Preisrutsch im Komponentenmarkt

11.01.2001
Nach der starken Allokation fast sämtlicher Komponenten in den letzten Monaten des vergangenen Jahres hat kurz vor Weihnachten eine Trendwende eingesetzt.

Besonders Festplatten mit kleiner Kapazität waren in den letzten Monaten stark von der Verknappung betroffen. Zur Zeit sind zwar 10-GB-Platten wieder erhältlich, allerdings noch nicht in dem Ausmaß, wie es die Systemintegratoren gerne hätten - aber sie sind wenigstens wieder verfügbar. Alle anderen Kapazitäten sind in ausreichender Menge vorhanden. Bis auf IBM-Festplatten mit 30 GB Fassungsvermögen: Die sind nur unter Schwierigkeiten erhältlich. Sie werden nun von der 45-GB-Serie bei minimalem Preisaufschlag ersetzt. Der Trend geht allgemein zu höheren Kapazitäten bei ständig fallenden Preisen. Durch den stark unter Druck geratenen Dollarkurs traut sich jetzt keiner mehr, sein Lager zu füllen. Außerdem ist jetzt die Zeit für Inventuren gekommen, wo praktisch ein großer Kehraus eingesetzt hat. Alle räumen ihre Lager, was sich natürlich auf die Preis auswirkt.

Eine Trendwende hin zu den DVD-Laufwerken sieht Andreas Herrmann, Vertriebsleiter von Krystaltech Lynx, noch nicht gekommen: "Der verkaufte Anteil von DVD-Laufwerken ist zwar gestiegen, aber eine Ablösung der CD-ROM-Laufwerke ist noch lange nicht in Sicht."

Denn es gibt zur Zeit kaum Anwendungen, die ein DVD-Laufwerk erfordern. 650 Megabyte Datenvolumen reichen für die meisten Anwendungen vollständig aus. Einzig im Lexika-Bereich kommen zögernd die ersten Software-Titel auf den Markt. Insider rechnen allgemein mit einem starken Preisrutsch bei den optischen Laufwerken. Preise für CD-ROM-Laufwerke werden in nächster Zeit um etwa zehn Prozent fallen. Made-in-China-Produkte rutschten schon in der letzten Woche von 27 auf 25 Dollar. Branchenkenner rechnen inzwischen schon mit einem Händler-EK von 139 Mark für ein DVD-Laufwerk. Ausgenommen von diesem Abwärtstrend sind allerdings Laufwerke von Pioneer. Aufgrund der starken Nachfrage nach Geräten dieses Herstellers rechnen die Distis immer noch mit der sogenannten Pioneer-Prämie.

Im Grafikkartenmarkt wird sich im kommenden Jahr einiges tun. Branchenkenner vermuten einen starken Schwenk der Endkonsumenten von den Marken-Grafikkarten zu den No-Names. Der Grund ist ganz einfach. Es gibt nur wenige Hersteller von Grafikchips, die ihre Produkte auf dem freien Markt anbieten. Zu diesen Produkten wird ein genaues und ausgereiftes Layout für die Leiterplatten mitgeliefert. Damit kann jeder Interessent seine eigene Grafikkarte herstellen und es besteht technisch gesehen kein Unterschied zu einer Markenkarte. Dieser Umstand ruft natürlich die No-Name-Anbieter auf den Plan. Diese können "Highend-Grafikkarten" beispielsweise mit dem Geforce-MX-Chip von Nvidia rund 30 Mark billiger anbieten als die Markenhersteller. Diesen Punkt haben die Hersteller von No-Name-Produkten aber gerade erst entdeckt. 2001 werden sich jetzt viele weitere Hersteller darauf konzentrieren, Billig-Grafikkarten mit Highend-Chips auf den Markt zu werfen.

Bei den Halbleiterspeichern werden die Preise nach Meinung von Insidern noch ein weiteres Stückchen nachgeben. Aber bald sei das Ende der Fahnenstange erreicht, prohezeien die Analysten. Dann sollen die Preise auf niedrigem Niveau stabil bleiben.

Der große Verlierer im Prozessormarkt war letztes Jahr Intel. Zwar ist der Chipgigant immer noch Marktführer, doch besonders im Consumer-Markt musste er stark Federn lassen. AMD hat zur Zeit hier die Nase ganz vorn. Im Business-Geschäft wird Intel auch in Zukunft noch die Nase vorn behalten, doch auch hier ist mit dem Erzkonkurrenten zu rechnen. Denn immer mehr Entscheider verlangen nach den preiswerteren AMD-Rechnern. Insider schätzen, dass sich auch hier AMD bald mit rund 50 Prozent Marktanteil etablieren wird. (jh)

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