Preisgestaltung bei DRAMs: "Mit Logik hat das nichts zu tun"

26.06.2003
An das ständige Auf und Ab bei DRAM-Preisen hat man sich schon gewöhnt. Nun dreht sich die Preisspirale mal wieder nach oben. Und wie immer haben Branchenkenner sofort eine Erklärung parat. Doch wie geht es wirklich weiter?

Schienen sich die Preise für DDR-Chips in der vergangenen Woche zu stabilisieren, vermeldete der Online-Dienst "DRAM Exchange" am Montag einen Preisanstieg fast aller gängigen Chipkapazitäten. Einzig der Preis für 64-Megabit-DDR-Chips scheint (noch) stabil zu sein.

Den höchsten Preisanstieg von mehr als 3,5 Prozent mussten Käufer des 256 Mbit DDR 333 hinnehmen. Alle anderen Chips verteuerten sich um nur wenige Prozentpunkte.

Die Erklärungen der Branchenkenner für den Anstieg sind vielfältig: Die einen glauben, dass Intels neue Chipsätze für eine vermehrte Nachfrage nach DDR400-Bausteinen gesorgt hätte. Andere wiederum vermuten, dass Distributoren durch die steigenden Preise aufgeschreckt wurden und jetzt ihre Lager auffüllen würden. Und wiederum andere mutmaßen, dass Hersteller mit dem Preisanstieg nur ihre Quartalszahlen schönen wollen. Doch das scheint eher aus der Luft gegriffen zu sein. Mit den paar Cent Preisanstieg ließen sich die Verluste der vergangenen Monate auch nicht mehr schön reden, so die Meinung von Insidern. Eine Allokation bei den großen Kapazitäten soll es nach Meinung der Experten nicht geben. Auch von einer vermehrten Nachfrage könne keine Rede sein. Die Margen der Hersteller im Chipmarkt sind schon auf ein fast unerträgliches Maß geschrumpft. Die Branche leidet unter Überkapazitäten, die den Preis für einen Standardchip auf ein Niveau gedrückt haben, das unterhalb der Herstellungs-kosten liegt.

"Mit Logik hat der DRAM-Markt absolut nichts zu tun", äußert sich ein Brancheninsider gegenüber ComputerPartner. Die Käufer im Spotmarkt wollen immer weniger Geld für den einzelnen Chip auf den Tisch legen, so ein Kenner der Szene. Deshalb werden die Hersteller gezwungen, zu absoluten Dumpingpreisen zu verkaufen. Richtig Geld können sie mit ihren Chips nicht mehr verdienen.

Experten glauben deshalb, dass etliche Chipfabrikanten bald vom Markt verschwinden werden. Weniger Hersteller bedeutet aber auch weniger Chips. Sind die Überkapazitäten erst einmal abgebaut, wird sich der Chippreis mittelfristig wieder auf einen ertragreichen Level stabilisieren.

Hoffnungsträger Flash-Speicher

Heute haben die Anbieter nur die Wahl, durch effizientere Produk-tionsmethoden die Stückkosten zu senken oder höherwertigere Chips zu fertigen, die dann einen höheren Verkaufspreis erzielen. Das erfordert aber eine Umstellung der Produktionsstraßen oder gleich den Bau einer neuen Chipfabrik. Beides bedingt jedoch immer eine Großinvestition.

Ein Markt, der bislang immer unterschätzt wurde, scheint jetzt zum Rettungsanker zu werden: Die Rede ist vom Flash-Speicher. Hier kann noch richtig Geld verdient werden. Besonders Chips mit 128 MB Kapazität sind gefragt wie nie. Diese Chips werden zum Beispiel in USB-Sticks und Smart Media Cards eingesetzt. Auch größere Kapazitäten wie 256 oder 512 MB werden aus 128-MB-Chips zusammengesetzt. "Zurzeit können 30 Prozent des Marktes nicht bedient werden", erklärt George Linardatos, Chef von Transcend Deutschland. "Und die Nachfrage nach diesen Chips wird noch steigen", so Linardatos weiter. In der Urlaubszeit steigen die Verkäufe von Digitalkameras und natürlich auch von Speichermedien für diese Geräte an.

Chiphersteller haben das erkannt und rüsten deshalb gerade ihre Produktionsstraßen auf Flash um. Das wird aber zu einer Verknappung von herkömmlichen Speichermodulen führen. Und hier sind nicht die schnellen DDR-400-Module gemeint, sondern ältere, langsamere Speicherchips, die im Moment keinen Gewinn bringen. Deren Preise werden durch die Umrüstung auch bald anziehen.

www.dramexchange.com

ComputerPartner-Meinung

Die Weiterentwicklung im DRAM-Markt hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wie schnell können die Hersteller ihre Produktionsstraßen um-rüsten. Schaffen sie es noch, in den Sommermonaten den Markt mit den dringend benötigten Flash-Speichern zu versorgen? Nur wer schnell diese zurzeit heiß begehrten Chips auf den Markt bringen kann, wird Gewinne machen. Spätestens zum Herbst wird die Allokation von 128-MB-Flash-Chips beseitigt sein; dann haben alle Hersteller sie im Portfolio. Aber dann werden andere Chips knapp, deren Produktion zu Gunsten der Flash-Speicher gedrosselt wurde. (jh)

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