Add-on-Karte dazuschalten. Eine Videokonferenz wird über das Internet aufgebaut.

Software kommt noch von Microsoft

Als Software verwendet Max Internet derzeit noch Microsofts Netmeeting. Für die Zukunft ist eine eigene Software-Version geplant, die eine bessere Bildqualität in einer höheren Auflösung ermöglichen soll. Die ic Live arbeitet mit den unterschiedlichsten Netzwerk- und Telekommunikationsumgebungen wie Internet, IP, ADSL oder ISDN.

Um eine Videokonferenz abzuhalten, müssen sich die Teilnehmer auf einem bestimmten Server verabreden. Netmeeting bietet beispielsweise einige Microsoft-Server an, aber auch Max Internet selbst stellt virtuelle Treffpunkte zur Verfügung. Die Qualität bei einer ISDN-Verbindung ist gut. Via Netmeeting können die Teilnehmer untereinander Dateien austauschen oder gemeinsam in Programmen arbeiten, die nur auf einem Rechner vorliegen.

Die Qualität der Kamera ist für ein gutes Bild ausschlaggebend. Max Internet empfiehlt daher, nicht an der Kamera zu sparen. Dies bestätigt sich auch im <B>ComputerPartner</B>-Test. Mit einer Quickcam Express USB von Logitech sind die Farben dunkel, das Bild ist leicht ruckelig und wirkt körnig. Die Mustek Video Cam Color wird an den Videoport der Max ic Live angeschlossen und bringt einwandfreie Ergebnisse auf den Bildschirm.

Geringe Anforderungen

Ein weiterer großer Vorteil des Multifunktionsproduktes ist, dass es keine Ansprüche an die Hardware stellt. Da die Karte alles selbst macht, reicht ein PC mit einem Celeron-400-Prozessor völlig aus. Unternehmen müssen daher nicht noch zusätzlich Hardware investieren. Die Max ic Live ist - gemessen an der gebotenen Leistung - mit einem Händlereinkaufspreis von etwa 650 Mark alles andere als teuer.

Die Karte ist erklärungsbedürftig und muss als Lösungsprodukt präsentiert werden. Die Max ic Live ist weit mehr als nur ein All-in-One-Video-Board. Der Hersteller stellt weniger die Karte als den Internet-Media-Prozessor in den Vordergrund. Zu Recht, denn die Leistung ist wahrlich beeindruckend. Während einzelne Grafik-, Sound- und Videoprodukte nur über einen kurzen Lebenszyklus verfügen, rechnet Max Internet mit einer Lebensdauer von drei Jahren. Sollte ein Upgrade nötig sein, oder sollten neue Standards auf den Markt kommen, kann der Anwender sein Board einfach mit einem Bios-Update wieder auf den neuesten Stand bringen.

Aufgrund des Preis-Leistungs-Verhältnisses soll die Max ic Live vor allem für Anwendergruppen interessant sein, für die Videokonferenzen ein bislang viel zu teures Vergnügen darstellten: Sohos sowie private und gewerbliche Einzelanwender. Und für den Fachhandel ist die Max ic Live sicherlich ein sehr interessantes Produkt. Neben der Steckkartenversion will der Hersteller zudem auch eine externe Settop-Box auf den Markt bringen, die neben der Videokonferenz das Versenden von E-Mails ermöglichen soll sowie obendrein als DVD-Player fungieren kann. (kfr)

<b>Kurzgefasst</b>

Ob es dem hierzulande noch unbekannten Unternehmen Max Internet gelingt, den Internet-Media-Prozessor als Markennamen zu etablieren, muss sich zeigen. Die "Max ic Live"-Karte entpuppt sich jedenfalls als zukunftssicherer Alleskönner mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Unternehmen können mit relativ wenig Investitionsaufwand ihre Rechner Videokommunikations-tauglich machen.

Anbieter:

Max Internet Communications Deutschland GmbH

Kennedyallee 97a

60596 Frankfurt

Tel. 0 69/69 76 78-0

Fax 0 69/69 76 78 50

www.maxic.com

Preis:

HEK: 649 Mark

VK: 999 Mark

Vertrieb/Distributoren:

Emea, Peacock

Wertung:

Gerät: 1

Handbuch: 3

Lieferumfang: 2

Ease-of-Use: 2

Händler-Support: 2-3

CP-Tipp: 2

(Bewertung nach Schulnoten)

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