Presseschau

18.06.1998

Süddeutsche ZeitungAmerikas Wettbewerbshüter werfen Prozessorhersteller Intel illegales Verhalten vor. Das Unternehmen soll seine monopolistische Marktstellung dazu benutzt haben, die drei Firmen Compaq Computer, Intergraph Corp. und Digital Equipment in Sachen Patentstreitigkeiten von Informationen abgeschnitten zu haben. Dazu schrieb die "Süddeutsche Zeitung" Nr. 131 am 10. Juni 1998:

Seit Jahren sind die amerikanischen Wettbewerbshüter Intel, dem weltgrößten Hersteller von Chips, auf den Fersen. Ebenso lange versucht das Unternehmen mit einem Marktanteil von rund 90 Prozent ein Monopolverfahren zu vermeiden. Firmenintern gab es sogar Übungen, bei denen Angestellte Durchsuchungen simulierten und in eigenen Büros nach verdächtigen Unterlagen fahndeten. Doch alle Vorsicht scheint umsonst gewesen zu sein. Am Montag (08. Juli 1998; Anm. d. Red.) reichte die Federal Trade Commission (FTC) eine seit zwei Wochen erwartete Klage gegen Intel ein. (...) Intel wies die Vorwürfe zurück. Das Unternehmen habe sich "in beispielloser Weise" bemüht, die Gesetze einzuhalten, hieß es in einer am Montag veröffentlichten Erklärung. Man werde das Verfahren bis zu den höchsten Gerichten durchfechten, denn Intel müsse die Entscheidung darüber überlassen bleiben, wem man technische Informationen vorab weitergebe.

Frankfurter Allgemeine

Und auch die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" Nr. 132 griff am 10. Juni 1998 dieses Thema auf:

Intel hat angekündigt, sich mit aller Entschlossenheit zu verteidigen. Doch halten viele Fachleute für möglich, daß Intels neuer Chief Executive Officer (Geschäftsführer) Craig Barrett eine außergerichtliche Beilegung des Streits anpeilt. Barrett, der Mitte Mai das Amt des Geschäftsführers von Andrew Grove übernommen hat, hat sich bereits bemüht, einen langjährigen Konflikt mit dem Rivalen Advanced Micro Devices beizulegen. Intel müsse schon deshalb an einer Beilegung der Auseinandersetzungen gelegen sein, damit die Führung sich ganz auf ihre größte Herausforderung konzentrieren könne, heißt es, nämlich der Entwicklung des PC-Marktes hin zu vergleichsweise billigen - und damit weniger lukrativen - Mikroprozessoren.

Handelsblatt

Auch die Wirtschaftszeitung "Handelsblatt" Nr. 109 vom 10. Juni 1998 berichtet über die Klageerhebung gegen Intel:

Mit einem erstem Urteil ist in einem Zeitraum von etwa drei Monaten bis zu einem Jahr zu rechnen. Von Antitrust-Fachleuten wird dabei der Fall als nicht einfach eingestuft. Will die US-Regierung gewinnen, müsse sie gleich mehrere Sachverhalte nachweisen. So muß z. B. der Beweis erbracht werden, daß Intel nicht nur seinen Rivalen geschadet habe, sofern die drei genannten Computerhersteller (Compaq Computer, Intergraph Corp., Digital Equipment; Anm. d. Red.) überhaupt als Intel-Konkurrenten bezeichnet werden können. Außerdem muß nachgewiesen werden, daß dieses Verhalten der Mikro-Industrie als solches geschadet habe. Dies dürfte nach Ansicht von Analysten mit dem vorliegenden Material sehr schwer werden und könnte daher auch zu einer erweiterten Anklage führen.

Wirtschafts Woche

Zum geplanten Verkaufsstart von Windows 98 äußert sich die "Wirtschaftswoche" Nr. 23/98:

Dagegen sprechen die Zahlen der unabhängigen Marktanalysten eine wesentlich deutlichere Sprache: Sie kommen zu dem Ergebnis, daß die Einführung von Windows 98 ein Flop werden könnte. Denn trotz riesiger Investitionen in Werbung und Marketing zeigen die Kunden bislang nur geringes Interesse an dem neuen Microsoft-Produkt. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine aktuelle Untersuchung der renommierten Marktanalysten der International Data Corporation (IDC). Ihre Studie geht davon aus, daß Microsoft - verglichen mit der Einführung von Windows 95 - rund 15 Prozent weniger Softwarepakete verkaufen wird. (...) Der Hauptgrund für das geringe Interesse an Windows 98: In der Branche hat sich mittlerweile herumgesprochen, daß das Microsoft-Betriebssystem lediglich eine kosmetische Auffrischung des Vorgängerprodukts ist.

Der Spiegel

Über den nicht enden wollenden Streit um die Nachfolge der CD-ROM - der DVD - berichtet die Online-Ausgabe des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" Nr. 22/98:

Die Verhandlungen über dieses Format stehen kurz vor dem Abschluß, so daß diese CD-Nachfolgerin möglicherweise noch in diesem Jahr auf den Markt kommen kann. Doch nun setzen Sony und Philips auch in diesem umsatzträchtigen Segment auf Konfrontation: Gemeinsam entwickelten sie die Super-Audio-CD (SACD), die mit der DVD-Audio nur wenig gemein hat.

Impulse

Die Bundesregierung sieht laut dem Wirtschaftsmagazin "Impulse" Nr 6/98 im Internet-Handel eine Bedrohung für das Steueraufkommen:

Der elektronische Handel über das Internet stellt eine existentielle Gefährdung der Steuereinnahmen in allen Ländern dar, erklärt Heinz-Jürgen Selling, Regierungsdirektor beim Bundesfinanzminister. Spätestens auf der OECD-Konferenz in Ottawa im Herbst dieses Jahres möchte Bonn ein internationales System zur Besteuerung des Internet durchdrücken. Ein Ansinnen, das in den USA nur Kopfschütteln erntet: Dort will der Kongreß in kürze den Internet Freedom Act beschließen, der Netzsteuern für sechs Jahre untersagt. Nach Vorstellung der Finanzbeamten sollen die Banken die Steuer pauschal abzweigen und an das Finanzamt abführen. Doch der Bundesverband deutscher Banken stellt sich quer. Eine solche Zahlungsverkehrssteuer wirft indes weitere Probleme auf. So ist etwa bei online bestellter und bezahlter, aber konventionell gelieferter Ware künftig eine Doppelbesteuerung nicht mehr auszuschließen.

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