Premiere: Linux-Only-Server von IBM

16.09.2004
Erstmals bringt Big Blue mit dem E-Series Open Power 720 einen Server auf den Markt, der ausschließlich mit dem offenen Betriebssystem angeboten wird. Offen ist auch der Vertriebsweg. Jeder interessierte Fachhändler kann die Server über die Distribution bestellen, auch wenn er bis dato kein lizensierter IBM-Partner ist. Von ComputerPartner-Redakteurin Ulrike Goressen

In direkter Konkurrenz zu den Einsteiger-Unix-Servern von HP und Sun will IBM den neuen E-Series Server Open Power 720 mit Linux als Betriebssystem etablieren. Laut Simone Rohde, Direktorin P-Series bei IBM, soll der neue 4-Wege-Server so leistungsfähig sein, dass er sich auch im 64-Bit-Umfeld behaupten kann. Grundsätzlich sei er aber als direkte Konkurrenz zu Intels 32-Bit-Produkten konzipiert, auch preislich.

Der Linux-Server kommt am 24. September 2004 wahlweise mit 1,5 GHz oder 1,65 GHz-Power5-Microprozessor sowie einer Drei-Jahres-Garantie auf den Markt. Er ist als 4-Wege-Rack oder als Tower mit maximal 64 GB Arbeitsspeicher erhältlich. Der Open Power 720 unterstützt SLES 9 von Novell Suse Linux und RHEL AS 3 von Red Hat. Der Einstiegspreis beträgt 5.000 Dollar. Demnächst folgt eine Virtualisierungslösung zum Preis von 2.000 Dollar. Das ist laut Rohde die einzige 64-Bit-Virtualisierungslösung für Linux auf dem Markt. Für die erste Jahreshälfte 2005 plant IBM zusätzlich noch ein 2-Wege-Open-Power-System.

Die Marktnachfrage ist laut Rohde sehr groß. Nicht allein die öffentliche Hand will ihre IT immer häufiger komplett auf Linux-Systeme umstellen, auch der Mittelstand konsolidiert seine Server-Leistungen immer häufiger in der 4+-Wege-Welt.

Das zeugt nach Ansicht von Rohde und Thomas Harrer, E-Server-System-Architekt bei IBM, für den Reifeprozess der Linux-Server. Kamen sie anfangs vermehrt im Bereich Infrastruktur als günstige, hochgradig standardisierte Server zum Einsatz, so können die Linux-Server nun vermehrt in geschäftskritischen Bereichen genutzt werden. Auch die mittelständischen Kunden hätten sich geändert; sie setzten nicht mehr auf proprietäre Systeme wie Unix und suchten im ERP-Umfeld nach Alternativen zum mächtigen SAP. Der Umstieg auf Linux würde zusätzlich vereinfacht, da immer mehr Studenten mit Solaris-Wissen im Mittelstand die IT verantworten und deshalb Linux bevorzugten.

Aber auch die Distribution wird offen. So kann jeder Fachhändler, auch ohne Zertifizierung, die Linux-Server über die Distributoren kaufen.

Meinung der Redakteurin

IBMs Angebot eines Linux-Only-Servers ist mutig. Dank des attraktiven Einstiegspreises sowie der Öffnung der Distribution für jedermann hat die neue Server-Familie aber gute Chancen, sich einen erklecklichen Marktanteil zu sichern.

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