Power5 für den Mittelstand

15.07.2004
Die ersten Power5-Server, die IBM ab Ende August in den Markt bringt, zielen auf den Mittelstand ab. Von ComputerPartner-Redakteur Wolfgang Leierseder

Nicht nur als Rechner, sondern als "Investition" will IBM die neuen "eSeries"-Server 520, 550 und 570 betrachtet wissen. Peter Pötschulat, bei IBM IT-Architekt und mit den technischen Einzelheiten der 2-, 4- und 16-Wege-Maschinen bestens vertraut, sagt dies, da er annimmt, dass der Mittelstand in Rechner langfristig investiert. Allein die Tatsache, dass AS/400-Rechner nach wie vor als Hosts für zentrale und oftmals verteilte kritische Anwendungen in Unternehmen mit 200 bis vielleicht 3.000 Mitarbeitern Dienst tun, bestätigt ihn.

Mainframe-Funktionen für den Mittelstand

Daraus hat IBM den Schluss gezogen, das jetzt vorgestellte Highend-Modell 570 wahlweise mit dem rückwärtskompatiblen "AIX5L", Version 5.3, oder "i5/OS", das seit Mai erneuerte OS/400, anzubieten. "Für den Mittelstand ist Variantenvielfalt (bei Betriebssystemen) entscheidend", erklärt Pötschulat. Dass IBM damit seine Ankündigung wahr macht, die 64-Bit-Architektur für seine Server plattformneutral zu gestalten, zeigt auch, welches Know-how der IT-Riese hausintern mobilisieren kann.

Als entscheidende Argumente für die drei Modelle zählt Pötschulat auf: Die Möglichkeit, auf einem Prozessor mehrere virtuelle Server laufen zu lassen, auf denen verschiedene Betriebssysteme - neben AIX Suses oder Redhats Linux - eingesetzt werden können. Das in Unix-Kreisen bekannte "Micropartitioning", IBMs "Virtualization Engine", die Prozessoren Server mit unterschiedlichen Betriebssystemen vorgaukelt, und "dynamische logische Partionierung" sorgen dafür. Letztere, von Mainframes her bekannt, ermöglicht, Partitionen innerhalb von Sekunden anforderungsgerecht umzukonfigurieren.

Des Weiteren ist es IBM laut Pötschulat gelungen, die Dual-Core-Prozessoren so zu konstruieren, dass sie mitttels der "Virtualization Engine"-Technologie in je zehn Prozessoren logisch aufgespaltet werden können.

So kann die Vier-Wege-Maschine "550" in 40 Partitionen aufgeteilt werden. Sie ist dennoch dazu fähig, unabhängig von den gerade eingesetzten Betriebssystemen, gemeinsame Workloads vorzunehmen. Ferner spendierte IBM seinen Rechnern "Virtuelles Ethernet", um über den Server Ressourcen in einem Unternehmensnetz wie Plattenspeicher zentral zuweisen zu können, sowie weitere Mainframe-Technologien wie "Virtuelles I/O", die Fähigkeit, Grid zu bilden sowie CPU-genaue Abrechnung.

Doch die Kunden müssen nicht die Rechnerkapazitäten von Anfang an bezahlen. IBM hat nicht nur eine Teststrecke von 30 Tagen nach Kauf vorgesehen, während derer Kunden ausprobieren, wie viele CPUs sie tatsächlich einsetzen werden, sondern sich auch zu einer "Express"-Variante entschlossen. Bei dieser kaufen Kunden einen per Default abgespeckten Rechner. Ist der Rechner, sprich CPU-Bedarf, größer als angenommen, schalten sie die CPUs frei.

Die Preise für die Rechner, deren Einstiegsmodell 520 schon bis zu 32 GB Hauptspeicher bietet, und die als Tower und Rack-Version lieferbar sind, nannte IBM noch nicht. Sie dürften sich im Bereich der bisherigen Unix-Server bewegen - ab 15.000 Euro aufwärts.

Meinung des Redakteurs

Investitionssicherheit im Mittelstand heißt administrationsfreundliche Serverkonsolidierung auf der Hardwareseite, vereinheitlichte Rechner, applikationsgerechte Workloads, Nutzung der tatsächlich benötigten Kapazitäten bei Beibehaltung der eingesetzten Betriebssysteme. Dies erfüllen die neuen Servermodelle von Big Blue, weshalb diese gute Chancen haben, IBM neue Kunden heranzuführen.

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